@FedaykinFedaykin schrieb:also braucht auch sie ein "Trägermedium" so wie der Gedanke die Elektrizität
Ja, das hat man mir auch mal weismachen wollen.
Meine persönliche Erfahrung ist jedoch: Elektrische Impulse sind keine Gedanken, sondern das, was sie sind, - elektrische Impulse. Du könntest diese Impulse auch ganz praktisch aus den betreffenden Neuronen ableiten und zum Betrieb einer winzigen Modelleisenbahn verwenden und hättest dann trotzdem die Nano-Modelleisenbahn niemals mit "der Schönheit eines Sonnenuntergangs" oder mit dem "Gefühl von Nässe auf der Haut" angetrieben, sondern einfach nur mit jenen elektrischen Impulsen, von denen du annimmst, dass sie genau diese sinnlichen/geistigen Erfahrungen SIND. Aber das sind sie nicht.
Im Gehirn sind keine Gedanken oder Gefühle. Die Gedanken bzw. Gefühle befinden sich in etwas, was selbst keine Materie ist. Und dieses ETWAS, "worin" sich Gedanken und Gefühle befinden nennt man allgemein Bewusstsein. Dort ist die "Schönheit eines Sonnenuntergangs" und "das Gefühl des Kribbelns im Bauch bei Verliebtheit", falls du das kennen solltest. Der Bauch selbst ist nur das kommunikative aus Materie bestehende Hilfsmittel, um es auszudrücken. Und das Gehirn hilft dabei maßgeblich, es kommunikativ auszudrücken.
Deswegen bedarf Telepathie keiner Materie.
Du kannst dir die Funktionsweise von Telepathie wie folgt, sehr vereinfacht dargestellt, vorstellen:
Zwei Taschenlampen leuchten von oben auf einen Tisch, wobei sich deren Lichtkegel zunächst nicht überlagern. Der Lichtschein einer Taschenlampe repräsentiert deinen Aufmerksamkeitsfokus, sprich, dass, was du zu bemerken imstande bist. Und der Lichtkegel der zweiten Taschenlampe repräsentiert meinen Erfahrbarkeitsbereich. Weil wir beide einen jeweils eingeschränkten Erfahrbarkeitsbereich haben, ist es dir nicht möglich, zu bemerken, an was ich gerade denke. Ebenso ist es mir nicht möglich, zu bemerken, was du gerade denkst. Das ist der Normalfall.
Wenn wir beide jedoch unsere Lichtkegel ein wenig überlagern, dann gibt es einen Bereich, der uns beiden gleichzeitig verfügbar ist. Und genau das ist der Bereich der Telepathie ohne jegliche Materie. Es ist in Wirklichkeit eine Erweiterung des eigenen Aufmerksamkeitsfokus in den Bereich eines anderen hinein, und umgekehrt. Das ist, wirklich sehr vereinfacht gesagt, das Prinzip der Telepathie.
Der Tisch ist in diesem Beispiel als das eine, singuläre Bewusstsein zu verstehen, welches es gibt. Denn die irrtümliche Formulierung "mein Bewusstsein" oder "dein Bewusstsein" ist in Wirklichkeit immer nur jeweils ausgeprägte Aufmerksamkeitsfokus, in diesem Beispiel der eigene Lichtkegel, der auf die scheinbar persönlichen Bewusstseinsinhalte gerichtet ist. Doch in Wirklichkeit kennt Bewusstsein keinen Plural.
Und um nach diesem kleinen Ausflug die Kurve auf den Thread wieder zu bekommen: Kosmische Isolation ist daher eine notwendige Folge des Aufmerksamkeitsfokus. Das heißt: Wir können immer nur das bemerken, was unsere geistigen Fähigkeiten hergeben. Wenn wir dagegen bemerken könnten, was hier tatsächlich abgeht, würde man niemals sagen, dass wir isoliert sind.