deissler
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Das "Mysterium" Reinhard Pfaffenberg und seine löbliche Heimseite
20.05.2018 um 00:22Nach einer kurzen Anschnurrecherche in diesem löblichen Brett ... ich höre schon auf und komme zum Punkt: Zu meiner Überraschung wurde Reinhard Pfaffenberg im Besonderen und "die Redlichen" im Allgemeinen in diesem Forum nur selten behandelt. Wie ich aus meiner Suche schließe, wurden Teile von allmystery dereinst, als der Trend noch lebte, von "Redlichen" besucht, die den von mir zur Schau gestellten Duktus pflegten. Obwohl besagter Trend mittlerweile ausgestorben ist, bemerkte ich vor einigen Monaten, dass es die Seiten von Reinhard Pfaffenberg immer noch gibt.
Mir ist völlig unbegreiflich, wie man über nun 16 Jahre derart viel Energie in ein offensichtliches Satireprojekt stecken kann. Trickst man ein wenig, kommt man auf die eigentlichen Seitenbetreiber in einem gut versteckten Impressum. Es handelt sich um zwei Männer aus Erding bei München. Geographisch passt das perfekt, wie viele kleine und große Anspielungen im unfassbar umfangreichen Tagebuch von RP belegen.
Kurzer Einschub: Ich las loeblich.tk bereits Mitte der 2000er mit großer Freude, da die Seite meinen Humornerv traf. Im Laufe der Zeit schaute ich immer sporadischer vorbei: So lustig die Gags sind, nach gewisser Zeit sind sie einfach ausgenudelt. Trotzdem bestechen gerade die Jahr 2005 bis 2010 durch eine immense textliche Quantität. (Derzeit lese ich zur innerlichen Erbauung Beiträge des Jahres 2006. Allmorgendlich berichtet RP so bspw. von aktuellen Nachrichten, während er in seiner Wirbelbadewanne Radio hört. Auch zeithistorisch recht interessant.) Copy-Pastet man einen exemplarischen Tagebucheintrag in Word, so umfasste dieser in den Hochphasen bis zu vier Seiten und mehr. Für ein reines Satireprojekt - so wohl das Kalkül der Macher - kann sich dieser Aufwand kaum lohnen, ergeht sich Pfaffenberg neben einigen witzigen Höhepunkten pro Tag doch allein in Alltagsbeschreibungen. Sogar Einkaufslisten werden gepostet.
Ich frage mich bis heute, wie und mit welcher Absicht man das Projekt in diesem Umfang durchzieht. Noch heute gibt es fünf bis sechs Beiträge pro Woche, darunter eine Kolumen seiner ehemaligen Mitbewohnerin Sandra (jeden Sonntag) und zwei bis drei Blogartikel, primär über US-amerikanische Persönlichkeiten. Pfaffenberg ist auf Facebook und Twitter aktiv, früher auch in einigen kleineren Foren. Sogar das fiktive Institut Kuschmelka (München) besitzt eine Facebook-Seite, obgleich diese seit Jahren nicht mehr gepflegt wurde.
Die gesamte Chronologie macht schockierend viel Sinn. Anfangs, RP lebte in einem Mietshaus und schwamm (durch diverse Lotteriegewinne) noch nicht im Geld, fehlte dem Frührentner die Zeit, sich alltäglich in Detailstudien seines Alltags zu ergehen. Mit wachsenden Klickzahlen investierte er mehr Energie in die Pflege seines Tagebuchs: das Herz der Seite. Über Jahre baut er narrativ den Plan auf, endlich ins Rentnerparadies Florida zu ziehen. Nachdem er Worten endlich Taten folgen ließ, versuchte er neue Figuren aus seinem Domizil in Naples zu etablieren, aber der Funke sprang weniger über. Die Klickzahlen sanken. Mitunter postete der rüstige Rentner ähnlich lange Beiträge wie früher, sukzessive ließen Lust und Kraft jedoch nach. Immerhin - das geht aus seinem selbst gebastelten Presseausweis hervor - ist RP mittlerweile 80. Liest man seine heutigen Tagebücher, so erfährt man, dass den Rentner selbst kleinere Besorgungen Stress bereiten und er sich sogar den Umzug in ein Seniorendomizil vorstellen kann. Gehörte das Fressen, Saufen und Meckern schon früher zu seinen Lieblingstätigkeiten, bleibt er diesen Leidenschaden bis heute treu, erspart dem Leser aber detaillierte Beschreibungen. Gerade so, als schriebe tatsächlich ein 80jähriger aus sturer Gewohnheit weiter gegen die Unlöblichkeiten des modernen Lebens an.
Gerade mit Blick auf die Hochpase der 00er Jahre frage ich mich, was jemanden zu diesem logistischen Aufwand bewegt. An diesem heruntergetippten Forenbeitrag sitze ich nun bereits 20 Minuten. Dabei bin ich kein ungeübter Schreiber, wenn auch etwas eingerostet. Täglich mehrere Wordseiten mit ausgeklügelten Plots zu produzieren ist aber ein Fulltimejob.
