Düstere Legenden
28.04.2013 um 09:04
Uhmmm… Hi. Ich befinde mich derzeit in einem Bett vom St. Annes Hospital in Nord London. Dr. Martin hat mir freundlicherweise seinen Laptop zu Verfügung gestellt. Nur so kann ich euch nun erklären, wie ich hier überhaupt gelandet bin und was passiert ist. Mein Name ist David Argento und ich bin 16 Jahre alt. Wie es scheint, bin ich einer der psychischen Kranken, die in irgendeiner Art und Weise leiden. Ich bekam recht wenig davon mit, was mir der Doktor im Patientenzimmer sagte, da ich schrecklich blutige, massive Kopfschmerzen hatte. Ich bekam eine Menge “Ibuprofen”, jedoch scheinen die Kopfschmerzen permanent zu sein. Aber es ist mir egal… Ich muss dies hier schreiben und kein Schmerz der Welt wird mich davon abhalten. Wie auch immer. Ihr wollt mit Sicherheit wissen, wie ich überhaupt hierher gekommen bin und dies ist meine Geschichte.
Um geschätzte 4:00 Uhr morgens ging ich auf den Dachboden und nahm meine alten Schulbücher für einen Brennhaufen. Ich schloss gerade meine Abitur-Prüfungen ab und, wie meine Freunde, hasste ich jedes einzelne Fach, welches ich abschloss. Mathematik, Geschichte, Englisch – vorallem Englisch. Das hasste ich am meisten. So fand ich die Bücher, die ich einige Monate zuvor in eine Ecke gelegt hatte. Auf denen befand sich so viel Staub, dass sich daraus Zuckerwatte herstellen ließe. Ich genoss den Moment, in dem ich zum letzten mal auf diese Bücher schaute. Denn ich wusste, es wird das letzte mal sein, dass ich diese sehe. Ich griff sie unter meinen Arm. Widerlich. Ich überlegte, mich kurz danach umzuziehen.
Doch dann entdeckten mein Augen etwas. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich es bemerkte, jedoch erinnere ich mich, dass ich davon so fasziniert war, dass ich die Bücher auf den Boden fallen ließ. Es war eine rote CD-Hülle, die die Größe eines durchschnittlichen Buchs hatte. Es gab keine Worte, um es zu beschreiben. Es sah aus, wie ein Computerspiel, das von einem früheren Hausbesitzer zurückgelassen wurde. Zu der Zeit liebte ich Computerspiele, also war ich sehr neugierig, was das für ein Spiel gewesen sein könnte.
Als ich die CD aus der Tasche nahm, schien mir das sehr künstlerisch, da es kein Publisher-Design war, sondern ein komplett weißes Spiel mit etwas Text, der mit einem schwarzen Filzstift geschrieben wurde. Die Worte lauteten: “Chatroom 98″. Ich war nicht gerade erfreut, als ich erfuhr, dass es sich hierbei nicht um ein Spiel handelte, sondern sich jemand tatsächlich bemühte, einen Chatroom zu kreieren, anstatt sich für einen Chatroom im Internet anzumelden. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es irgendetwas anderes ist. Ich hatte Recht. Es war nicht das, was ich ahnte. Ich ließ die wertlosen Schulbücher zurück und legte die CD in meinen alten Laptop ein. Nach einem kurzen Augenblick erschien ein rotes Feld, ohne, dass sich ein Text darin befand. Ich war nicht sicher, was ich machen sollte, doch es dauerte gerade mal eine halbe Minute, bis der Bildschirm Schwarz wurde. Plötzlich erschienen die Worte: “Willkommen im Chatraum 98″. Chatroom 98? Was hatte das für eine Bedeutung? Im Nachhinein erschien ein weißes Textfeld in der Mitte des Bildschirms. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also schrieb ich ein einfach: “Hallo”. Ich erwartete keine Antwort. Dennoch bekam ich eine. Eine Person namens Darwyn Clarke antwortete: “Guten Tag”.
Es bestand keine Möglichkeit, dass diese Person real war, da ich als einziger diese Chatroom-CD besaß. Ich erkannte schnell, dass es einer dieser Chatbots war, die gemacht wurden, um eine intelligente Konversation zu simulieren. ICT war das einzige an dem Programm, was gut war, jedoch hielt ich die ganze Sache für etwas seltsam. Ich lebte bereits 6 Jahre in diesem Haus, jedoch bin ich einer “roten Box” nie in meinem ganzen Leben begegnet. Ich ging davon aus, dass der Vorbesitzer des Hauses sie gehabt haben musste. Am nächsten Tag, als ich heim kam, versuchte ich ein Gespräch mit dem Bot zu beginnen, um zu prüfen, inwiefern die KI programmiert war.
