Hinterlassenschaft
15.02.2013 um 23:52Hat einer von euch schon einmal einen seltsamen Geruch aus dem Waschbecken wahrgenommen?
Ich für meinen Teil zumindest nicht, jedenfalls nicht, bevor ich in jene Wohnung zog.
...
Zunächst verdächtigte ich alte Rohrleitungen, in denen sich im Laufe der Jahre allerlei Dreck angesammelt haben musste. Jedoch zeigte mir der Vermieter - ein guter Bekannter- Rechnungen, die den Austausch sämtlicher Leitungen protokollierten, und somit diesen Verdacht eliminierten.
Auch stellte ich ähnliche Gerüche bei anderen Haushalten im gleichen Ort fest.
Da ich selbst nicht auf die Lösung des Rätsels zu kommen schien, versuchte ich das Problem zu ignorieren, was sich allerdings als ziemlich schwierig erwies, zumal ich mich einfach nicht an den Geruch gewöhnen konnte und auch nicht wollte.
Aus vielen Gesprächen die ich führte, erfuhr ich folgende interessante Geschichte, die doch ein wenig morbid anmutet:
In früheren Zeiten - hier spalten sich die Meinungen, due einen sprechen von 90, manch andere von über 120 Jahren- gab es einmal einen Stollen in der Nähe unserer Gemeinde, in dem überwiegend Chinesen arbeiteten. Sie waren billiger zu verhalten als normale Arbeiter, und brauchten aufgrund ihrer im allgemeinen geringeren Körpergröße weit weniger Zeit, um den Stollen in die Tiefe zu treiben.
Eines Tages stürtze ein Teil des Stollens ein, und den Unglücklichen war der Rückweg versperrt.
Der Erzählung zufolge, sprengte man nach geheimer Absprache die restlichen noch zugänglichen Teile des Stollens, und überließ die Arbeiter ihrem Verderben.
Aufgrund zahlreicher Erosionen im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden die Leichen vom Wasser fortgetragen und gelangten - über Umwege nur Gott oder der Teufel kennen- bis in die Leitungen unserer Stadt.
Manch einer derer, die mir diese haarsträubende Geschichte erzählten, behaupteten steif und fest, man könne des Nachts, wenn man aufmerksam lausche, leise den Widerhall von scharrenden Fingern über nassen Steinwänden hören, manchmal ein verhaltenes Schluchzen und manchmal ein hysterisches Lachen.
Ich möchte hier keinerlei Wertung dieser Legende abgeben, denn soviel steht mir nicht zu.
Aber eine Sache möchte ich doch recht gerne ergänzen:
Es gab einmal einen Abwassermeister in unserer kleinen Stadt, der diesen Arbeit bereits seit etlichen Jahren ausübte und kurz vor der Pensionierung stand. Er war ein sehr fröhlicher Geselle, der immer gerne zu Scherzen und dergleichen aufgelegt war und sich großer Beliebtheit erfreute.
Eines Tages stieg er -wie schon dutzende Male zuvor-, den Schacht hinab, lachend und fröhlich wie imme.
Zwanzig Minuten später kam er wieder hervor, und sein Haar, das zuvor nussbraun gewesen war, war jetzt ergraut und seine Augen hatten ihren früheren Glanz verloren.
Seinen Beruf hat er seitdem nie wieder ausgeübt.
Ich kann nichts davon bestätigen, doch den alten Abwassermeister habe ich selbst getroffen. Er war zwischenzeitlich allerdings hoffnungslos dem Alkohol verfallen und nicht bereit, mit mir über jene Dinge zu sprechen. Vielleicht war er einfach schon vorher verrückt geworden und hatte es nur besser verbergen können, als die meisten anderen. Vielleicht aber auch nicht.
Der Alte hatte sich nie jemandem in dieser Sache geöffnet.
Was Fakt ist, und was nur der Fantasy leichtgläubiger entsprang, kann ich nicht beurteilen.
Der üble Geruch aus den Rohren blieb jedenfalls bestehen. Und wenn ich mich abends nach dem Zähneputzen mit meinem Ohr ganz dicht über das Waschbecken lehnte, glaubte ich zuweilen selbst Geräusche zu erhaschen... und mehr als das.
