Kilats Spamparadies
17.07.2019 um 21:24Any! ^^
Es dürfte einmalig in der Popgeschichte sein, dass eine Band sich auf dem Gipfel ihres Ruhms entscheidet, alles aufs Spiel zu setzen. Mit nur sechs Songs zerstören Talk Talk 1988 ihre Karriere. Und sie zerstreiten sich nicht mal darüber. Sie wollen es so, folgen ihrem Sänger und Songschreiber Mark Hollis in eine neue musikalische Dimension, für die es noch kein Vokabular gab.Mark Hollis (* 4. Januar 1955; † 25. Februar 2019)
Dieser Verrat war keine Kleinigkeit. Talk Talk wussten, dass sie ihrem Publikum eine Welt entzogen, die es liebte. Eine Welt des "schönen Leidens", zerbrechlich und grandios zugleich. Nach dem Album „Spirit of Eden“ hatte die britische Band alles gesagt. Weiter konnte sie sich nicht entfernen von den Erwartungen an eine Popband, die den Sound der 80er mit Synthie-Hits wie „Such A Shame“, „It’s My Life“ und „Life’s What You Make It“ geprägt hatte. Aus einer Band mit Hits war eine Band für die Ewigkeit geworden.
Seither umgibt sie der Nimbus des Genialen, an dem sich immer wieder Musiker-Generationen orientiert haben. Schon, das Spätwerk von Talk Talk für sich zu entdecken, kam vielen wie eine Offenbarung vor, weil sie zuvor so gut wie gar nichts von der vierköpfigen Band und ihren sensationellen Platten mitbekommen hatten.
Je mehr Talk Talk ihr Publikum verstörten, es überforderten und schließlich verloren, desto besser wurde ihre Musik – ein undurchdringliches Dickicht aus Jazz, Pop, Post-Rock und Neuer Musik, aus sakralen, poetischen und profanen Elementen, spannungsgeladen bis in die letzte Faser. Ein mystisches Universum aus leerem Raum und Gravitation.
Dass die Musik dieser Band immer mehr Tiefe erlangte, je mehr sich das Jahrzehnt mit Oberflächlichkeit begnügte, hatte ganz wesentlich mit Mark Hollis zu tun, ihrem Mastermind. Einerseits, weil er sich hartnäckig weigerte, seine Songs zu erklären. Andererseits schlug er als Sänger Pathos-Bögen voller Verzweiflung, die von der Musik nie aufgelöst wurden. Er stand da, hinter seinem Mikrophon, versunken in den Klang und wie ein Gefangener seiner selbst. Ein kleiner Mann, verschreckt, mit abstehenden Ohren, der sang: "It's so serious".
Für Hollis war die Gegenwart und alles, was ihm darin wichtig vorkam, nur "einen Traum entfernt". Als Idealist bestrafte er sich dafür, "zu viel Hoffnung" zu haben. So artikulierte er in seinen Songs Zweifel, Schuldgefühle und Ängste und fragte sich, wie schlimm und verdorben es sei, wenn seine Freundin nicht wusste, dass er mit einer anderen Frau unterwegs war. Andererseits sagte er sich: "It's my life."
Mit seiner scheuen Coolness wirkte Hollis wie der ideale New-Wave-Star. Doch er reagierte zunehmend allergisch auf die sich ankündigende ironische Spaß-Kultur, in der alles vom Marketing abhing. Während Viva und MTV ihren Siegeszug antraten und Musik in Videoformate übersetzt werden musste, mieteten Talk Talk eine Kirche in Suffolk, kapselten sich bewusst von der Außenwelt ab. Mit Produzent Tim Friese-Greene hatte Hollis den passenden Partner für seine experimentellen, monochromen Blues-Visionen gefunden. Sie vertieften sich in "Scetches of Spain", das Miles-Davis-Album, das den Cool-Jazz definiert hatte. Und Hollis machte seine Mitstreiter auch mit "Astral Weeks" von Van Morrison bekannt, einem nicht minder visionären Werk. Sie verpassten die erste Deadline des Labels. Sie verpassten die zweite. Sie überzogen ihr Budget um ein Vielfaches. Und Hollis wehrte die Begehrlichkeiten der Labelbosse mit der Bemerkung ab, dass es weder eine Single noch Liveauftritte geben würde. Nach 14 Monaten im Studio war „Spirit of Eden“ fertig.
Niemand verstand damals, wie sich eine Band gleichzeitig so viele unterschiedliche Einflüsse zu eigen machen konnte. Als ein paar Jahre später "OK Computer" von Radiohead erschien, trug Hollis' Ansatz erste Früchte.
Nach 1991 wurde es still um ihn. Er brachte noch einmal ein Soloalbum heraus. Das ist nun schon über zwanzig Jahre her. Danach verstummte er ganz. Er hatte gesagt, was er sagen wollte, wandte sich vom Musikbusiness ab. Das Echo kümmerte ihn nicht.
You might be a financial wizardFuckin YEAH!
With a sack of loot
But all I see is a slimy lizard
With an expensive suit
Go on and run your corporation
Go on and kiss some ass
You can buy off half of the nation
But you can't buy class
You bastards think it's funny
Lyin' and thieving all your life
Think all there is is money
Got your future wrapped up tight
But just 'cause you got the power
That don't mean you got the right
You can take my fingers babe
You can take my eyes
You can take my past and future
It won't make you wise
You can have me thrown in jail
You can steal my booze
You can even steal my mail
Step on my blue suede shoes
You bastards might be clever
Got it mapped out in black and white
But remember, you can't ever
Teach a dog to stand upright
And just 'cause you got the power
That don't mean you got the right
Go on out, make another deal
Feed your big fat face
Go on out and cop a feel
Get on somebody's case
You surely could be satisfied
If you could get it all
But time ain't on your side
You're going to the wall
You think that life's just dollars
Run with greed and lust and spite
But I wasn't born to follow
Like to get my sleep at night
Just 'cause you got the power
That don't mean you got the right