Doyle-AbenteuerOriginal anzeigen (0,2 MB)

Dies ist die erste Sammlung von zwölf kurzen Erzählungen Doyles über Sherlock Holmes, erzählt von Dr. Watson. Gleich in der ersten Geschichte wird der Charakter von Holmes präsentiert. Holmes ist Kokainist (er injiziert Kokain), Trinker, Pfeifen- und Zigarettenraucher sowie geldgierig. Nüchtern und von seinen „Drogenträumen erwacht“ ist er eine perfekte „Denk- und Beobachtungsmaschine“, die seinen Platz auch in den Wissenschaften haben könnte, doch Holmes zieht das lukrative Dasein als Detektiv vor. Auch die Art seines Vorgehens überschreitet nicht nur einmal die Grenzen der Legalität. Als Holmes’ methodisches Prinzip wird in einer Geschichte die „Beachtung von Geringfügigkeiten“ genannt, in einer anderen das des „Deduzierens und logischen Synthetisierens“.

Ein Skandal in Böhmen: Der König von Böhmen beauftragt Holmes, von der Opernsängerin Irene Adler, ein Foto zu stehlen, das sie in kompromittierender Situation zeigt. Er sei bedroht worden, dass dieses Bild bei der Bekanntgabe seiner Verlobung mit einer skandinavischen Prinzessin veröffentlicht werde. Holmes dringt in das Haus Adlers ein und mit einem Rauchbombenattentat findet er heraus, wo sie das Foto versteckt hält. Als er jedoch am nächsten Morgen in ihr Haus gehen will, um das Foto zu stehlen, ist Adler mit ihrem frisch vermählten Ehemann aus England abgereist. In einem Brief versichert sie, den König nicht mehr bedrohen zu wollen, da sie ihren Gatten liebe. Der König bedauert, dass diese intelligente und resolute Frau nicht ebenbürtig sei und sie deswegen nicht heiraten könne.

Die Liga der Rothaarigen: Ein eher klassischer „Holmes“. Der rothaarige Pfandleiher nimmt einen gut bezahlten Nebenjob bei einer Liga der Rothaarigen an. Er muss vier Stunden am Tag anwesend sein und die Encyklopaedia Britannica abschreiben. Nach einiger Zeit wird die Liga aufgelöst. Holmes findet heraus, dass der neue junge Angestellte des Pfandleihers ein gesuchter Top-Einbrecher ist und mit einem Komplizen einen Tunnel vom Keller zu einer nahegelegenen Bank gräbt, um die dort lagernden Goldvorräte zu stehlen. Durch Deduktion kann Holmes den Tag erraten und erwartet mit der Polizei die Einbrecher im Bankkeller. Diese kommen durch den Steinboden und werden verhaftet.

Eine Frage der Identität: Eher eine Verkleidungskomödie als ein Krimi. Eine junge Frau namens Mary Sutherland sucht ihren Verlobten, der ein paar Meter vor der Kirche am Weg zur Trauung verschwunden ist. Holmes findet heraus, dass der Bräutigam ihr nur fünf Jahre ältere Stiefvater ist, der seine Stieftochter in sein Verkleidungsbild so stark verlieben lässt, damit sie Jahre lang an keine andere Verbindung denkt. Denn nur so erhält sie die Zinsen eines Vermögens einer neuseeländischen Erbtante, die der Stiefvater einstreift. Beim direkten Aufeinandertreffen, droht Holmes ihn auszupeitschen, da kein Gesetz gegen diese schurkenhafte Tat existiere.

Das Geheimnis vom Boscombe-Tal: Holmes klärt den Mord an einem älteren Mann in einer abgeschiedenen Gegend auf. John Turner und Charles McCarthy, reiche Rückkehrer aus Australien, leben auf Farmen, ihre Kinder lieben sich. Als McCarthy ermordet aufgefunden wird, fällt der Verdacht auf seinen Sohn. Anhand der Spuren am Tatort findet Holmes heraus, dass der mittlerweile totkranke John Turner der Mörder sein muss, was dieser in einem Gespräch eingesteht. Turner war glückloser Goldsucher und schloss sich einer Räuberbande an. Bei einem Überfall auf einen Goldtransport teilte er sich die Beute mit dem Wächter, Charles McCarthy, der ihn seitdem erpressen konnte. Turner (der Reichere der beiden) wollte die Verbindung seiner Tochter mit McCarthys Sohn (ein Lebemann in seinen jüngsten Jahren mit einer nunmehr annulierten Ehe mit einer Bardame) verhindern. Holmes schafft es, McCarthys Sohn vom Verdacht zu entheben, und nach dem krankheitsbedingten Tod Turners können die Kinder sich verbinden.

