RPG - Terra
11.08.2009 um 19:52
"Sie da zuerst." fügte er hinzu, und zeigte auf uns. Wir folgten dem Mann durch einen Gang und stiegen eine Treppe hinab.
"Wie sie vielleicht bemerkt haben, besteht dieser Abschaum da draußen aus genetischem Müll der widerlichsten Sorte. Sie sind die wahre Expedition. Wir haben nur sehr begrenzte Vorräte an den Schutzstoffen, die sie auf Terra vielleicht benötigen werden, und sind nicht gewillt, diese an nichtmenschliche Wesen zu verschwenden. Sie, Herr Xyuhcoatl, bilden eine Ausnahme, da sie sich Erstens als Kämpfer bewiesen haben, und Zweitens ihre Art eine herausragende Immunität gegen Strahlung aufweist. Fragen sie mich nicht, woher ich das weiß.", fügte er hinzu, als Xyuh den Mund öffnete.
"Sie werden sich jetzt ausrüsten, und zwar mit Schutzanzügen, die sie vor leichterer Strahlung, Hitze, Kälte und Ähnlichem bewahren werden, mit jeweils 40 Tabletten VapoRad, die die Auswirkungen von Radioaktivität eliminieren, und, mit unseren Schmuckstücken: Sogenannten "Geigerzählern". Diese Geräte sind dazu da, um radioaktive Strahlung zu messen. Wir wissen leider nicht, wie sie genau funktionieren, aber wir haben einige Pläne in digitaler Form in alten Archiven entdeckt. Was übrigens ihre Hauptaufgabe sein wird. Unsere Technologie ist nur ein Schatten dessen, was Terra einst konnte - der EX.Ordus ist nur eines der vielen Beispiele dafür. Ich möchte, dass sie, wenn möglich, Kontakt zu Menschen aufnehmen. Wir wissen nicht, ob es dort Menschen gibt. Verdammt, es besteht die Möglichkeit, dass direkt bei der Ankunft alle bis auf sie an Strahlung sterben. Der Abschaum dort oben sind nur Versuchspersonen, die wir nicht bezahlen müssen. Legenden von machtvollen Artefakten auf Terra und natürlich die übliche Abenteuerlust verzweifelter Seelen treiben diese Geschöpfe in eine ihnen fremde Welt, auf die sie kein Anrecht haben. Gucken sie nicht so, Xyuhcoatl. Sie wissen das ganz genau. Wir behalten sie, weil sie in verstrahlte Gebiete vordringen könnten, wo die anderen nicht hinkönnen. Und wenn sie sich beschweren, werden sie zum Tode verurteilt, wegen mehr Verbrechen, als sie überhaupt vom Namen her kennen."
Beeindruckt von der Redegewandheit des Wissenschaftlers schwieg Xyuh. Slava hingegen äußerte seine Bedenken. "In der Armee benötigt jede verdammte kleine Aufklärungsmission nach einem nicht markierten Dorf mehrere Tage. Und wir durchqueren eine unbekannte Anzahl von Galaxien... Oder vielleicht Universen, mit 30 Minuten Vorbereitungszeit? Was soll das?"
"Denken sie wirklich, wir hätten diese Expedition erst heute geplant, Herr Volkovoj? Wir wollten noch vor ihrer Geburt Soldaten und Wissenschaftler nach Terra schicken. Jetzt sind Pläne und Schutzausrüstung ausgereift genug. An den Gestalten über uns werden wir Tests durchführen, falls sie zurückkehren, und sie werden Terra erkunden. Aufgrund technischer Sachverhalte, die wir nicht verstehen". Er seufzte. "Aufgrund technischer Sachverhalte, die wir nicht verstehen, werden sie mindestens 3 Wochen auf Terra verbringen werden. Darum erhält jeder von ihnen einen Rucksack mit genug Synthnahrung für einen Monat, diverse Spritzen, Medikamente, und so weiter."
"Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei der Sache", flüsterte Baal mir zu. "Ich auch. Ignorier es." antwortete ich ihm. "Nun, meine Herren, gehen sie bitte den Gang durch, bis zur Waffenkammer der Garde, und ich unterweise währenddessen die Subjekte in der Eingangshalle. Kommen sie danach zu der schwarzen Tür am anderen Ende des Ganges." Mit diesen Worten verschwand der eigenartige, aber sehr, sehr überzeugte Wissenschaflter. "Nun, los geht's." sagte ich, da mir sonst nichts einfiel. Ich nahm mir ein Gaußgewehr und genug Energiezellen für 6 Wochen Dauerfeuer, Slava ebenso. Xyuh nahm sich einige grotesk geformte Klingenwaffen, ein Streuungsplasmagewehr, die Energievariante von klassischen Schrotwaffen und ein Nanomesser. Baal nahm sich keine Ausrüstung; seine Waffen waren allesamt Spezialanfertigungen, die er sonst nirgends bekam. Als alle fertig waren, gingen wir zurück, und dort stand auch schon ein knappes Dutzend Möchtegern-Konquistadoren.
