Reichholf-Einhorn

Josef H. Reichholf ist bayrischer Zoologe mit Spezialgebiet Ornithologie (Vogelkunde) und ein "bunter Hund", was seine Thesen anbelangt. 2012 ging er Fabeltieren auf die Spur und brilliert mit umfangreichen zoologischen wie historischen Kenntnissen. Die drei Fabeltiere des Titels interpretiert er mit nachvollziehbaren Indizienketten wie folgt:

  • Der Einhorn-Mythos entstammt aus Afrika und die Grundlage ist ein nicht domestizierbares Tier: eine Antilope. Verpferdet und sexualisiert wurde das Einhorn im europäischen, christlichen Mittelalter.
  • Der Phoenix-Mythos entstammt ebenso aus Afrika und als Vorbild diente der seltene und schwer beobachtbare Flamingo.
  • Der Drache habe kein Tiervorbild. Während der Völkerwanderungszeit hätten Bergleute aus Mittel- und Ostasien auch in Europa Minen abgebaut und die Einheimischen mit Feuerspuk davon abgehalten, in die Nähe der Minen zu gehen. Ostasiatische Drachenumzüge hätten ihren Ursprung in der Rückkehrfeier der Bergleute mit ihrem Reichtum. Der Zwergenmythos ginge auch auf diese Bergleute zurück.


Gemeinsam ist allen Fabeltieren, dass die menschliche Fantasie im Laufe der Zeit sie reich ausgestattet habe.

Hinzu kommen noch viele weitere Betrachtungen zu Mythen (die zwölf Proben des Herakles) und zu literarischen Tierrepräsentationen (dass Shakespeare in Romeo und Julia zum Beispiel die Heidelerche und nicht die Feldlerche gemeint haben müsse - "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche").

Amüsant zu lesendes Buch.