Marvel vs. DC
17.04.2008 um 08:41
Aah, die große Frage, Marvel oder DC.
Ich schließe mich Deadpoet an daß man beide mögen kann, wenn man ein Fan des Genres ist.
Aber die gebrochenen und Anti-Helden dürften wohl eher bei Marvel zu finden sein.
Das Silver Age wurde ja von der Wiedereinführung des Flash von DC eingeläutet, aber es wäre nicht so stil- und genrebilden geworden ohne den Einfluß von Marvels realistischeren "Helden von nebenan", die von Lee bewußt quasi erfunden wurden, um sich von den Konkurrenten, und der eigenen, wenig originären Vergangenheit (Marvel, Timely, Atlas), abzugrenzen.
DCs Helden waren seit jeher perfekt(er), und damit auch profillos(er).
Marvel erschuf praktisch im Alleingang ein Pantheon an Charakteren, mit denen sich der Leser auch in größerem Ausmaß identifizieren konnte.
Spider-Man war weit weit entfernt vom Vollzeit-Held, ihn plagten College-Nöte, Geldsorgen, er mußte seine Geheimidentität vor seiner Tante geheimhalten.
Hulk ist eine moderne Jekyll/Hyde-Variante, ein gequälter, brillianter Kopf, gefangen im Körper des schlichten Kolosses Hulk.
Iron Man konstruierte seine Rüstung ja nur aus dem Grund, da sonst ein Schrapnell-Splitter ihn umbringen würde, zumal ihm später Alkoholismus als weitere Facette angeschrieben wurde.
Die FF bekamen ihre Superfähigkeiten durch einen tragischen Unfall (zumindest wurde das lange angenommen), und auch wenn sie ihre Kräfte schnell für das Gute eingesetzt haben, arrangierten sie sich eher mit ihnen, als das sie dankbar dafür waren, insbesondere Ben Grimm.
Und so läßt sich die Liste der frühen Marvel-Charas fortsetzen: Thor, gefangen im Körper des behinderten Dr. Blake als Strafe für seine Hybris; Ghost Rider ein Gefangener des Dämonen Zarathos, mit dem er seinen Körper teilen mußte; Dr. Strange lernet die magischen Künste nur als Ausgleich für seine durch den Alkohol zerstörte Chirurgen-Karriere; Daredevils Kräfte erwuchsen in einem Unfall, der ihm das Augenlicht nahm; das X-Volk, ein eigenes Sub-Universum, sind seit jeher Pariahs, Ausgestoßene und Verfolgte ...
Während DC mit Superman, Batman, Wonder Woman, Green Lantern und Aqua Man (und den später aufgekauften Helden, wie Flash, Plastic Man, Captain Marvel etc.) das Superhelden-Genre in Comics quasi definierte und, insbesondere durch Superman und Batman, die Grundlagen geschaffen hat für das breite Spektrum an Superhelden-Comics,
war es doch Marvel, das in den 60ern, beginnend mit FF #1, dem gesamten Genre neues Leben eingehaucht und Relismus eingebracht hat.
Es ist müßig darüber zu spekulieren ob oder ob nicht es (Superhelden-)Comics in der heutigen Zeit (noch) geben würde ohne das Zutun von Stan Lee und Marvel,
aber es dürfte sicher sein daß es Comics in der heutigen Form nicht gäbe.
Nicht umsonst wurde Marvel in der Folgezeit vom bisherigen unangefochtenen Branchenprimus kopiert, sowohl in der Art des Geschichtenerzählens und dem einführen von Realismus, sondern interessanterweise auch im äußeren Stil, der später als "Marvel-Style" bekannt werden sollte.
Heutzutage haben sich die Verlage, und nicht nur die beiden Giganten Marvel und DC, soweit angenähert daß es stellenweise kaum noch möglich ist, nennenswerte Unterschiede festzustellen.
Einzig die vielen creatorowned Serien, ob in Klein- und Kleinstverlagen oder als Imprints der etablierten Verlage, umweht zuweilen noch ein wenig der Geist der Zeit, als Superheldencomics noch überraschen und erstaunen konnten.