Ibsen-Wildente

Die Moral dieses Theaterstücks des norwegischen Schriftsteller Henrik Ibsen aus dem Jahr 1884 ist schlicht und brutal: Offenheit und Ehrlichkeit kann Leben zerstören.

Protagonisten sind die Mitglieder zweier Familien in zwei bzw. drei Generationen:

  • Familie Werle: Der alte Werle ist reicher Bergwerksbesitzer, sein Sohn Greger hat sich von ihm abgewendet und kehrt nach Jahren zurück.
  • Familie Ekdal: Der alte Ekdal war Teilhaber am Bergwerk Werles, wurde jedoch wegen illegaler Finanzgebaren zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Verarmt zieht er zu seinem Sohn Hjalmar in ein schlichtes Haus. Am Dachboden hält er sich Tiere wie Tauben, Kaninchen und eine Wildente, die vor dem Ertrinkungstod gerettet wurde. Dort lebt er seine Jagdfantasien aus. Um seine Familie finanziell zu unterstützen, übernimmt er Schreibarbeiten von Werles Buchhaltung. Hjalmar ist Fotograf und hat mit seiner Frau Gina (ehemals Dienstmädchen beim alten Werle) eine Tochter, Hedwig.


Greger verwirft sich sehr rasch nach Rückkehr wieder mit seinem Vater und mietet ein Zimmer bei seinem alten Jugendfreund Hjalmar. Diesem erzählt er, da er von Offenheit und Ehrlichkeit schwärmt (Arzt Relling nennt es Rechtschaffenheitsfieber), dass dessen Frau Gina von seinem Vater, bevor sie ihn geheiratet hat, zum Beischlaf gedrängt wurde, welcher auch vollzogen wurde (Gina: "Er ließ mir keine Ruhe, bis er seinen Willen hatte."). Hjalmar zieht seine Schlüsse: Der alte Ekdal hat eine Augenkrankheit, an der er erblinden wird. Seine Tochter hat eine Augenkrankheit, an der sie erblinden wird. Hjalmar verwirft seine Tochter, plant den Auszug aus dem Haus und geht mit einem Arzt und einem Priester trinken. Gina möchte ein Opfer geben und das Liebste, das sie hat, töten, um die Liebe des Vaters zurückzugewinnen: die Wildente. Gina wird mit einer Schusswunde gefunden und stirbt. Ob Freitod oder Unfall, bleibt offen.

Der Arzt, Doktor Relling, bringt die Aussage dieses Stücks auf den Punkt.
Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück.