Denksprüche und Zitate
09.02.2010 um 21:05
Elvenpath gewidmet :)
H.P. Lovecraft - Hunde und Katzen
Nachdem ich von der Katzen-und-Hunde Fehde erfahren habe,
die sich im Blue Pencil Club anbahnt -für unseren Kreis eine neue Sache,
wenn auch der Amateurszene im Ganzen nicht unvertraut- kann ich mir nicht verkneifen ein paar kätzische Maunzer und Faucher zugunsten meines eigenen Standpunktes in der Auseinandersetzung beizusteuern, wenngleich mir bewusst ist, dass die Stimme eines ehrwürdigen Ex-Mitgliedes schwerlich Gewicht gegenüber der Brillanz jener immer noch aktiven Clubangehörigen beanspruchen kann, die vielleicht zugunsten der Gegenseite bellen werden (...)
Ich verspüre keine ausgesprochene Abneigung gegen Hunde, so wenig wie gegen Affen, Menschenwesen, Kühe, Schafe oder Pterodactyle; für die Katze jedoch hege ich seit den Tagen meinerfrühesten Kindheit eine ganz besondere Hochachtung und Zuneigung.
In ihrer makellosen Anmut und souveränen Unabhängigkeit habe ich, objektiv betrachtet, ein Sinnbild der vollkommenen Schönheit und kühlen Unnahbarkeit des Universums selbst gesehen; und in ihrer stumm- geheimnisvollen Aura liegt für mich die ganze
Rätselfülle und Faszination des Unbekannten (...)
Der echte Katzenliebhaber ist jemand, der eine klarere Einfügung in das Universum fordert, als landläufige Alltagsplatitüden sie ermöglichen; jemand, der sich weigert,
die sentimentale Vorstellung anzuerkennen, dass alle guten Menschen Hunde, Kinder und Pferde lieben während alle bösen Menschen diese nicht mögen und auch von ihnen nicht gemocht werden. Er ist nicht willens, sich selbst und seine derberen Empfindungen zum Maßstab universaler Werte zu erheben oder seichten Moralauffassungen zu gestatten, sein Urteil zu trüben. Kurz gesagt, er schätzt Bewunderung und Achtung mehr als Überschwang und Schwärmerei; und er unterliegt nicht der Täuschung, dass geistlose Anhänglichkeit und Freundschaft oder sklavische Ergebenheit und Hörigkeit in irgendeiner Weise bewundernswert oder preisenswert sind. (...)
Hundeliebhaber errichten ihr ganzes Argumentationsgebäude auf diese niederen, kriecherischen und plebejischen Eigenschaften und beurteilen erheiternderweise die Intelligenz eines Haustiers nach dem Grad seiner Anpassung an ihre eigenen Wünsche. Katzenliebhaber entgehen diesem Trugglauben und lehnen den Gedanken ab,
dass scharwenzelnde Unterwürfigkeit und anbiedernde Kameraderie
gegenüber dem Menschen überragende Verdienste sind, und besitzen die Freiheit, aristokratische Unabhängigkeit, Selbstachtung, Individualität und Persönlichkeit im Verbund mit äußerster Anmut und Schönheit zu verehren, deren Verkörperung der kühle, geschmeidige, zynische und unbezwungene König der Dachfirste ist. (...)
Schönheit und Tüchtigkeit - Zwillingseigenschaften des Kosmos an sich – sind die Götter jenes aristokratischen und heidnischen Typus; für den Anbeter solch ewiger Dinge wird die höchste Tugend nicht in Demut, Anhänglichkeit, Gehorsam und Gefühlschaos zu finden sein. Diese Art Huldiger wird nach dem suchen ,
dass die Schönheit der Sterne und der Planeten und der Wälder und der Meere und der Sonnenuntergänge am vollkommensten verkörpert, und welches die Kühle, den Stolz,
die Präzision, die Selbstgenügsamkeit, die Grausamkeit, die Unabhängigkeit sowie die Verachtungsvolle und launenhafte Unpersönlichkeit der allbeherrschenden Natur am besten verlebendigt.
Schönheit – Kühle – Reserviertheit – philosophische Gelassenheit – Unabhängigkeit -ungezähmte Überlegenheit – wo überhaupt finden diese Dinge ihre Verkörperung mit auch nur der Hälfte jener Perfektion und Vollständigkeit, in welcher sie die unvergleichliche und schmiegsam gleitende Katze schmücken, die ihre geheimnisvolle Umlaufbahn mit der unerbittlichen und unaufdringlichen Stetigkeit eines Planeten im unendlichen Raum zieht? (...)
Dass Hunde dem fantasielosen, bäurischen Spießbürger am Herzen liegen, während Katzen den feingestimmten Aristokraten – Poeten – Philosophen ansprechen,
wird sogleich klar werden, wenn wir uns mit dem Thema der biologischen Artverwandschaft befassen. Praktisch gesonnenes, plebejisches Volk beurteilt ein Ding nur danach, wie es sich unmittelbar anfühlt, schmeckt und riecht; Vertreter des feinsinnigeren Typus hingegen treffen ihre Einschätzungen aufgrund der Gedankenverbindungen
und der Bilder, die das betreffende Objekt in ihrem Geiste erweckt. In Bezug auf Hunde und Katzen sieht nun der Begriffsstutzige Bauer nur die beiden Tiere vor sich und formt seine Vorliebe aufgrund ihrer relativen Fähigkeit, seinen schmalzigen, unausgegorenen Vorstellungen von Moral und Freundschaft und schmeichelnder Dienstfertigkeit zu frommen. (...)