Die fünf Orangenkerne: Doyle greift in dieser Geschichte den Ku Klux Klan auf. Es geschehen zwei Morde, nachdem die Ermordeten fünf Orangenkerne per Post zugesandt bekommen haben. Das geplante dritte Mordopfer, John Openshaw, wendet sich an Holmes. Er findet heraus, dass alle Opfer in den Südstaaten (Florida) gelebt haben und nach Auflösung des Ku Klux Klan nach England geflohen sind. Sie sind wegen ihres Wissens um die Mitglieder gefährlich. Holmes findet heraus, dass die Orangenkerne von der Mannschaft eines Schiffes geschickt werden, Captain Calhoun ist der Kopf der KKK-Bande. Holmes schickt ihnen fünf Orangenkerne, das Schiff flieht aus englischen Gewässern und geht während eines Sturms im Atlantik unter.

Der Mann mit der entstellten Lippe: Eigentlich handelt es sich um keine Straftat. Die Frau von Neville St. Clair wendet sich an Holmes, da er seit zwei Tagen abgängig ist. Es wird vermutet, dass er in einem Zimmer oberhalb einer Londoner Opiumhöhle von einem Bettler ermordet worden ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass Clair selbst der Bettler ist. Als ehemaliger Schauspieler beherrscht er die Schminkkunst und verbringt seine Tage als Bettler in der Londoner City, wobei er mehr verdienen kann als mit geregelter Arbeit. Zu dieser Lebensweise ist er gekommen, als er als Journalist über Londoner Bettler recherchiert und herausgefunden hat, dass damit viel Geld zu verdienen ist. Als seine Frau ihn zufällig gesehen hat, wie er sich gerade schminkt, hat sie eine Entführung vermutet und die Polizei nimmt den Bettler fest. Im Polizeigefängnis wäscht Holmes ihm die Schminke ab. Seine Karriere als Bettler ist ruiniert, aber wie es weitergeht, bleibt offen. Zwei Aspekte sind interessant: Opiumhöhlen in Armenvierteln von London einerseits, andererseits eine Demütigung von Menschen, die aufgrund ihrer verzweifelten Lage gezwungen sind zu betteln.

Der blaue Karfunkel: In dieser Geschichte wird die Frage thematisiert, ob Gefängnis wirklich der geeignete Weg zu einer Reintegration eines Straftäters ist. Per Zufall kommt Holmes über einen Polizeiwachtmeister zur Kenntnis, dass Kropf einer Weihnachtsgans ein gestohlener Diamant versteckt war. Im Kampf gegen Räuber verliert ein verarmter Mann diese Gans und der Wachtmeister nimmt sie mit nach Hause und entdeckt den Diamanten. Dieser wurde vor einigen Tagen im Cosmopolitan-Hotel einer Gräfin gestohlen, verdächtigt wird der Klempner. Holmes macht den Gansbesitzer ausfindig und erkennt mit Hilfe einer Finte, dass dieser nichts von dem Diamanten weiß. Als er den Verkäufer der Gans ausfindig macht, versucht gleichzeitig der Hotelmanager ebendiese Gans ausfindig zu machen. Holmes gegenüber gesteht er den Diebstahl, aber Holmes liefert ihn nicht der Polizei aus, da er sich dessen gewiss ist, dass jener nie wieder ein Verbrechen begehen wird und der Klempner mangels Beweise nicht verurteilt werden kann. Diese Schlussfolgerung ist jedoch nicht begründet. Ergo: Doyle verteidigt und verharmlost hier wohlhabende Straftäter.

Das gefleckte Band: Thematisiert wird die Brutalität eines Mannes, der als Arzt in Indien tätig war und Haupt einer heruntergekommenen Adelsfamilie ist. In seinem Haus stirbt eine seiner zwei Schwestern auf mysteriöse Weise in ihrem Zimmer, die zweite Schwester wendet sich an Holmes, da sie Angst hat. Holmes findet heraus, dass die Verehelichung der Schwestern den Bruder um zwei Drittel des Vermögens bringen würde. Die Mordanschläge geschehen durch ein Loch in der Wand mittels einer indischen Giftschlange. Holmes und Watson schleichen sich in das Zimmer der überlebenden Schwester ein, treiben die Schlange zurück, wo sie den Bruder tötet.

