@CountDracula Es gibt kein gut und böse, sondern nur verschiedene Standpunkte. Gut und böse sind nur dem gesellschaftlichen Konsens geschuldetete Orientierungshilfen für moralisch akzeptables Verhalten. Dieser gesellschaftliche Konsens darüber, der "gut" und "böse" definiert ist aber so wandelbar und vergänglich wie Politik oder die Zeit. Was heute noch als "gut" angesehen wird kann schon in einigen Jahren als "böse" gelten. Es gibt keine absoluten, immer geltenden Normen, was gut und böse ist.
Vielmehr bestimmt unser Standpunkt gegenüber Taten oder Geschehnissen unsere Auffassung davon. Nehmen wir Tepes: Für die Osmanen waren die Gepfählten sicherlich ein furchtbares und grausames Symbol der Abschreckung. Für andere Hingegen galten diese abschreckenden Bilder eher als Symbol des eigenen Schutzes (auch wenn das im aktuellen Beispiel vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist, es sollte dennoch klar sein, wie's gemeint ist). Auf der anderen Seite hätten die Osmanen hingegen aber auch wieder ihre eigenen Züge durch Europa nicht als "böse" angesehen . . . die Völker, die darunter litten hingegen eher schon. Wer ist also der Gute und wer der Böse? Genau, keiner.
Kein heutzutage als geistig zurechnungsfähig angesehener Mensch tritt morgens vor die Tür und sagt sich: "So, heute bin ich mal total böse." Niemand ist der einfachen Bosheit wegen "böse". Und versucht er es doch zu sein, so ist er eher als krank anzusehen, als als "böse". Poe beschrieb dies als "Die Perversion des Bösen". Diese existiert aber nur im Geist des Einzelnen. Nicht als allgemein geltendes Gesetz.
Es schrieb vorhin schon jemand, dass es nur Entscheidungen und Konsequenzen gäbe. Ähnlich sehe ich das auch. Nur muss es ja einen Grund geben, diese Entscheidungen zu treffen. Diese Gründe müssen nicht nachvollziehbar oder akzeptabel sein, aber sie bestehen in der Regel und bilden somit halt die Grundlage jeglicher Taten. Einfaches "böse" sein hat damit aber nichts zu tun.
Man muss sich ja auch nur mal die Geschichte der Menschheit ansehen. Noch vor dreißig - vierzig Jahren war es ganz normal Kinder zu züchtigen, heute ist es - meiner Meinung nach zurecht - verpönt. Wie werden wir wohl in weiteren fünfzig Jahren auf Verhaltensweisen zurückblicken, die heute gang und gäbe sind? Was wird in fünfzig oder hundert Jahren "böse" sein, was wir noch heute für normal ansehen? Wir können es nicht sagen, uns in Anbetracht der Geschichte aber sicher sein, dass es diesbezüglich einige Dinge geben wird, bzw. gibt. Der einzige Unterschied werden die Menschen sein, die unser heutiges Leben beurteilen sowie die Gesellschaft, in der sie leben und die ihre Vorstellungen von "gut" und "böse" bestimmt.
Und überhaupt: Wären die Menschen erst nach der Erfindung des Bieres auf die Idee gekommen, Verhaltensweisen in "gut" oder "böse" zu unterscheiden, so gäbe es nur "gut" und "nach wie vor, aber nicht mehr ganz so gut".
;)