War einmal Leben auf dem Mars?
05.05.2009 um 10:31
Hier habe ich eine Ausführliche Antwort für euch alle über das Thema!!....
Mumma warnte gleich vor übereilten Interpretationen: «Das Methan kann auch geochemischen Ursprungs sein.» In diesem Fall zeige es unbekannte geologische Aktivitäten an. Noch fehle es an Informationen, um die Frage, ob das Methan biologischen oder geologischen Ursprungs sei, zu entscheiden. Wichtig sei jedoch, dass das Methan aktuell freigesetzt wird. Das zeigen die lokal auftretenden Methanwolken. Eigentlich verteilt sich das Gas schnell über den Planeten und löst sich innerhalb von relativ kurzer Zeit auf. Ganz gleich also, ob das Methan biologischen oder geologischen Ursprungs sei, sagte Mumma, in jedem Fall müsse das traditionelle Bild vom wüsten und öden Himmelskörper revidiert werden: «Der Mars ist kein toter Planet.»
Auch wenn die Nasa mit der Interpretation der neuen Ergebnisse vorsichtig ist, haben diese doch die Wahrscheinlichkeit von Leben auf unserem Bruderplaneten deutlich erhöht. Und das hat etwas Kurioses: Während sich die Weltraumforschung mit immer raffinierteren Methoden in anderen Sonnensystemen auf die Suche nach Leben beherbergenden Planeten macht, während darüber diskutiert wird, ob auf dem Jupitermond Europa mit seinen Wasserozeanen oder eher auf dem Saturntrabanten Titan mit der Stickstoffatmosphäre extraterrestrische Organismen zu finden sind, ausgerechnet da avanciert unser direkter Nachbar zum Topkandidaten, um die Erde aus der kosmischen Einsamkeit zu befreien.
Das kommt nicht unverhofft: Seit der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli (1835—1910) bei seinen Mars-Beobachtungen canali auf der Planetenoberfläche entdeckt zu haben glaubte, rissen die Spekulationen über Leben auf dem Mars nicht ab. Und sie wirkten inspirierend: Der Schriftsteller Percival Lowell entwarf das Bild vom Mars als Ort, in dessen Wüstenregionen eine alte und weitentwickelte Zivilisation erbittert ums Überleben kämpfte. Von H. G. Wells «War of the Worlds» bis zu Tim Burtons «Mars Attacks» machten sich immer wieder Marsmännchen in den unterschiedlichsten Formen und Farben über die Menschheit her.
Da erscheint die Aussicht auf mikrobielles Leben erst einmal unspektakulär. Manche Experten ordnen das Ganze als PR-Coup der Nasa ein. Die Space Agency wolle pünktlich zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Barack Obama positive Schlagzeilen liefern. Schliesslich habe Mumma schon 2003 über Mars-Methan berichtet. Das verkennt aber die wirkliche Bedeutung: Damals waren die Ergebnisse widersprüchlich. Und jetzt hat man die Regionen identifiziert, in denen das Methan auftritt. Das sei so, sagt Mumma, als habe man im Boden steckende Schilder entdeckt, auf denen steht: «Kommt her! Hier sind wir!»
Sicher verbergen sich keine grünen Männchen, sondern winzige Einzeller. Aber sie könnten die letzten Überlebenden eines einst blühenden Lebens auf dem Mars sein. Zahlreiche Missionen haben in den letzten Jahren Licht in die dunkle Vorgeschichte des heute so lebensfeindlichen Orts gebracht. Vor Milliarden Jahren schützte den Mars eine dichte Atmosphäre, Vulkane waren tätig, und zwar riesige: Unglaubliche 21 Kilometer hoch erhebt sich der Olympus Mons über die Ebene — Rekord in unserem Sonnensystem.
Vor allem schwappte auf der Mars-Oberfläche Wasser in riesigen Mengen. Noch heute sind die Spuren zu entdecken: kilometertiefe Schluchten, Schwemmkegel oder Flussdeltas zeugen von gewaltigen Strömen. Auch die seltsame Zweiteilung des Planeten erklärt sich so: Der tiefgelegene Norden war einst der Boden eines Ozeans; die südliche Halbkugel liegt im Schnitt 6 Kilometer höher und ist mit Kratern übersät. Die Verteilung diverser Mineralien bestätigt die Lage der Ur-Ozeane. Als im Dezember die Nasa-Sonde «Mars Reconnaissance Orbiter» Carbonatgestein entdeckte, war das der langgesuchte Beweis, dass es auf dem Mars neutrales, also lebensfreundliches Oberflächenwasser gegeben hat.
Zugleich lieferte die Sonde Hinweise darauf, dass das offene Wasser noch bis vor zwei Milliarden Jahren existiert haben könnte und es somit auf dem Mars genügend Zeit für die Entstehung von Leben gab (auf der Erde begann das Leben vor fast vier Milliarden Jahren). Tatsächlich zieht die Wissenschaft längst den Vergleich mit der frühen Erde: Wenn der Mars einmal ein feuchter, warmer Planet war, von einer dicken Atmosphäre umgeben, herrschten dort ähnliche Bedingungen wie auf unserem Planeten, sagt Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University, Autor des Standardwerks «Life in the Universe». «Damit ist die Möglichkeit gross, dass auf dem Mars Leben selbständig entstanden ist.» Die Erde wäre nicht länger einzigartig.
Der Mars ist im Durchmesser halb so gross wie unser Planet und verfügt nur über einen Zehntel der Masse. Weil daher seine Gravitationskräfte gering sind, pustete der Sonnenwind die Mars-Atmosphäre nach und nach ins All. Der Mars wurde wüst, leer und kalt. Die Durchschnittstemperatur beträgt nun minus 60 Grad Celsius. Nord- und Südpol sind von dicken Eiskappen überzogen, die nicht nur aus Kohlendioxid bestehen. Die ESA-Sonde Mars Express wies nach, dass allein das am Südpol bis in 3,7 Kilometer Tiefe eingelagerte Wassereis dazu reichen würde, aufgetaut den gesamten Planeten 11 Meter hoch unter Wasser zu setzen.
Lebensfreundlich ist die Oberfläche nicht mehr — auch weil der Mars das schützende Magnetfeld lange schon eingebüsst hat. Vor zwei Jahren zeigte der britische Astrophysiker Lewis Dartnell vom University College London, dass die UV-Strahlen der Sonne nebst der übrigen kosmischen Strahlung so stark sind, dass Leben nur noch tief im Boden eine Chance hätte. Dort wären also die letzten Überlebenden der einstigen Mars-Fauna zu vermuten. «Deshalb versetzt die Methan-Entdeckung jetzt viele Astrobiologen in Euphorie», sagt Dartnell, «auch mich.» Mikroben könnten demnach einige Kilometer tief im Mars-Inneren leben, dort, wo es warm ist und feucht: «Eine perfekte Nische für Leben.»
Auf der Erde existiert sogenanntes extremophiles Leben an den verrücktesten Stellen. 3 Kilometer unter dem grönländischen Eis entdeckten Forscher zunächst überraschend hohe Mengen an Gas und kurz darauf die das Methan produzierenden Bakterien. Vor drei Jahren stiess ein amerikanisches Wissenschaftlerteam in Südafrika 2800 Meter unter der Erde auf das Bakterium Desulforudis audaxviator, das ganz ohne Sauerstoff auskommt — bloss mit Wasser, Wasserstoff und Sulfat als täglichem Brot. Extremophile Winzlinge wie sie werden die letzten Überlebenden sein, wenn das Leben eines Tages auf der Erdoberfläche ausgelöscht sein wird.