“Ein schönes Wetter”, schrieb ich. Nach nicht mal 3 Sekunden antwortete Mr. Clarke: “Nein, es ist ziemlich miserabel heute.” Ich war etwas verblüfft. Das Wetter schien mehr oder weniger genau so zu sein, wie der Bot es beschrieben hatte, denn ich schaute aus dem Fenster und bemerkte, dass Regen vom Himmel strömte. Ich war nicht allzu überrascht, denn der Chatbot wurde schlicht und einfach in England programmiert, um zu sagen, wo sich der momentane Stand der Chatperson befand. Ich schrieb folgendes:
“Was sind ihre Lieblingsfilme?”. Erneut bekam ich eine Antwort darauf, sie lautete: “Eher weniger. Ich bevorzuge das Theater.” Das Theater? Ich befand mich anscheinend im Gespräch mit einem alten Mann?
Ich schrieb zurück: “Wie alt bist du?”
Ich machte mir nicht lange darüber Gedanken, was ich fragen könnte, um eine Antwort zu erhalten. Ich war schließlich überzeugt, dass er auf alle meine Fragen antworten könne. Und wieder bekam ich eine Antwort zurück: “Ich werde Ihnen etwas über mich erzählen. Ich wurde 1867 geboren und wuchs mit zwei Schwestern auf, die ich jedoch hasste.” Okay, wer dies programmierte muss anscheinend sehr lustig drauf gewesen sein. Lachend antworte ich und schrieb:
“Nun, ich bin 2098 geboren, mit zwei identischen, außerirdischen Zwillingsbrüdern von dem Planeten Boogaloo. Außerdem bin ich Jesus.” Ich fragte mich, was der alte Mann als nächstes antworten würde. Ich wusste zwar, dass es ein Chatbot war, jedoch glaubte ich in einigen Momenten, aus irgendeinem unerklärlichen Grund, mit einer realen Person im Chat gewesen zu sein. Er sagte: “Wirklich? Wie lustig. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Jesus. Hatten ihre Brüder sonst noch irgend jemanden zu der Zeit entführt?”
Ich war erneut erstaunt. Der Macher dieses Chat muss wirklich eine beeindruckende Arbeit geleistet haben. Ich tippte eine weitere Antwort in den Chat: “Allerdings, sie sind tatsächlich außerirdische Pädophile, die sich auf die Jagd nach Beute machen. Du solltest lieber aufpassen, denn Sie haben ebenfalls ein Gespür für Chaträume.“
Die nächste Antwort war beunruhigend. Clarke antwortete: “Nun, obwohl ich in einem Chatraum erscheine, war ich ein normaler Mensch, wie du und alle anderen auch, bis ich mit einem Urteil für meine Sünden konfrontiert wurde.”
Ich wusste nicht, was zum Teufel er sprach, jedoch erschreckten mich die ergreifenden Details seiner Schilderung für eine Sekunde. Es war so… real. Zu real, um wahr zu sein. Zu meiner Überraschung tippte er eine weitere Nachricht ins Fenster ein:
“Du versteht das nicht? Lass es mich dir erklären. Meine gehassten Schwestern hatten einen tragischen Unfall.”
Mir war plötzlich kalt geworden. Ich begann zu frieren. Dies war nicht nur irgendein Chatbot. Es war ein Psycho-Chatbot, oder es handelte sich um einen großen, schlechten Witz. Um seine Reaktion zu sehen, tippte ich folgendes ein: “Weißt du, was meine Brüder letztens gemacht haben?”. Im nach hinein wurde ich ziemlich überrascht, denn Darwyn Clarke antwortete wieder, nur dieses Mal konnte ich sehen, wie seine Botschaft gerade getippt wurde. Ähnlich einer Lochstreifen Schreibmaschine. “Du bist das einzige Kind, David.”
Was zum Teufel? Nun wurde ich wirklich verschreckt. Ich saß ängstlich da und tippte: “Wer zur Hölle bist du?”. Die Antwort wurde nicht mehr von der KI vorgenommen, sondern gegenüber schien eine echte Person gewesen zu sein, die mit mir schrieb.
“Lass mich dir die Geschichte erzählen. Weißt du, was in dem Haus des Vorbesitzers passiert ist?”
Ich saß da wie ein Idiot, der auf den Computer starrte, um eine Antwort zu erhalten.
“Das selbe passierte meinen beiden Schwestern, die ich verachtet hatte.”
Genug! Ich zog die Maus über das rote Kreuz auf der rechten Seite im Bildschirm, um dem Alptraum ein Ende zu bereiten. Ich war erleichtert. Während dem Chat vergingen gerade mal fünf Minuten. Jedoch kam es mir vor, als würde ich seit zwei Stunden hier sitzen. Als ich den Computer herunterfahren wollte, passierte mir etwas undenkbares.