Heute wohne ich nicht mehr dort, und ich bin froh darüber.
Ich grüß euch meine Freunde!
Ich für meinen Teil zumindest nicht, jedenfalls nicht, bevor ich in jene Wohnung zog.
...
Zunächst verdächtigte ich alte Rohrleitungen, in denen sich im Laufe der Jahre allerlei Dreck angesammelt haben musste. Jedoch zeigte mir der Vermieter - ein guter Bekannter- Rechnungen, die den Austausch sämtlicher Leitungen protokollierten, und somit diesen Verdacht eliminierten.
Auch stellte ich ähnliche Gerüche bei anderen Haushalten im gleichen Ort fest.
Da ich selbst nicht auf die Lösung des Rätsels zu kommen schien, versuchte ich das Problem zu ignorieren, was sich allerdings als ziemlich schwierig erwies, zumal ich mich einfach nicht an den Geruch gewöhnen konnte und auch nicht wollte.
Aus vielen Gesprächen die ich führte, erfuhr ich folgende interessante Geschichte, die doch ein wenig morbid anmutet:
In früheren Zeiten - hier spalten sich die Meinungen, due einen sprechen von 90, manch andere von über 120 Jahren- gab es einmal einen Stollen in der Nähe unserer Gemeinde, in dem überwiegend Chinesen arbeiteten. Sie waren billiger zu verhalten als normale Arbeiter, und brauchten aufgrund ihrer im allgemeinen geringeren Körpergröße weit weniger Zeit, um den Stollen in die Tiefe zu treiben.
Eines Tages stürtze ein Teil des Stollens ein, und den Unglücklichen war der Rückweg versperrt.
Der Erzählung zufolge, sprengte man nach geheimer Absprache die restlichen noch zugänglichen Teile des Stollens, und überließ die Arbeiter ihrem Verderben.
Aufgrund zahlreicher Erosionen im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden die Leichen vom Wasser fortgetragen und gelangten - über Umwege nur Gott oder der Teufel kennen- bis in die Leitungen unserer Stadt.
Manch einer derer, die mir diese haarsträubende Geschichte erzählten, behaupteten steif und fest, man könne des Nachts, wenn man aufmerksam lausche, leise den Widerhall von scharrenden Fingern über nassen Steinwänden hören, manchmal ein verhaltenes Schluchzen und manchmal ein hysterisches Lachen.
Ich möchte hier keinerlei Wertung dieser Legende abgeben, denn soviel steht mir nicht zu.
Aber eine Sache möchte ich doch recht gerne ergänzen:
Es gab einmal einen Abwassermeister in unserer kleinen Stadt, der diesen Arbeit bereits seit etlichen Jahren ausübte und kurz vor der Pensionierung stand. Er war ein sehr fröhlicher Geselle, der immer gerne zu Scherzen und dergleichen aufgelegt war und sich großer Beliebtheit erfreute.
Eines Tages stieg er -wie schon dutzende Male zuvor-, den Schacht hinab, lachend und fröhlich wie imme.
Zwanzig Minuten später kam er wieder hervor, und sein Haar, das zuvor nussbraun gewesen war, war jetzt ergraut und seine Augen hatten ihren früheren Glanz verloren.
Seinen Beruf hat er seitdem nie wieder ausgeübt.
Ich kann nichts davon bestätigen, doch den alten Abwassermeister habe ich selbst getroffen. Er war zwischenzeitlich allerdings hoffnungslos dem Alkohol verfallen und nicht bereit, mit mir über jene Dinge zu sprechen. Vielleicht war er einfach schon vorher verrückt geworden und hatte es nur besser verbergen können, als die meisten anderen. Vielleicht aber auch nicht.
Der Alte hatte sich nie jemandem in dieser Sache geöffnet.
Was Fakt ist, und was nur der Fantasy leichtgläubiger entsprang, kann ich nicht beurteilen.
Der üble Geruch aus den Rohren blieb jedenfalls bestehen. Und wenn ich mich abends nach dem Zähneputzen mit meinem Ohr ganz dicht über das Waschbecken lehnte, glaubte ich zuweilen selbst Geräusche zu erhaschen... und mehr als das.
Heute wohne ich nicht mehr dort, und ich bin froh darüber.
Ich grüß euch meine Freunde!