"Ey, aus welchem Ofen bist du denn gestiegen, Missgeburt?"
Kurz nach diesen Worten vernahm ich ein gräßliches, knackenedes Geräuch und einen dumpfen Aufschlag. Mit bösen Vorahnungen drehte ich mich um, und sah mich bestätigt: Ein waghalsiger Arcturianer hatte Baal beleidigt, und auch prompt die Rechnung dafür kassiert. "Ich möchte sie bitten, solche Dinge in Zukunft zu unterlassen, Projekt B." sagte der Wissenschaftler, der unterdessen in unserem Rücken aufgetaucht war. "Der Mann ist sowieso in 4 Systemen zum Tode verurteilt."
Zwei Gardisten trugen den blutenden, bewusstlosen Arcturianer weg.
Der Wissenschaftler öffneten eine schwarze, gewaltige Panzertür. "Treten sie ein. Wir schließen sie ein, und starten das Gerät sofort." Wir gingen hinein, und wurden auch so gleich wieder eingeschlossen.
"Nehmt jeder eine VapoRad-Tablette, dreht euch von den Anderen weg, und setzt die Gasmasken auf. Ich hab ein schlechtes Gefühl." sagte ich zum Rest des Teams.
Plötzlich explodierte eine Sonne hinter meinen Augen. Ein gewaltiger, unerträglicher Schmerz breitete sich wie eine Kartätsche durch meinen gesamten Körper aus, völlig vekrampf fiel ich auf den Boden - der, wie ich mit den kläglichen Resten meines Bewusstseins, die nicht mit den unmenschlichen Schmerzen beschäftigt waren, nicht mehr vorhanden war. Ich war allein in einer schwarzen Leere, und um mich herum explodierten Supernoven. Schillernde Farben mischten sich mit einer Dunkelheit, die aus den Tiefen eines schwarten Loches zu stammen schien. Die Reize überfluteten mein Denkvermögen, ich fühlte, wie ich langsam vor Schmerz das Bewusstsein verlor, da war es auch schon vorbei. Völlig regeneriert, schmerzfrei und normal stand ich in einem dunklen Raum, um mich herum wimmernde, menschenförmige Schatten.
Ich ging zur Panzertür, die identisch mit jener im Parlament war, und öffnete sie.
Sofort strömten alle hinaus. Ein weiterer dunkler Raum. Eine sehr breite, aber nicht besonders dicke Stahltür wurde von irgendjemandem geöffnet. Ein grün-weißes Licht breitete sich im Raum aus, und die kurzen Schreie derer, die an der Tür standen, wurden sofort erstickt und gingen in gurgelndes Gejaule, kurz darauf in gespenstische Stille über. Durch die Spezialgasmaske sah ich, wie denen, die das Pech hatten, keinen Schutzanzug zu tragen - also allen, außer uns - Haare, Fell, Kleidung in Flammen aufgingen, wie ihre Schuppen anfingen zu glühen, und die Augen aus den Höhlen floßen, wie ihre Haut von den Knochen schmolz und die Knochen verkohlten. Innerhalb einer halben Minute lebte niemand mehr, außer uns. Doch zumindest mir wurde auch recht warm im Anzug, und ich stürmte nach draußen.
Als der Krater mit der glühenden, astronomisch hohen Radioaktivität (das erschloss sich mir durch den Geigerzähler in meiner Hand, er war aus abartig belastbaren Materialien hergestellt, die sonst allerhöchstens für Kampfschiffe verwendet wurden, der losgerattert hatte, wie ein wahnsinnig gewordenes Gaußgewehr) einige dutzend Meter hinter uns war, und wir durch den trockenen, unter unseren Stiefeln ein krächzendes Geräusch erzeugenden Sand gegangen waren, kamen wir hinter einen Felsvorsprung, und waren nicht mehr geblendet.
Die ganze Pracht von Sol, der alten Sonne von Terra strahlte auf uns herab. Ich nahm die Gasmaske ab, und schluckte eine weitere VapoRad-Tablette.
Unterhalb von uns lag ein Tal. Ich konnte auf den ersten Blick kein Leben erkennen; nur Sand, Ruinen, Felsen, Sand, Sand und noch mehr Sand.
Bis zum Horizont, der in ein blass-grünes Licht getaucht war.