Narrenschiffer
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2013Unterstützer
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Marc Elsberg - Blackout
11.01.2025 um 17:24Dieser Thriller des österreichischen Schriftstellers Marc Elsberg (bürgerlich Marcus Rafelsberger) aus dem Jahr 2012 thematisiert die Folgen eines etwa zehntägigen großflächigen Stromausfalls in Europa und den USA während des Wintermonats Februar. Herbeigerufen wird er durch eine internationale Terrorgruppe, die durch die Folgen des Blackouts einen gesellschaftlichen Reset herbeiführen wollen, indem die Bevölkerung sich vom Konsumerismus verabschiedet und die Herrschenden entmachtet. Die Mitglieder stammen mehrheitlich aus einer gebildeten Mittel- und Oberschicht, einige mit Vermögen, womit die Vorbereitung und Dufchführung sowie die Söldner für Sabotageakte bezahlt werden können. Technisch wird der Angriff zunächst auf drei Ebenen durchgeführt:
- Ein Abschaltcode in italienischen und schwedischen Smartmetern, der in drei Smartmeter implementiert wird und von diesen ausgehend sich ausbreitet, schaltet die Haushalte vom Netz.
- Ein Schadcode, der bereits in der Erzeugerfirma implementiert wurde, zeigt in Kraftwerken falsche Spannungsverhältnisse an.
- Umspannwerke werden in Brand gesetzt und Starkstrommasten gesprengt.
Diese Attacken führen dazu, dass noch funktionierende Teile des Stromnetzes überlastet sind und ihre Frequenz nicht mehr synchronisieren können. Diese schalten sich ab.
Im Thriller-Teil ist der linksradikale Mailänder Hacker Manzano der Hauptheld. Er findet den implementierten Ausschaltcode in einem Smartmeter, er findet die Routine der Schadsoftware in den Leitstandcomputern und am Ende, nachdem er in die interne Kommunikation der Hackergruppe eindringen konnte, den Stoppcode, der gesendet werden muss, um einen weiteren, nicht genauer technisch erläuterten Angriff nach Festnahme der Terrorgruppen in Istanbul und Mexico City abzuwenden. Der Angriff wäre initiiert worden, wenn dieser Stoppcode 48 Stunden nicht gesendet wird - damit hat der Roman ein James-Bond-Feeling am Ende.
Die ethische Fragestellung für Manzano ist, ob er mit Europol zusammenarbeiten soll oder nicht. Da er aber Gewaltangriffe auf die Bevölkerung ablehnt, springt er über seinen Schatten und beginnt eine nicht immer reibungslose (Schießerein inbegriffen) Zusammenarbeit.
Sehr eindringlich werden die Auswirkungen eines länger dauernden Stromausfalles geschildert: Wohnungen ohne Wasser und Heizung, zusammenbrechende Versorgung, verzweifelte staatliche Notversorgung und Notlager, Zusammenbruch des Gesundheitswesens, verendende Kühe, kritische Situation in nicht mehr mit Notstrom versorgten Atomkraftwerken, Aggression, Raub und Plünderung, Schwarzhandel, Militärdiktaturen in Portugal, Spanien und Griechenland. Die weltweiten Todesopfer werden auf Hunderttausende geschätzt, Millionen müssen aus ihren Häusern fliehen (auch wegen Kernkraftwerksunfälle), die Wirtschaft wird Jahre brauchen, sich zu erholen.
Da die kurzen Kapitel zwischen verschiedenen Schauplätzen in Europa wechseln, wird ein Überblick hergestellt und verschiedene Hauptfiguren werden zusammengeführt. Gut recherchiert, gut geschrieben, spannend. Durchaus eine Leseempfehlung.