@Doors Es gibt halt das Problem des Paternalismus.
Der Haltung:,,Ich weiß besser, was für dich/XY gut ist. Also mach, was ich sage."
Das ist durchaus okay bei dem Verhältnis Mama/Papa gegenüber dem kleinen Kind.
Wenn das kleine Kind sagt:,,Ich will keine Spritze, das macht aua", ist es durchaus angebracht, wenn die Mutter sagt:,,Ja, mag sein, aber du wirst trotzdem gegen Kinderlähmung und Tetanus geimpft, damit du nicht krank wirst."
Aber wenn man die gleichen Maßstäbe an Erwachsene anlegt, noch dazu als Fremder aus einem weit entfernten Land, dann ist das kniffeliger.
Das hat dann wieder was kolonialistisches oder imperialistisches.
Ich, der große (na gut, so groß bin ich nicht
:D ), weiße, gebildete, aufgeklärte Europäer schlag irgendwo auf und erklär Eingeborenen nun die Welt. Sag ihnen, wie sie zu leben haben, was sie zu tun und zu lassen haben.
Und/oder stell ihnen alles fertig hin, ohne Aufwand, weil ich ja reich genug bin und die armen Kerle ja nichts haben.
Ich sehe da mindestens folgende Probleme:
1. Ich missachte den freien Willen und die Rechte auf freie Entfaltung meiner Mitmenschen.
Wenn ich sie zwinge, nur zu tun, was - aus MEINER Sicht wohlgemerkt - gut und richtig ist, ist das respektlos gegenüber den Menschen und schmälert den Wert des Guten.
2. Ich schaffe mit falscher Hilfe, wie der alleinigen Gabe von Geld oder Gütern, vielschichtige Abhängigkeiten und unterstütze unter Umständen ein negatives System.
Es kann sein, dass sich dann der Herrscher am Ort denkt:,,Wozu soll ich was ändern und Entwicklungen zulassen? Die Ausländer zahlen ja dafür, dass mein Volk grade so über die Runden kommt. Und ich kassiere ordentlich dabei ab. Nur zusehen, dass die nicht zu selbstständig werden..."
Es kann sein, dass Lethargie gefördert wird, wenn die Empfänger der Hilfen sich nur darauf verlassen, dass sie schon Hilfen bekommen werden, mit denen sie gerade so auskommen.
Das ist vor allem dann ein Problem, wenn es ,,billiger" und ertragreicher ist, auf die ausländischen Hilfen zu vertrauen, als selbst zu handeln, weil das eigene Handeln schwer ist, vergleichsweise teuer oder nicht lohnend aufgrund der ausländischen Konkurrenz, die ihre Produkte auf den Welt- und den heimischen Markt wirft.
Auch ist da der Faktor, dass an ein anderes Verhältnis zu selbst erarbeiteten Dingen hat, als zu geschenkten.
Das mussten schon einige Entwicklungshelfer feststellen:
Die Leute in einem Dorf haben sich zwar gefreut über das Abwassersystem oder die Wasserreinigungsanlage.
Aber da die von jemandem außerhalb der Gemeinschaft gebaut wurden, sollten auch Leute von außerhalb der Gemeinschaft die Teile dann instand halten.
Mein Vorschlag ist es, klar zu trennen, in welchen Fällen Formen der Nothilfe wie die Versorgung mit fertigen Gütern oder die Gabe von Geld gut und sinnvoll sind und in welchen sie eine problematische Situation nur festigen.
Wenn irgendwo eine Naturkatastrophe eingerissen ist, dann ist direkt danach Philosophie darüber, warum Hilfe zur Selbsthilfe etc. besser ist, Fehl am Platze. Dann bedarf es tatsächlich Gelder und Hilfsgüter.
Mittel- und langfristig, wenn das Ziel Selbstständigkeit der Menschen ist, ist Hilfe zur Selbsthilfe wiederum die richtige Wahl.
Verschiedene Stufen der Hilfe.
Direkte Nothilfe zur Überwindung direkter Not.
Danach sollte die mittel- und langfristige Hilfe auf dem Programm stehen. Also sollte man nach der direkten Not den Menschen mit Bildung und anderen Mitteln helfen, sich selbst was aufzubauen.