Koreander
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03.12.2013 um 09:08Entscheidungszwang als lebenslange Strafe
Ein Loriot- Dialog:
>>Berta: "Herrmann?"
Hermann: "Ja?"
Berta: "Was machst du da?"
Hermann: "Nichts!"
Berta: "Nichts? Wieso nichts?"
Hermann: "Ich mache nichts!"
Berta: "Gar nichts?"
Hermann: "Nein."
Berta: "Überhaupt nichts?"
Hermann: "Nein, ich sitze hier!"
Berta: "Du sitzt da?"
Hermann: "Ja."
Berta: "Aber irgendwas machst du doch!"
Hermann: "Nein."
Berta: "Denkst du irgendwas?"
Hermann: "Nichts besonderes."
Berta: "Es könnte ja nicht schaden, wenn du mal etwas spazieren gingest!"
Hermann: "Nein, nein."
Berta: "Ich bringe dir deinen Mantel!"
Hermann: "Nein, danke."
Berta: "Aber es ist zu kalt ohne Mantel!"
Hermann: "Ich geh ja nicht spazieren."
Berta: "Aber eben wolltest du doch noch!"
Hermann: "Nein, du wolltest, daß ich spazieren gehe!"
Berta: "Ich? Mir ist es doch völlig egal, ob du spazieren gehst!"
Hermann: "Gut." << usw, siehe hier: http://www.funparadies.de/Funwords/loriot.html
Die Frau wird hier zur Vertreterin der Gesellschaft. (An FeministInnen: Es ist zufällig die Frau, das hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.)
Es ist verdächtig, wenn sich jemand nicht entscheidet. Das wird höchstens an dafür angewiesenen Orten zu akzeptierten Zeiten geduldet.
Etwa im Urlaub am Strand. Da ist immerhin der Konsum- Hintergrund gegeben. Urlaub ist teuer.
Im Alltag müssen wir Muße erklären. Im Gegensatz zur Dauerbeschäftigung.
"Können wir uns am Montag treffen?" ist z. B. eine Frage, die man nicht ungestraft einfach mit "Ja. Ich habe Zeit" beantwortet.
Üblich ist eher "Da passt es mir leider gar nicht" oder "Da muss ich erstmal nachgucken" oder "Also, am Montag gehe ich zum Arzt, dann hole ich das Auto aus der Werkstatt... usw."
Wir sind zu verschiedenen lebenslangen Strafen verurteilt: Beschäftigung, Konsum und Lernen.
Jugendliche wehren sich noch gegen die Vertreibung aus dem unproduktiven Paradies kindlicher Verantwortungslosigkeit.
Sie hängen ab, gehen schon mittags mit Bierflaschen durch die Stadt, feiern Endlos- Partys, welche die eigene Verwertungsmöglichkeit am nächsten Tag stark einschränken.
Schließlich entdecken sie die Wirkung von Konsumprodukten auf andere. Etwa auf das andere Geschlecht. Für den Erwerb möglichst neuer und damit teuerer Textilien, Elektronik oder gar
Fahrzeuge ist schließlich der Eintritt in das Laufrad der Erwerbsarbeit nötig. Dafür gilt es, alles zu lernen, was möglichst hoch honoriert wird. Die Entwicklung des eigenen kreativen Potentials ist dabei
zweitrangig. Die Zivilisations- Übungen und Rituale der Schule werden fortgesetzt. Man sitzt in geschlossenen Räumen und verhält sich gesellschaftlich kompatibel.
Hier vermischen sich nun echte Bedürfnisse, welche neben dem Erhalt des eigenen Körpers auch die Neugier auf das Leben beinhalten, mit Sekundär- Bedürfnissen.
Letztere weckt meist die Werbung. Probleme werden erfunden, um eine dafür geeignete Lösung zu verkaufen. Allein der Aufwand und die Abhängigkeiten, welche ein eigenes Auto mit sich bringen,
führt die Behauptung der Unabhängigkeit, Freiheit und des Zeit- Sparens durch ein Kraftfahrzeug ad absurdum.
Ein Auto ist auch ein idealer Entscheidungs- Lehrer. Durch die Scheibe nach vorn gesehen und durch den Rückspiegel ergänzt, drängen sich in rasender Folge Entscheidungszwänge auf.
Man wird nicht schneller, man legt nur weitere Strecken zurück. Selbst über Land zu fahren, durch die Natur, hat nicht mehr viel mit dem eigentlichen "Erfahren" zu tun.
Der Weg ist vorberechnet, die Straßen gut ausgeschildert. Es gilt nur noch, Zeit und Raum bis zum Erreichen des Ziels tot zu schlagen.
Dabei gibt es gar kein Ziel, denn hinter jedem Ziel lauert ein neues.
An dieser Stelle hat der Autor des Beitrags Lust auf einen Spaziergang. Bis demnächst.
