Was geht euch gerade durch den Kopf?
13.03.2015 um 21:11@cassiopeia88 bei der Folterung zu Tode kommen ist doch schon Kunst, eine Kunst den Schmerz so unerträglichwie möglich zu gestalten, und den Deliquenten nicht zu schnell sterben lassen.
cassiopeia88 schrieb: Vielmehr geht es um den psychologischen Zwiespalt bei dem Tötenden selbst, je näher dran, desto höher mag vielleicht die Hemmschwelle sein,Der Behauptung widerspreche ich vehement. Denn zum einen wird ein Soldat genau drauf gedrillt und zum anderen behaupte ich, dass es in der Kampfsituation gar keinen psychologischen Zwiespalt gibt. Als Ex-Soldat sage ich Dir, Du hast weder die Zeit für irgendwelche psychologische Betrachtungen, noch die Lust dazu. Du erledigst Deinen Job und bist froh, wenn Dein Arsch heil bleibt. Nicht mehr nicht weniger.
cassiopeia88 schrieb: ist sie aber überwunden so wird der Akt an sich besser verarbeitet.Auch das bezweifele ich vehement, bzw. Deine Theorie, dass die Verarbeitung mit der Entfernung zum Ziel zu tun hat.
cassiopeia88 schrieb: Sniperschützen sind da das MitteldingNein, noch unmittelbarer und gezielter tötet kaum ein Soldat.
cassiopeia88 schrieb: bei Drohnenpiloten ist die Hemmschwelle so gut wie gar nicht mehr vorhanden, dafür aber die Nachwirkungen umso stärker, "es war fast schon zu einfach" ist ein Satz der anscheinend öfter bei diesen Menschen fällt. Zudem gibt es mittlerweile Studien die einen höheren Prozentsatz von PTBS bei Drohnenpiloten ausmachen als bei den restlichen Soldaten.Auch hier denke ich nicht, dass da die Entfernung zum Ziel eine Rolle spielt, noch die Einfachheit der Tötungshandlung, sondern vielmehr die heutige Sozialisation in westlichen Ländern und die Möglichkeit das Getane immer und wieder sehen zu können, bzw. zu müssen. Heute wird sowas ja immer per Cam aufgezeichnet und ist später wieder und wieder genau abrufbar, früher war das nicht so, es war bestenfalls in der Erinnerung gespeichert und die konnte das Gehirn beschönigen/verändern, so dass eine Verarbeitung und Verklärung stattfinden konnte. Heute ist das Erlebte aber omnipräsent, ob der Soldat will oder nicht und genau da denke ich, liegt der Hase im Pfeffer.
Wolfshaag schrieb: Denn zum einen wird ein Soldat genau drauf gedrillt und zum anderen behaupte ich, dass es in der Kampfsituation gar keinen psychologischen Zwiespalt gibt. Als Ex-Soldat sage ich Dir, Du hast weder die Zeit für irgendwelche psychologische Betrachtungen, noch die Lust dazuWährend des Einsatzes sicherlich nicht, dort musst du automatisch handeln, es gibt allerdings die Zeit davor und danach. Stell dir vor auch Soldaten können das nicht komplett abstellen, Erfahrungen immer wieder durchzuspielen.
Wolfshaag schrieb:Wäre dem so, müssten ja massig Bomberpiloten z.B. des WW II unter PTBS leiden.Das haben sie doch auch, nur gab es früher noch keine psychologische Nachbetreuung, das ist heute etwas besser geworden.
Wolfshaag schrieb:Heute ist das Erlebte aber omnipräsent, ob der Soldat will oder nicht und genau da denke ich, liegt der Hase im Pfeffer.Damit hast du sicherlich recht. Aber auch der Punkt, dass diese Menschen einen erheblichen Unterschied zu im Einsatzgebiet stationierten haben, nämlich dass sie einfach nachhause gehen können wenn die "Arbeit" erledigt ist. Da sitzt du nicht Abend mit deinen Kollegen und besprichst die Einsatzlage, nein, du liest deiner kleinen Maus eine Gute-Nacht-Geschichte vor, spielt sicherlich mit in das zwiegespaltene Erleben rein.