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Was sieht man, wenn man im Zentrum einer Void steht?
27.02.2025 um 00:43
Bild einer Void. Ich weiß, blödes Bild, man kann nix erkennen. Ich such noch eins mit besserer Beleuchtung.
Von allen Dingen im Kosmos klingen gerade Voids eher ereignislos: Große leere Räume. Aber mal angenommen, ihr stündet in der Mitte einer Void, was würde anders aussehen? Alle Sterne am Himmel rotverschoben? Laut Ryan Keenan, Amy Barger und Lennox Cowie kann man das einfach jeden fragen. Selbst ohne die drei gilt, das 40 % des Nachthimmels die Aussicht in eine Void zeigen, die local Void. Die von den dreien entdeckte Void sollte jedoch viel größer sein: Die KBC Void.
KBC Void
Die KBC Void umfasst ein gigantisches Raumvolumen, so sie denn existiert. Der Durchmesser soll 2 Milliarden Lichtjahre betragen, womit es die größte Void wäre, die bisher bekannt ist. So groß, dass sie den größten Teil von Laniakea enthält.
Lanikea als Teil einer Void
Ich räume ein, das die Zuordnung von Laniakea zu einer Void verwirrend ist. Enthält ja eine ganze Menge. Aber: Eine Void beschreibt nur eine Raumregion mit niedriger Dichte, und die KBC Void ist so groß, das ein paar Galaxiencluster nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Materiedichte hier bei uns liegt 20 % niedriger als im Rest des beobachtbare Universums. Das "dicht" in diesem Kontext weniger als ein Wasserstoffatom pro Kubikmeter meint sollte wohl erwähnt werden.
Blablabla - ich will wissen was ich sehe!
Ähm, ok. Da wir schon in einer Void stehen, würde ich damit rechen, das die Sterne rotverschobener und der Sternenhimmel somit dunkler wäre. Das heißt im Umkehrschluss: Wäre da keine Void, wäre der Sternenhimmel vielleicht ein bisschen heller.
Konkrete Auswirkungen
Einige! Fangen wir mal mit der Frage an, ob die KBC Void überhaupt so in der Größe existiert. Wenn nicht - Schwamm drüber. Wenn doch ergeben sich Fragen:
Hubble-Tension
Das beschreibt den Ärger in der Astrophysik bei der Messung der Hubble Konstante. Messungen mit immer genaueren Instrumenten ergaben keine Lösung - die Messungen ergeben keinen Sinn. Die Void würde es erklären: Wenn wir im Inneren einer Void säßen, würden andere Systeme in der Void stärker nach Außen gezogen, unregelmäßig, halt der Gravitation folgend. In Folge wären viele Dinge falsch, z.B. unsere Vorstellung davon, wie alt das Universum ist.
Homogenes Universum
Das homogene Universum ist Teil des Standardmodells. Eine zwei Milliarden Lichtjahre große Void hat da aber keinen Platz. 300 Millionen Lichtjahre scheint noch ok zu sein. Aber 2 Milliarden in einem Universum das gerade mal 13 Milliarden Jahre alt ist...
Lambda CDM
Das Standardmodell, ist unser Universum nicht homogen, ist es hin. Etliche Physiker werden schimpfen.
Was machen Voids denn so?
Man sollte meinen, das Raumregionen, die sich Hauptsächlich durch die Abwesenheit von etwas auszeichnen, nicht besonders aktiv sind. Aber falsch gedacht, als Beleg ziehe ich mal den Dipole Repeller hinzu. Diese Raumregion beeinflusst die Art und Weise wie unsere Milchstraße sich bewegt. Sie dehnt sich aus, und dieses ausdehnen treibt die Milchstraße auf nahe Gravitationsquellen zu (Großer Attraktor/Shapley Superhaufen). Genau so müsste es sich mit entfernten Galaxien für die Milchstraße verhalten: Alles treibt davon, weil das enthaltende Raumvolumen sich ausdehnt. Daher ist es auch so wichtig, das wir mehr über Galaxien nahe am Rand wissen; dort dürfte die kombinierte Wirkung von Expansion und Gravitation potentiell am höchsten sein