Lost Places im Auge der Schwarzen Romantik - Unser Empfinden zu Ruinen
06.02.2023 um 20:05Zuerst: Es geht bei Schwarze Romantik nicht um Schwarze Magie. Synonyme für Schwarze Romantik sind:
Trotz dem Bezug zu Lostplaces habe ich bewusst die Rubrik "Religion & Spiritualität" gewählt und nicht "Lost Places". Denn es geht mir nicht darum, einen neuen Lost Place zu benennen, sondern um die Motive hinter dem Wunsch, solche Orte zu besuchen. Was ist der Vater des Wunsches, Ruinen zu besuchen und Fotos von meist graffitiglastigen Gebäuden zu machen?
Grob gesagt stellen sich mir diese Fragen:
Ich weiß (oder vermute), dass einige jetzt über meine Assoziation Schwarze Romantik zu Lost Places irritiert sind, und sogar den kopf schütteln. Was mich betrifft, konnte ich mein Empfinden nie richtig einordnen. Der Wunsch, solche Orte aufzusuchen, war da (ist er immer noch). Doch wenn ich dann da bin, holt mich die Realität schnell auf den kalten Boden zurück: Graffiti wohin man schaut, Gerümpel, eingeworfene Scheiben, Brennnesseln und im übrigen der mehr oder weniger immer vorhandene Zustand der Baufälligkeit. Mein Eindruck vor Ort hat eigentlich nie meine Wünsche erfüllt. Bis ich mir dann mal Gedanken gemacht habe, welche Wünsche das eigentlich sind. Dabei fiel mir auf, dass ich das gar nicht richtig in Worte fassen kann.
Vor ein paar Wochen wurde ich dann mit einem (für mich neuen) Begriff konfrontiert, da hat es Klick gemacht.
Ich stelle das Stichwort jetzt ein. Es lautet:
Schwarze Romantik
1. Romantik
Die Romantik behandelt Aspekte und Themen wie Gefühle und Leidenschaft. Im Mittelpunkt stehen die Sehnsüchte der Menschen, wie die in verschiedenen Werken behandelte Reiselust und das Fernweh im Allgemeinem. Auch die Schönheit der Natur hat eine besondere Stellung. Ebenso übt sie Kritik an der Epoche der Aufklärung, welche eher vernunftgeprägt war.
2. Schwarzen Romantik
Typische Motive der Schwarzen Romantik sind unter anderem das Unheimliche, Dämonische, Abgründiges in der menschlichen Psyche bis hin zum Wahnsinn, Erotik und Gewalt sowie der Tod. Die Schwarze Romantik entzieht sich einer klaren Definition: Sie wird in manchen Zusammenhängen auch als eine Strömung in Literatur und Kunst gesehen, die über die Epoche der Romantik hinausgeht und auch Einfluss auf die Kunst des Symbolismus oder den Horrorfilm ausgeübt hat. Im Sachwörterbuch der Literatur wird die Schwarze Romantik definiert als „irrationale Tendenz der Romantik zum Unheimlich-Gespenstischen, Phantastisch-Abseitigen und Dämonisch-Grotesken“ und vor allem die Schwarze Romantik in der Form von Schauerliteratur und Gespenstergeschichten erwähnt. Ferner ist zu bemerken, dass sich die Schwarze Romantik häufig nicht klar von der Hauptströmung der Romantik abgrenzen lässt. Die Schwarze Romantik zeichnet sich dadurch aus, dass sie irrationale, melancholische Züge besonders betont und sich auch von der Gestaltung menschlichen Wahnsinns und vom „Bösen“ fasziniert zeigt – in Abkehr der von der Vernunft geleiteten Aufklärung und als Reaktion auf die Schrecknisse der Französischen Revolution.
Spukschlösser, Klöster, Verliese, Kellergewölbe, Gruften, Spukhäuser, Ruinen und Friedhöfe bieten die Kulisse für die Schauerliteratur, etwa in Schauerromanen wie "Das Schloss von Otranto" von Horace Walpole. Ruinen, auch künstliche Ruinen, sind in der romantischen Ruinenarchitektur en vogue. Romantische Gemälde stellen unheimliche Naturerscheinungen wie Gewitter dar sowie nächtliche, in Mondschein oder in Nebel getauchte Landschaften, auch einsame Lichtungen und dunkle Wälder. Ein Maler, in dessen Werk sich diese Motive besonders umfassen finden, ist Caspar David Friedrich. Bekannte Beispiele, in denen Friedrich solche düster-verstörenden Motive umgesetzt hat, sind die Gemälde "Abtei im Eichwald" und "Der Mönch am Meer".
Dem Licht der Aufklärung stellt die Schwarze Romantik die Nacht und das Dunkel gegenüber und wertet sie positiv um. Beispielhaft für eine solche Umwertung der Nacht als Ort der besseren Erkenntnis und der höheren Wahrheit sind Novalis’ "Hymnen an die Nacht". Insbesondere die französische und spanische Romantik setzt sich als Folge der französischen Revolution und den darauf folgenden napoleonischen Kriegen mit Leid und Gewalt auseinander. Francisco de Goya, eigentlich ursprünglich spanischer Hofmaler, wird mit seinem Werk auch teilweise der Romantik zugerechnet, setzte sich mit der Gewalt und dem Schrecken des Krieges durch Napoleonische Truppen 1808 und im anschließenden spanischen Unabhängigkeitskrieg auseinander. Goyas verstörender Bilderzyklus "Pinturas Negras", ein wesentliches Werk der Schwarzen Romantik, stellt unter anderem eine geheimnisvolle Prozession, Hexen und Saturn dar, wie dieser seine Kinder frisst, und gewährt einen Einblick in die Dunkelheit der Seele.
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Ich hoffe, dass es euch jetzt nicht so ganz kalt erwischt. Diese Thematik (bzw. die Verbindung zwischen zwei scheinbar völlig gegensätzlichen Themenbereichen) kann man mit dem Kopf schlecht erfassen, hier ist vermutlich das Bauchgefühl der bessere Berater. Deutlicher schreiben kann ich es leider nicht.
@Verwaltung
Wenn ihr es festpinnen könnt, hätte ich nichts gegen ein Verschieben nach "Lost Places". Festpinnen deswegen, weil es alle (auch künftige) Lostplaces betrifft. Ich hoffe, dass ich nicht der einzige bin, der diesen Bezug zur Schwarzen Romantik knüpft (bzw. hinterfragt). Derartige Assoziationen sind naturgemäß sehr subjektiv und ich kann nicht vorhersehen, wie andere Menschen "dies und das" empfinden. Andererseits deckt die Schwarzen Romantik entgegen meiner ersten Annahme ein riesiges Spektrum an Richtungen ab (z.B. die Gothic-Bewegung) und ist zudem, unabhängig vom Zeitgeist, in allen Epochen der bekannten Geschichte präsent. Diese Strömung muss also "irgendwas" im Menschen hervorrufen bzw. vorhanden sein, was vielleicht den "Religiösen Gefühlen" nicht unähnlich ist.
- Melancholie
- Schwarzgalligkeit
- Romantik
- Schauerromantik
- Negative Romantik
- Dunkle Romantik
- Nachtseite der Romantik
- sowie auch das Umfeld der Schauerliteratur
Trotz dem Bezug zu Lostplaces habe ich bewusst die Rubrik "Religion & Spiritualität" gewählt und nicht "Lost Places". Denn es geht mir nicht darum, einen neuen Lost Place zu benennen, sondern um die Motive hinter dem Wunsch, solche Orte zu besuchen. Was ist der Vater des Wunsches, Ruinen zu besuchen und Fotos von meist graffitiglastigen Gebäuden zu machen?
Grob gesagt stellen sich mir diese Fragen:
- Was empfindet ihr, wenn ihr den Wunsch habt, dorthin zu gehen?
- Was empfindet ihr, wenn ihr dann dort seid?
- Habt ihr das Gefühl, dass euer Wunsch (1) nach dem Besuch des Ortes (1) befriedigt worden ist?
Ich weiß (oder vermute), dass einige jetzt über meine Assoziation Schwarze Romantik zu Lost Places irritiert sind, und sogar den kopf schütteln. Was mich betrifft, konnte ich mein Empfinden nie richtig einordnen. Der Wunsch, solche Orte aufzusuchen, war da (ist er immer noch). Doch wenn ich dann da bin, holt mich die Realität schnell auf den kalten Boden zurück: Graffiti wohin man schaut, Gerümpel, eingeworfene Scheiben, Brennnesseln und im übrigen der mehr oder weniger immer vorhandene Zustand der Baufälligkeit. Mein Eindruck vor Ort hat eigentlich nie meine Wünsche erfüllt. Bis ich mir dann mal Gedanken gemacht habe, welche Wünsche das eigentlich sind. Dabei fiel mir auf, dass ich das gar nicht richtig in Worte fassen kann.
Vor ein paar Wochen wurde ich dann mit einem (für mich neuen) Begriff konfrontiert, da hat es Klick gemacht.
Ich stelle das Stichwort jetzt ein. Es lautet:
Schwarze Romantik
1. Romantik
Die Romantik behandelt Aspekte und Themen wie Gefühle und Leidenschaft. Im Mittelpunkt stehen die Sehnsüchte der Menschen, wie die in verschiedenen Werken behandelte Reiselust und das Fernweh im Allgemeinem. Auch die Schönheit der Natur hat eine besondere Stellung. Ebenso übt sie Kritik an der Epoche der Aufklärung, welche eher vernunftgeprägt war.