Wer die Seite nur oberflächlich kennt und sich kaum damit beschäftigt hat wird nicht verstehen, warum einen diese Frage umtreiben kann. Liest man jedoch mehrere Monate am Stück, wächst die Bewunderung vor dem reinen Fleiß beträchtlich. Selbst Rechtscheib- und Grammatikfehler finden sich kaum.
Mir ist völlig unbegreiflich, wie man über nun 16 Jahre derart viel Energie in ein offensichtliches Satireprojekt stecken kann. Trickst man ein wenig, kommt man auf die eigentlichen Seitenbetreiber in einem gut versteckten Impressum. Es handelt sich um zwei Männer aus Erding bei München. Geographisch passt das perfekt, wie viele kleine und große Anspielungen im unfassbar umfangreichen Tagebuch von RP belegen.
Kurzer Einschub: Ich las loeblich.tk bereits Mitte der 2000er mit großer Freude, da die Seite meinen Humornerv traf. Im Laufe der Zeit schaute ich immer sporadischer vorbei: So lustig die Gags sind, nach gewisser Zeit sind sie einfach ausgenudelt. Trotzdem bestechen gerade die Jahr 2005 bis 2010 durch eine immense textliche Quantität. (Derzeit lese ich zur innerlichen Erbauung Beiträge des Jahres 2006. Allmorgendlich berichtet RP so bspw. von aktuellen Nachrichten, während er in seiner Wirbelbadewanne Radio hört. Auch zeithistorisch recht interessant.) Copy-Pastet man einen exemplarischen Tagebucheintrag in Word, so umfasste dieser in den Hochphasen bis zu vier Seiten und mehr. Für ein reines Satireprojekt - so wohl das Kalkül der Macher - kann sich dieser Aufwand kaum lohnen, ergeht sich Pfaffenberg neben einigen witzigen Höhepunkten pro Tag doch allein in Alltagsbeschreibungen. Sogar Einkaufslisten werden gepostet.
Ich frage mich bis heute, wie und mit welcher Absicht man das Projekt in diesem Umfang durchzieht. Noch heute gibt es fünf bis sechs Beiträge pro Woche, darunter eine Kolumen seiner ehemaligen Mitbewohnerin Sandra (jeden Sonntag) und zwei bis drei Blogartikel, primär über US-amerikanische Persönlichkeiten. Pfaffenberg ist auf Facebook und Twitter aktiv, früher auch in einigen kleineren Foren. Sogar das fiktive Institut Kuschmelka (München) besitzt eine Facebook-Seite, obgleich diese seit Jahren nicht mehr gepflegt wurde.
Die gesamte Chronologie macht schockierend viel Sinn. Anfangs, RP lebte in einem Mietshaus und schwamm (durch diverse Lotteriegewinne) noch nicht im Geld, fehlte dem Frührentner die Zeit, sich alltäglich in Detailstudien seines Alltags zu ergehen. Mit wachsenden Klickzahlen investierte er mehr Energie in die Pflege seines Tagebuchs: das Herz der Seite. Über Jahre baut er narrativ den Plan auf, endlich ins Rentnerparadies Florida zu ziehen. Nachdem er Worten endlich Taten folgen ließ, versuchte er neue Figuren aus seinem Domizil in Naples zu etablieren, aber der Funke sprang weniger über. Die Klickzahlen sanken. Mitunter postete der rüstige Rentner ähnlich lange Beiträge wie früher, sukzessive ließen Lust und Kraft jedoch nach. Immerhin - das geht aus seinem selbst gebastelten Presseausweis hervor - ist RP mittlerweile 80. Liest man seine heutigen Tagebücher, so erfährt man, dass den Rentner selbst kleinere Besorgungen Stress bereiten und er sich sogar den Umzug in ein Seniorendomizil vorstellen kann. Gehörte das Fressen, Saufen und Meckern schon früher zu seinen Lieblingstätigkeiten, bleibt er diesen Leidenschaden bis heute treu, erspart dem Leser aber detaillierte Beschreibungen. Gerade so, als schriebe tatsächlich ein 80jähriger aus sturer Gewohnheit weiter gegen die Unlöblichkeiten des modernen Lebens an.
Gerade mit Blick auf die Hochpase der 00er Jahre frage ich mich, was jemanden zu diesem logistischen Aufwand bewegt. An diesem heruntergetippten Forenbeitrag sitze ich nun bereits 20 Minuten. Dabei bin ich kein ungeübter Schreiber, wenn auch etwas eingerostet. Täglich mehrere Wordseiten mit ausgeklügelten Plots zu produzieren ist aber ein Fulltimejob.
Wer die Seite nur oberflächlich kennt und sich kaum damit beschäftigt hat wird nicht verstehen, warum einen diese Frage umtreiben kann. Liest man jedoch mehrere Monate am Stück, wächst die Bewunderung vor dem reinen Fleiß beträchtlich. Selbst Rechtscheib- und Grammatikfehler finden sich kaum.