Kassel. Heiko C. steht gern in der Öffentlichkeit, um durch provokante Auftritte auf sich aufmerksam zu machen. Notfalls wirft er die Scheibe einer Imbissbude in der Nordstadt ein, um eine Gerichtsverhandlung zu provozieren.
Mittwoch musste sich der 40-Jährige deshalb vor dem Kasseler Amtsgericht wegen Sachbeschädigung verantworten. Allerdings war die Verhandlung bereits nach zehn Minuten beendet, weil der Richter den Angeklagten Heiko C. von einem Arzt untersuchen lassen will. „Sie tragen Sachen vor, die andere nicht nachvollziehen können“, sagte Richter Römer. Ein Gutachter soll nun feststellen, ob der 40-Jährige im strafrechtlichen Sinn überhaupt noch für sein Handeln verantwortlich gemacht werden kann.
Es war im Jahr 2007, als der selbst ernannte Künstler Heiko C. wiederholt für Schlagzeilen in Kassel sorgte. Im August provozierte er einen Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst in Wehlheiden. Mit einer Art politischen Demonstration wollte Heiko C. damals den Aufbau der Wehlheider Kirmes verhindern. Dazu hatte er einen Kleinwagen auf den Stockplatz gestellt. Auf dem Dach des Autos war ein Sarg befestigt, auf dem eine Leiter stand. Auf der hockte Heiko C. Mit der Aktion habe er auf die Gefahr eines dritten Weltkriegs aufmerksam machen wollen.
Damals campierte der Künstler zudem mit mehreren Mitstreitern auf einer Grünfläche an der Friedrich-Ebert-Straße. Auf Initiative des documenta-Beirats war dort ein sogenannter Mach-was-Raum entstanden. Die Gruppe hinterließ aber vor allen Dingen Müll. Als Höhepunkt der Aktion wollte Heiko C. schließlich seinen Wagen in der Rasenfläche einbetonieren. Die Polizei stoppte die Aktion in letzter Sekunde mit einer Räumung. Auf den Kosten von 3000 Euro blieb die Stadt sitzen.
Heiko C., der gestern vor Gericht als Beruf „Botschafter“ angab („in dieser Welt lebe ich aber noch von Hartz IV“), vertritt die Ansicht, dass die Staatskasse auch für die zerbrochene Scheibe (Schaden: 869,30 Euro) des Imbisses in der Nordstadt aufkommen soll.
Er räumte ein, einen Stein am 16. Juli 2010 in die Scheibe geworfen zu haben. Als Inszenierung und aus guten Gründen. „Ich habe wichtige Mitteilungen zu machen, welche ignoriert werden“, sagte er vor Gericht. Deshalb habe er die Verhandlung mit dem Steinwurf provoziert.Doch seine Botschaften, die er bereits im Vorfeld schriftlich an Gericht, Staatsanwaltschaft und HNA geschickt hatte (er schreibt von Bomben, Flugzeugabstürzen, Kornkreisen, Bergleuten, Gott und dem Teufel), konnte er in der kurzen Verhandlung nicht näher erläutern. Der weitere Prozessverlauf hängt von dem Ergebnis des Gutachtens ab.
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/kuenstler-erzwingt-steinwurf-prozess-1070855.html@Ergrauter2.0 Was hat dieses Gutachten denn ergeben?