Wegen Hipster-Look
Schweizer legen sich für mehr Bart unters Messer
von Deborah Onnis - Bärte sind in – doch nicht jeder Mann hat genug Bartwuchs, um sich einen wachsen zu lassen. Darunter leiden auch viele Schweizer. Die Nachfrage nach Transplantationen steigt.
Weil er zum trendigen Hipsterlook gehört, wünschen sich viele Männer einen Vollbart. Ist dieser nicht von Mutter Natur gegeben, helfen laut Andreas Krämer von der Beratungsstelle Hairforlife Schweizer Männer immer öfter mit Chirurgie nach. Seit zwei Jahren sei die Nachfrage nach einer dichteren Gesichtsbehaarung gewachsen. Erhielt er einst monatlich nur etwa eine Anfrage zu solchen Eingriffen, sind es es heute sechs im Monat. Gemäss Krämer haben auch prominente Bartträger wie Brad Pitt, George Clooney oder Orlando Bloom «vermutlich diesen Trend angestossen».
Auch Pekka Nyberg, Spezialarzt für ästhetische Chirurgie, kann an seinem Institut in Zürich eine Zunahme an Barttransplantationen beobachten. «Vor allem Schnurrbärte, Bocksbärte und Koteletten sind besonders beliebt», sagt er. Die Interessenten seien «modebewusste» 20- bis 35-Jährige. Auch bei den Kunden der Vermittlungsstelle Hairforlife sieht das Profil der Interessenten ähnlich aus: 20 bis 30 Jahre alt und «insgesamt nach einem guten Aussehen strebend». Oft fühlen sich diese laut Krämer wegen eines schwachen Bartwuchses weniger männlich und leiden darunter psychisch.
«Generell ein heikler Eingriff»
Barttransplantationen sind laut Krämer aber noch wenig erforscht. Deshalb gebe es zum Beispiel in der Schweiz nur wenige auf Barthaar-Transplantationen spezialisierte Ärzte. Alberto Sandon, Spezialist für Haarwurzeltransplantation, findet die Haartransplantation in die Gesichtspartie generell sehr heikel. «Ein Haar kann schnell in eine ungewünschte Richtung wachsen», sagt er. Auch die Bieler Expertin Angela Lehmann zieht eine Transplantation nur in Betracht, wenn der Kunde genügend Gesichtshaare für eine Entnahme besitzt und eine Umverteilung der Barthaare somit möglich ist. Wird laut Lehmann nämlich der Bart – wie oft – mit Haaren vom Hinterkopf verdichtet, falle die dünnere Haarstruktur schnell auf. «Was ästhetisch keine gute Wahl ist und unnatürlich wirkt», so Lehmann.
Tatsächlich kann laut Krämer vor allem bei westeuropäischen Männern, die im Vergleich beispielsweise zu Arabern generell dünnere Haare hätten, die Anwendung der üblichen Technik problematisch sein. Dieses Problem sei dafür bei Türken eher selten, da sie allgemein dickere Körperhaare hätten, die sich auch als Spenderhaare eignen. Da in der Türkei ein voller Bart kulturell einen hohen Stellenwert hat, werden türkische Ärzte öfter mit dieser Transplantationsart konfrontiert und sind deshalb führend auf diesem Gebiet.
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