Bob Marley - No Women No Cry (Original)
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Es muss ein wehmütiger Abend gewesen sein in Trenchtown, dem Viertel der jamaikanischen Hauptstadt Kingston, das als die Geburtsstätte des Reggae gilt - und das viele Touristen bis heute eher meiden, weil es im Ruf steht, dass dort zwielichtige Gestalten verkehren. Damals, irgendwann Ende der 60er Jahre, saßen der junge Bob Marley und sein Freund Vincent Ford in Trenchtown irgendwo in einem Hof vor einer Suppenküche, in der es kostenloses Essen für hungrige Jugendliche gab. Eigentlich wollten die beiden nur chillen. Aber das, was sie dort dann zu hören bekamen, sollte später zu einem Welthit und einem der bekanntesten Songs des Reggae-Genres überhaupt werden. In einem Haus in der Nähe hatte nämlich ein Paar einen über die Maßen heftigen und lautstarken Streit - der in herzzerreißendem Weinen der Frau endete. Und das wiederum war bis in den Hof hinein zu hören.
So zumindest geht die Legende. Und so war es wohl auch wirklich. Wie auch immer: Marley und Vincent waren davon so bewegt, dass sie noch in derselben Nacht in der Suppenküche - wo Bob Marley angeblich auch das Gitarrespiel gelernt haben soll - für die bemitleidenswerte Frau ein Lied komponierten: "No Woman, No Cry". So ist es überliefert - und so wird es auch dargestellt im Bob Marley Museum im ehemaligen Haus des Musikers in Trenchtown, das mittlerweile ein Anziehungspunkt für Musikfans aus aller Welt is.
"No Woman, No Cry" wurde auf Schallplatte erstmals 1974 veröffentlicht, als Bob Marley & The Wailers das Album "Natty Dread" herausbrachten. Weltweit bekannt wurde der Song allerdings erst ein Jahr später: Da gab es einen sieben Minuten langen Live-Mitschnitt, der ebenfalls auf Platte gepresst wurde. Es war in einer Zeit, in der Reggae gerade anfing, Kult zu werden, der erste "Slow Song" dieses Genres, von dem bis dahin alle dachten, es bestehe nur aus dem eingängigen, aber relativ eintönigen typischen Reggae-Beat. Bob Marley belehrte sie eines Besseren.
Was den Song gerade für viele Deutsche so besonders macht, ist jedoch neben der eingängigen Melodie vor allem der Text beziehungsweise die Titelzeile, die immer wieder (oft bewusst) vollkommen falsch übersetzt wurde. In den 70-er und auch noch 80er Jahren gab es keine Disco, in der "No Woman, No Cry" nicht rauf- und runterlief, und männliche Fans übersetzten es in bier- oder weinseliger Runde mit "Kein Weib, kein Geschrei". Das sollte witzig sein - war es aber nicht wirklich. So wurde Bob Marleys Trost-Song für die arme Jamaikanerin zu einer Art Macho-Hymne, womit dem Musiker wahrlich unrecht getan wurde. Denn "No Woman, No Cry" ist genau das Gegenteil: Der Titel entstammt dem Kreolischen und bedeutet nicht mehr und nicht weniger als "Nein, Frau, weine nicht".
Zu spätem Ruhm kam Bob Marley mit "No Woman, No Cry" übrigens 2004 und damit 23 Jahre nach seinem Tod. Da wurde das Lied vom Magazin "Rolling Stone" auf Platz 37 der 500 besten Songs aller Zeiten gesetzt.