Der Computer reagierte nicht. Es war alles verbugt und einfach nur abgefuckt. Schlimmer noch, das Chatfenster öffnete sich auf einmal von selbst. Eine weitere Nachricht. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht mehr im Klaren darüber, ob das gerade echt war oder ich mir etwas einbildete.
“Du hast noch nicht alles gehört.”
Aus Nervosität und Angst tippte ich schnell etwas ein: “Wollen sie etwa meinen Computer zerstören? Ich empfinde es nicht mehr als lustig!”
Nun glaubte ich, dass ich wusste, wo diese Erlebnisse damals vorgefallen waren, von denen er berichtete. Darwyn Clarke tippte erneut in das Fenster, doch dieses Mal in einem sehr langsamen Abstand. Alles, was ich hören konnte, war nur mein Herzschlag. Er verschärfte das ganze mehr und mehr, mit jeder neuen Nachricht. Mein Gesicht war voller Schweiß. Ich konzentrierte mich immer mehr auf die kommenden Buchstaben, die eingegeben wurden sind. Der entsetzte Ausdruck auf meinem Gesicht war furchtbar, erinnerte ich mich zurück, als mein Spiegelbild von dem Laptop reflektiert wurde. Die letzte Nachricht, die er mir schrieb, gab mir den Rest für meinen Verstand und ruinierte meine Gesundheit: “Schaue hinter dich.”
Das einzige, woran ich mich erinnern kann ist, dass alles um mich herum auf einmal in Zeitlupe spielte. Ich war wirklich besorgt. Ein Teil meines Körpers versuchte mir klarzumachen, dass etwas hinter mir war, während der andere Teil mir einredete, dass es eine Einbildung sei. Ich schloss meine Augen und biss die Zähne heftig zusammen. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen, als ich gesehen habe, dass nichts hinter mir war. Nichts. Absolut Nichts. Ich setzte ein leichtes Lächeln auf und nickte mit dem Kopf. Ein großer Stein voller Angst, Furcht und Adrenalin fiel von mir. Ich fühle mich nun sicher, bis ich auf meinen Computermonitor zurückblickte. Ich musste es schon vorher gesehen haben, als ich mich umdrehte. Es erwischte mich sowieso.
Es war ein Gesicht. Ein verdammtes, weiß-blasses Gesicht eines Mannes, dass mich auf dem Laptopbildschirm anstarrte. Sein Haar war blond und er schien in Mitte der zwanziger Jahre gewesen zu sein. Sein Gesichtsausdruck war das genaue Gegenteil von freundlich. Seine Augen hatten eine karminrote Farbe.
Ich sah es nur für eine paar Millisekunden. Das war alles, was ich wahrnehmen konnte. Ich begann zu schreien und wurde für 4 Stunden bewusstlos. Das war alles, was mir Dr. Martin erzählte. Momentan ist er derjenige, der auf mich aufpasst. Dennoch kann er sich nicht einmal vorstellen, was ich durchmachen musste.
Um 4:30 am Morgen, sitzend in einem Bett, teile ich meine Geschichte mit der Welt. Selbst beim Schreiben spüre ich eine große Angst in mir. Man kann immernoch mein verwirrtes und entsetztes Gesicht sehen. Es scheint so, als würde ich unter einem Trauma leiden. Rund herum um meine Augen sind purpurrote Kreise zu sehen, da ich seit zwei Wochen kaum schlafen konnte. Ich habe zwar versucht einzuschlafen, doch das Gesicht… dieses Gesicht hält mich von meinem Schlaf ab.
Nun habe ich diese Geschichte geschrieben, um euch vor dem Erlebnis zu warnen. Wenn du eine rote CD-Hülle siehst, komm erst gar nicht in Versuchung und werfe sie direkt weg. Das Öffnen der CD kann zum Schlimmsten führen. Ich werde nun aus dem Fenster des dritten Stocks springen. Denn ich halte das nicht mehr länger aus. Ich habe Angst, verdammt. Ich will jetzt sterben! Wenn jemand versucht mich wiederzubeleben, werde ich es demjenigen heimzahlen. Erneut wiederhole ich, gehe nicht… und suche erst recht nicht nach Darwyn Clarke. Möglicherweise ist er echt oder auch nicht. Doch die Tatsache, dass er einen in den Wahnsinn treibt, bleibt. Sie müssen diese Nachricht lesen. SUCHE NICHT NACH DARWYN CLARKE. FALLS DU IHN FINDEST, WIRST DU DEINEN VERSTAND VERLIEREN!