2. Schwarzen Romantik
Typische Motive der Schwarzen Romantik sind unter anderem das Unheimliche, Dämonische, Abgründiges in der menschlichen Psyche bis hin zum Wahnsinn, Erotik und Gewalt sowie der Tod. Die Schwarze Romantik entzieht sich einer klaren Definition: Sie wird in manchen Zusammenhängen auch als eine Strömung in Literatur und Kunst gesehen, die über die Epoche der Romantik hinausgeht und auch Einfluss auf die Kunst des Symbolismus oder den Horrorfilm ausgeübt hat. Im Sachwörterbuch der Literatur wird die Schwarze Romantik definiert als „irrationale Tendenz der Romantik zum Unheimlich-Gespenstischen, Phantastisch-Abseitigen und Dämonisch-Grotesken“ und vor allem die Schwarze Romantik in der Form von Schauerliteratur und Gespenstergeschichten erwähnt. Ferner ist zu bemerken, dass sich die Schwarze Romantik häufig nicht klar von der Hauptströmung der Romantik abgrenzen lässt. Die Schwarze Romantik zeichnet sich dadurch aus, dass sie irrationale, melancholische Züge besonders betont und sich auch von der Gestaltung menschlichen Wahnsinns und vom „Bösen“ fasziniert zeigt – in Abkehr der von der Vernunft geleiteten Aufklärung und als Reaktion auf die Schrecknisse der Französischen Revolution.
Spukschlösser, Klöster, Verliese, Kellergewölbe, Gruften, Spukhäuser, Ruinen und Friedhöfe bieten die Kulisse für die Schauerliteratur, etwa in Schauerromanen wie "Das Schloss von Otranto" von Horace Walpole. Ruinen, auch künstliche Ruinen, sind in der romantischen Ruinenarchitektur en vogue. Romantische Gemälde stellen unheimliche Naturerscheinungen wie Gewitter dar sowie nächtliche, in Mondschein oder in Nebel getauchte Landschaften, auch einsame Lichtungen und dunkle Wälder. Ein Maler, in dessen Werk sich diese Motive besonders umfassen finden, ist Caspar David Friedrich. Bekannte Beispiele, in denen Friedrich solche düster-verstörenden Motive umgesetzt hat, sind die Gemälde "Abtei im Eichwald" und "Der Mönch am Meer".
Dem Licht der Aufklärung stellt die Schwarze Romantik die Nacht und das Dunkel gegenüber und wertet sie positiv um. Beispielhaft für eine solche Umwertung der Nacht als Ort der besseren Erkenntnis und der höheren Wahrheit sind Novalis’ "Hymnen an die Nacht". Insbesondere die französische und spanische Romantik setzt sich als Folge der französischen Revolution und den darauf folgenden napoleonischen Kriegen mit Leid und Gewalt auseinander. Francisco de Goya, eigentlich ursprünglich spanischer Hofmaler, wird mit seinem Werk auch teilweise der Romantik zugerechnet, setzte sich mit der Gewalt und dem Schrecken des Krieges durch Napoleonische Truppen 1808 und im anschließenden spanischen Unabhängigkeitskrieg auseinander. Goyas verstörender Bilderzyklus "Pinturas Negras", ein wesentliches Werk der Schwarzen Romantik, stellt unter anderem eine geheimnisvolle Prozession, Hexen und Saturn dar, wie dieser seine Kinder frisst, und gewährt einen Einblick in die Dunkelheit der Seele.
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Ich hoffe, dass es euch jetzt nicht so ganz kalt erwischt. Diese Thematik (bzw. die Verbindung zwischen zwei scheinbar völlig gegensätzlichen Themenbereichen) kann man mit dem Kopf schlecht erfassen, hier ist vermutlich das Bauchgefühl der bessere Berater. Deutlicher schreiben kann ich es leider nicht.
@Verwaltung
Wenn ihr es festpinnen könnt, hätte ich nichts gegen ein Verschieben nach "Lost Places". Festpinnen deswegen, weil es alle (auch künftige) Lostplaces betrifft. Ich hoffe, dass ich nicht der einzige bin, der diesen Bezug zur Schwarzen Romantik knüpft (bzw. hinterfragt). Derartige Assoziationen sind naturgemäß sehr subjektiv und ich kann nicht vorhersehen, wie andere Menschen "dies und das" empfinden. Andererseits deckt die Schwarzen Romantik entgegen meiner ersten Annahme ein riesiges Spektrum an Richtungen ab (z.B. die Gothic-Bewegung) und ist zudem, unabhängig vom Zeitgeist, in allen Epochen der bekannten Geschichte präsent. Diese Strömung muss also "irgendwas" im Menschen hervorrufen bzw. vorhanden sein, was vielleicht den "Religiösen Gefühlen" nicht unähnlich ist.