Ein Loriot- Dialog:
>>Berta: "Herrmann?"
Hermann: "Ja?"
Berta: "Was machst du da?"
Hermann: "Nichts!"
Berta: "Nichts? Wieso nichts?"
Hermann: "Ich mache nichts!"
Berta: "Gar nichts?"
Hermann: "Nein."
Berta: "Überhaupt nichts?"
Hermann: "Nein, ich sitze hier!"
Berta: "Du sitzt da?"
Hermann: "Ja."
Berta: "Aber irgendwas machst du doch!"
Hermann: "Nein."
Berta: "Denkst du irgendwas?"
Hermann: "Nichts besonderes."
Berta: "Es könnte ja nicht schaden, wenn du mal etwas spazieren gingest!"
Hermann: "Nein, nein."
Berta: "Ich bringe dir deinen Mantel!"
Hermann: "Nein, danke."
Berta: "Aber es ist zu kalt ohne Mantel!"
Hermann: "Ich geh ja nicht spazieren."
Berta: "Aber eben wolltest du doch noch!"
Hermann: "Nein, du wolltest, daß ich spazieren gehe!"
Berta: "Ich? Mir ist es doch völlig egal, ob du spazieren gehst!"
Hermann: "Gut." << usw, siehe hier: http://www.funparadies.de/Funwords/loriot.html
Die Frau wird hier zur Vertreterin der Gesellschaft. (An FeministInnen: Es ist zufällig die Frau, das hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.)
Es ist verdächtig, wenn sich jemand nicht entscheidet. Das wird höchstens an dafür angewiesenen Orten zu akzeptierten Zeiten geduldet.
Etwa im Urlaub am Strand. Da ist immerhin der Konsum- Hintergrund gegeben. Urlaub ist teuer.
Im Alltag müssen wir Muße erklären. Im Gegensatz zur Dauerbeschäftigung.
"Können wir uns am Montag treffen?" ist z. B. eine Frage, die man nicht ungestraft einfach mit "Ja. Ich habe Zeit" beantwortet.
Üblich ist eher "Da passt es mir leider gar nicht" oder "Da muss ich erstmal nachgucken" oder "Also, am Montag gehe ich zum Arzt, dann hole ich das Auto aus der Werkstatt... usw."
Wir sind zu verschiedenen lebenslangen Strafen verurteilt: Beschäftigung, Konsum und Lernen.
Jugendliche wehren sich noch gegen die Vertreibung aus dem unproduktiven Paradies kindlicher Verantwortungslosigkeit.
Sie hängen ab, gehen schon mittags mit Bierflaschen durch die Stadt, feiern Endlos- Partys, welche die eigene Verwertungsmöglichkeit am nächsten Tag stark einschränken.
Schließlich entdecken sie die Wirkung von Konsumprodukten auf andere. Etwa auf das andere Geschlecht. Für den Erwerb möglichst neuer und damit teuerer Textilien, Elektronik oder gar
Fahrzeuge ist schließlich der Eintritt in das Laufrad der Erwerbsarbeit nötig. Dafür gilt es, alles zu lernen, was möglichst hoch honoriert wird. Die Entwicklung des eigenen kreativen Potentials ist dabei
zweitrangig. Die Zivilisations- Übungen und Rituale der Schule werden fortgesetzt. Man sitzt in geschlossenen Räumen und verhält sich gesellschaftlich kompatibel.
Hier vermischen sich nun echte Bedürfnisse, welche neben dem Erhalt des eigenen Körpers auch die Neugier auf das Leben beinhalten, mit Sekundär- Bedürfnissen.
Letztere weckt meist die Werbung. Probleme werden erfunden, um eine dafür geeignete Lösung zu verkaufen. Allein der Aufwand und die Abhängigkeiten, welche ein eigenes Auto mit sich bringen,
führt die Behauptung der Unabhängigkeit, Freiheit und des Zeit- Sparens durch ein Kraftfahrzeug ad absurdum.
Ein Auto ist auch ein idealer Entscheidungs- Lehrer. Durch die Scheibe nach vorn gesehen und durch den Rückspiegel ergänzt, drängen sich in rasender Folge Entscheidungszwänge auf.
Man wird nicht schneller, man legt nur weitere Strecken zurück. Selbst über Land zu fahren, durch die Natur, hat nicht mehr viel mit dem eigentlichen "Erfahren" zu tun.
Der Weg ist vorberechnet, die Straßen gut ausgeschildert. Es gilt nur noch, Zeit und Raum bis zum Erreichen des Ziels tot zu schlagen.
Dabei gibt es gar kein Ziel, denn hinter jedem Ziel lauert ein neues.
An dieser Stelle hat der Autor des Beitrags Lust auf einen Spaziergang. Bis demnächst.