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SEK stürmt Wohnung einer 63-Jährigen - wegen eines Wasserboilers
28.10.2014 um 13:17SEK stürmt Wohnung einer 63-Jährigen - wegen eines Wasserboilershttp://www.rnz.de//mannheim/00_20141028060000_110774819-SEK-stuermt-Wohnung-einer-63-Jaehrigen---wegen.html#ad-image-0 (Archiv-Version vom 01.11.2014)
Mit Kettensäge und Elektroschocker sorgte ein Sondereinsatzkommando für Recht und Ordnung. Die Frau hatte sich vier Stunden lang verbarrikadiert
28.10.2014, 06:00
Vom Fenster aus diskutierte die 63-Jährige mit den Einsatzkräften. Sie war komplett schwarz gekleidet, trug eine Brille und einen Motorradhelm. Weil sich die Frau uneinsichtig zeigte und stundenlang verbarrikadierte, stürmte das SEK die Wohnung. Fotos: Gerold
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Von Julie Dutkowski und Jan Millenet
Aufregung im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt: Eine 63-Jährige hatte am Montagmittag in der Zellerstraße stundenlang die Einsatzkräfte und Nachbarschaft in Atem gehalten. Die Frau hatte sich mit einem Messer in ihrer Wohnung verbarrikadiert und einen Gerichtsvollzieher bedroht. Nach rund vier Stunden stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) die Wohnung und überwältigte die Frau mit einem Elektroschocker.
Die 63-Jährige hatte sich in der Vergangenheit laut einem Polizeisprecher beharrlich geweigert, ihren Wasserboiler, überprüfen zu lassen. Am Montagvormittag wollte sie Monteuren, die eine routinemäßige Überprüfung der Geräte in ihrer Wohnung durchführen sollten, keinen Zutritt gewähren. Der Hausbesitzer besorgte sich daraufhin einen Zutrittsbeschluss beim Amtsgericht, den der Gerichtsvollzieher durchsetzen wollte.
Weil die Frau dem Beamten aber trotzdem nicht in die Wohnung ließ, habe dieser versucht, sich mit einem Schlüsseldienst Zutritt zu verschaffen. Die "Randaliererin" stach jedoch mit einem "sehr langen Küchenmesser" durch den offenen Türschlitz, wie ein Polizeisprecher auf RNZ-Nachfrage mitteilte.
Daraufhin forderte der Beamte die Ordnungshüter zur Unterstützung an. "Hier kommt niemand rein", soll die Frau gesagt haben und Möbelstücke vor ihre Tür gestellt haben, um sich zu verbarrikadieren. Zunächst war davon die Rede, dass die Gefahr einer Explosion bestehe. "Das kann durchaus sein, können wir aber nicht bestätigen", so der Sprecher.
Zur Sicherheit wurde das SEK aus Göppingen gerufen. Man müsse vom "Worst Case Szenario" ausgehen, erklärte der Polizeisprecher die Maßnahme. In der Vergangenheit seien etwa schon Brandsätze aus Wohnungen geworfen worden und Polizisten zu Schaden gekommen. Auch mehrere Dutzende Feuerwehrleute, mehrere Polizeibeamte und der Rettungsdienst waren im Einsatz. Die restlichen Bewohner des Hauses wurden bereits gegen 12 Uhr aus Sicherheitsgründen evakuiert.
Als die 63-Jährige mit den Einsatzkräften diskutierte, erschien sie in schwarzer Kleidung am geöffneten Fenster ihrer Wohnung im dritten Stock eines Mehrparteienhauses. Sie trug zudem einen schwarzen Motorradhelm. Zur Sicherheit hatte die Feuerwehr ein Sprungkissen unter dem Fenster der Frau aufgebaut. Auch geschulte Psychologen versuchten, vor dem Haus mit der Frau zu sprechen. Da diese sich aber nicht einsichtig zeigte, sich in ihre Wohnung zurückzog und dabei die Rollläden herunterließ, griff gegen 15.30 Uhr das Einsatzkommando ein, so der Sprecher weiter.
Das SEK musste mit einer Kettensäge die Wohnung und die "dahinter stehenden Möbel zerteilen", um sich Zutritt zu verschaffen. Dann stürmten sie die Wohnung und überwältigten die "renitente 63-Jährige" mit einem Elektroschocker. Die Frau sei daraufhin den Sanitätern übergeben worden. Sie habe sich zudem leicht an der Hand verletzt. Der Elektroschocker habe eine lähmende Wirkung, erklärte der Sprecher auf Nachfrage. "Ziel war es, die Frau schnell handlungsunfähig zu machen."
Warum die Frau einen Motorradhelm trug, konnte der Sprecher nicht beantworten. "Das müssen weitere Ermittlungen ergeben." Auch der Grund, warum die Frau derart außer sich geraten konnte, sie noch völlig unklar.
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Das ist doch verrückt! Ging das nicht anders?
Ich bin sowohl Mieterin als auch Vermieterin. Als Vermieterin ist mir auch daran gelegen, dass die Wohnung, bzw. hier ein Wasserboiler, instandgehalten wird. Wie weit ich da gehen würde, wenn sich ein Mieter sperrt, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich aber hätte ich nichts unternommen, wenn meine Mieterin absolut keinen Handwerker in die Wohnung reinlassen will. Brief geschrieben, wenn der Boiler kaputtgeht, dann ist das ihr Problem und sie hat spätestens beim Auszug Ersatz zu leisten. Bis dahin evt. kein warmes Wasser.
Aus der Sicht der Mieterin in mir: Ich mag es auch nicht gerne, wenn ich Handwerker reinlassen muss. (Auch wenn die meistens sehr nett sind.) Insbesondere, wenn sie ins Schlafzimmer müssen. (Mussten sie bisher aber nur bei der Fenstererneuerung.) Das ist mein privater Bereich. Und die ziehen auch nicht die Schuhe aus ... Ich denke, so eine Empfindlichkeit kann sich bis zur Phobie oder zum Zwang steigern, und dass das vielleicht bei dieser Frau so war.
Insgesamt hätte man die Situation sicherlich anders bewältigen können, also entweder, der Boiler wird auf ihre Kappe nicht gewartet, oder die Handwerker akzeptieren evt. von ihr gestellte Bedingungen.