King-Commissar

Der britische Grafiker David King hat viele Jahre seines Lebens - auch in der Sowjetunion - die Geschichte der Fotografie in der Sowjetunion ins Zentrum historischer Forschung gesetzt. Schwerpunkt waren dabei die Falsifikationen von Fotografien während Stalins Herrschaft. Dieser beeindruckende Fotoband erschien 1997 und seit 2015 ist er auch in deutscher Übersetzung vom Dietz-Verlag zu beziehen. Einige Dokumente sind erstmals in diesem Band veröffentlicht, wie zum Beispiel ein Gruppenfoto der Häscher des ersten Schauprozesses in Moskau unter Wyschinsky oder eine Fotografie des Ausweisungsbeschlusses des Geheimdienstes von Alma Ata (heute Almati), auf dessen Basis Trotzki die Sowjetunion verlassen musste.

Die Lebensschicksale von vielen der "Ausradierten" werden - soweit bekannt - genauso geschildert wie die angewendeten fototechnischen Retouchemittel, die eingesetzt wurden. Manchmal jedoch waren die Methoden einfach simpel: Gesichter wurden ausgeschwärzt. Diese Methode wurde hauptsächlich bei bereits gedruckten Expemplaren eingesetzt (sei es in Büchern oder auf Fotopapier), denn auch diese mussten der Damnatio Memoriae, dem Vergessen zum Opfer fallen. Ein Buch mit einem Foto von Trotzki in der Privatbibliothek konnte Inhaftierung, Gulag oder Tod bedeuten.

Als Beispiel für diese krude Art der Auslöschung sei der Usbeke Isaak Abramovich Zelensky genannt und präsentiert. Zelensky war Leiter der staatlichen Konsumgüterverteilung, aber als Kritiker Stalins 1937 verhaftet und am 15. März 1938 erschossen. Hier nun ein geschwärzter Eintrag zu Zelensky in Alexander Rodtschenkos Buch Zehn Jahre Usbekistan (zum zehnten Jahrestag der Mitgliedschaft in der Sowjetunion 1934 erschienen).

Zelensky