Der Daumen des Ingenieurs: Diesmal ist nicht Holmes im Zentrum der Geschichte, obwohl er deduktivisch herausfindet, wo sich der Ort des Verbrechens befinden muss, sondern die Erzählung des jungen Hydraulikingenieurs Victor Hatherley, der zu Dr. Watson kommt, da ihm nächtens in einem Ort bei Reading ein Daumen abgehackt wurde. Er hat einen Auftrag zur Reparatur einer riesigen Presse übernommen, die Tonerde pressen soll. Der Weg dorthin ist abenteuerlich, ihm wird mitten in der Nacht von der Bahnstation ein 10-Meilen-Weg vorgegaukelt. Eine Frau warnt ihn noch zu fliehen, doch die gute Bezahlung motiviert ihn zu bleiben. Er findet auch den Fehler in einer abgenutzten Dichtung der Pleuelstange. Aber ihm ist auch klar, dass nicht Erde, sondern Metall gepresst wird. Daraufhin wollen ihn ein Deutscher und ein Engländer in der Presse zerquetschen. Die deutsche Frau verhilft ihm zur Flucht, doch am Fenstersims wird ihm der Daumen abgehackt. Als Holmes und die Polizei zu dem Ort kommen, brennt das besagte Haus und es wird klar, dass dort Legierungen für Falschmünzen geprägt worden sind. Die Verbrecher sind geflohen. Der Spannungsfaktor ist hoch.

Der adlige Junggeselle: Die amerikanische Ehefrau von Lord St. Simon, die Millionärstochter Hatty Doran, verschwindet noch am Abend nach der Hochzeit und es gibt den Verdacht, dass sie von einer ehemaligen Geliebten des Lords ermordet worden ist. Doch dem ist nicht so. Hatty Doran hat zur Goldgräberzeit im Geheimen ihre große Liebe geheiratet, doch dieser Francis „Frank“ Moulton ist verschollen und als tot gemeldet. Bei der Hochzeit jedoch sitzt er in der Kirche und Hatty Doran geht mit ihm weg. Der Lord ist erleichtert und nimmt das Gegebene gelassen hin.

Die Beryll-Krone: Der Bankier Alexander Holder nimmt eine Krone mit 36 Beryll-Steinen, die dem Königshaus zugehörig ist, als Bürgschaft für einen kurzfristigen Kredit. Er versperrt sie aus Sicherheitsgründen nicht im Banktresor, sondern nimmt sie mit nach Hause. In der Nacht sieht er seinen Sohn, einen Lebemann, mit der Krone in der Hand. Sie ist verbogen und einige Steine fehlen. Der Sohn wird wegen Diebstahlsverdacht in Untersuchungshaft genommen. Holmes klärt jedoch auf, dass der angesehene Freund der Tochter ein gesuchter Verbrecher ist, der seine Freundin zum Diebstahl angestiftet hat. Holmes gelingt es, in Verkleidung der Krone wieder habhaft zu werden und der Sohn wird freigelassen. Nicht nachvollziehbar ist die Entscheidung des Bankiers, die Krone bei sich zu Hause praktisch ungesichert aufzubewahren.

Das Haus bei den Blutbuchen: Die letzte Geschichte ist wieder ein Erbschaftsverbrechen. Die Haushälterin Violet Hunter erhält einen gut bezahlten Posten in einem etwas heruntergekommenen Landhaus, muss sich jedoch die Haare schneiden, ein blaues Kleid tragen und am Fenster sichtbar sich platzieren. Im Vorfeld kontaktiert sie wegen der eigenartigen Bedingungen Holmes, der nach Erhalt eines Telegramms nach Winchester fährt. Hunter hegt den Verdacht, dass die ihr ähnlich sehende Tochter als Gefangene gehalten wird, was sich bestätigt. Der Grund: Alice, die Tochter, hat von ihrer verstorbenen Mutter ein Vermögen geerbt, das von ihrem Vater verwaltet wird. Ein junger Mann möchte sie ehelichen, und das will der Vater verhindern, da durch die Ehe das Vermögen nicht mehr von ihm verwaltet werden kann. Ihr Vater wird schließlich vom eigenen Wachhund angefallen und überlebt schwerst behindert. Alice heiratet ihren Verlobten und Violet Hunter wird Leiterin einer Schule.