Brooks-Pig

Ein skurriler und zum Teil sehr langatmiger Thriller des englischen Jugendbuchautors Kevin Brooks. Er war sein Erstling im Jahre 2003. Es ist schlichtweg zu dick aufgetragen und der Beginn lässt eher ein übliches Mobbing-Buch erwarten, da sich Martyn, aus dessen Perspektive eine Woche geschildert wird, über seinen Namen echauffiert.

Die Story spielt in einer englischen Kleinstadt. Der fünfzehnjährige Martyn lebt bei seinem Vater, einem gewalttätigen Alkoholiker, der zu Tode kommt, als Martyn ihn bei einem Gewaltangriff abwehrt und dieser mit dem Schädel gegen einen Stein des Kamins fällt. In den Papieren des Vaters findet er einen Brief, dass in ein paar Tagen eine Erbschaft von 30.000 Pfund aufs Konto seines Vaters überwiesen wird.

Martyn ruft nicht die Polizei, sondern erzählt einer sechzehnjährigen Freundin aus der Nachbarschaft, Alex, vom Tod seines Vaters. Sie beschließen, ihn mit Hilfe des Kombi ihrer Mutter in einem Schotterteich einer Kiesgrube zu versenken. Zuvor muss noch der Schwester seines Vaters bei ihrem traditionellen Weihnachtsbesuch ein totkranker Vater vorgegaukelt werden. Als Draufgabe hat der eifersüchtige Freund von Alex, Dean, noch ein Mikro in ihrem Rucksack versteckt und das Gespräch über den Toten und die Erbschaft mitgeschnitten. Er will die 30.000 Pfund erpressen.

Der Besuch der Tante gelingt wie geplant, die Leiche wird im See versenkt. Als Dean zu Martyn kommt, kann dieser ihn abwimmeln, da er dessen Haare und Zigarettenstummel, die von seinem ersten Besuch stammen, zu der Leiche im Schlafsack gegeben hat.

Bei der Rückfahrt verunglückt Dean tödlich. Ursache: Die Bremsleitungen seines Motorrads waren durchgeschnitten. Die Täterin: Alex. Denn sie kocht ihr eigenes Süppchen. Sie stiehlt Kontokarte, Schecks und Dokumente seines Vaters, um an das Geld zu kommen. Ihre Mutter ist Schauspielerin und beide können andere Personen, auch Männer, begnadet gut imitieren. Die Schecks mit gefälschten Unterschriften schmuggelt sie ins Zimmer ihres toten (Ex-)Freunds, um eine falsche Spur zu legen. Mit ihrer Mutter und den Dokumenten hebt sie das Geld ab und beide reisen nach Kalifornien, wo sie ein neues Leben beginnen wollen.

Die Polizei findet zwar die Leiche, aber dass Martyn etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun haben könnte, kann nicht bewiesen werden, auch wenn er verdächtigt wird. Er wird zur Schwester seines Vaters in Obsorge gegeben.

Die Ich-Perspektive bietet Möglichkeiten, Martyn über alles mögliche reflektieren zu lassen, aber diese Reflexionen sind genauso langatmig wie die Beschreibung eines Strandspaziergangs. Erst gegen Ende des Buches erhöht sich die Schlagzahl und ein wenig Spannung kommt auf, ob Martyn doch vielleicht überführt wird. Die Längen in den ersten zwei Dritteln lassen einen mehrfach die Frage stellen, ob man überhaupt weiterlesen soll.

Auch die Moral, die vermittelt werden soll, ist etwas platt. Längere Zeit nach diesem Ereignis schreibt Alex ihm einen Brief aus Kalifornien mit dieser Aussage:
Du hast mir mal erzählt, dass Schlechtsein etwas Relatives ist - du hast gesagt, etwas ist nur dann falsch, wenn man glaubt, es ist falsch. Solange man es selbst für richtig hält und andere halten es für falsch, ist es nur dann falsch, wenn du erwischt wirst.