Krugman-End

Zum Zeitpunkt des Erscheines dieses Buchs 2012 war der Nobelpreisträger Paul Krugman Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Princeton, New Jersey. Politisch gilt Krugman als linksliberal und seine wirtschaftswissenschaftlichen Theorien fußen auf Maynard Kenyes.

Kerngebiet seiner Analyse der Krise ab 2008 sind die USA, ein Kapitel ist den Besonderheiten der Eurozone gewidmet. Die Antwort, wie die Krise zu beenden sei, sieht Krugman darin, dass der Staat mit erhöhten Ausgaben Arbeitsplätze schaffen und somit die Kaufkraft steigern soll, sodass die Wirtschaft auf dem Niveau tätig sein kann, das ihr inhärent ist. Die Mittel sind vorhanden, damit dies nicht zu einer Inflation führt. Und dass dies funktioniert, hat die Kriegswirtschaft in den USA ab 1939 gezeigt, nur dass diesmal nicht in Kriegsmaterial investiert werden muss.

Bei Schulden müsse generell zwischen privaten bzw. geschäftlichen einerseits und Staatsschulden andererseits unterschieden werden. Hohe private und Geschäftsschulden machen eine Wirtschaft anfällig. Ihr Stand lag in den USA Anfang der 1930er Jahre wie 2008 in der Höhe des Bruttoinlandsprodukts. 2008 führte das Platzen der Immobilienblase zu einer Kettenreaktion und in die Liquiditätsfalle. Selbst ein Leitzins von null Prozent konnte die Vollbeschäftigung nicht wiederherstellen und tiefer kann er nicht fallen. Liquiditätsfalle bedeutet somit auch, dass weniger konsumiert wird, als produziert werden könnte. Während einer Liquiditätsfalle Geld ins System zu pumpen führe anders als in Nicht-Krisenzeiten nicht zu einer Inflation. "No boom, no inflation."

In eine fallende Wirtschaft (weniger Kaufkraft ist im Umlauf) komme nun das Entschuldungs-Paradox. Private Haushalte und Firmen beginnen nun Schulden abzubauen und gleichzeitig einen Sicherungspolster anzusparen. Geld wird dem Wirtschaftskreislauf entzogen. Und nun müsse einer der Player einspringen, um der Abwärtsspirale entgegenzuwirken und Geld in den Kreislauf zu stecken: der Staat.

Erschwerend kam die Deregulation seit den 1980er Jahren hinzu (Reagan-Jahre) und schließlich 1997 die Möglichkeit, dass Investment- und Kommerzialbanken fusionieren durften. "Bankers ran wild." Die Folge der Deregulation war, dass die oberen ein Prozent (und darunter die obere eine Promille) der Bevölkerung unverhältnismäßig reicher wurde. Geld, das der Mittelschicht nicht zur Verfügung stand, deren Ausgaben für ihren angemessenen Lebensstil (Ausbildung der Kinder) immer mehr über Kredite finanziert werden mussten. Private wurden damit krisenanfälliger. Krugmans Vergleich ist, dass die fünf bestbezahlten Hedgefond-Manager so viel im Jahr verdienten wie 80.000 Schullehrer in New York.

Krugman kritisiert auch die Mitglieder seinen eigenen Zunft stark, dass sie die Lehren aus der Wirtschaftskrise ab 1930 vergessen hätten und sich immer mehr zu Austeritären (Anhänger einer Sparpolitik) entwickelt hätten. Austeritätspolitik sei aber zum Beispiel in Deutschland die Ursache dafür gewesen, dass die Wirtschaftskrise ab 1930 so heftig ausfiel. Der Internationale Währungsfond hätte in einer Studie mit 173 Fällen von Sparpolitik zwischen 1978 und 2009 belegen können, dass Austeritätspolitik wohl kausal zu erhöhten Arbeitslosigkeitsraten führe.

In Bezug auf die Eurozone ist Krugman Euroskeptiker. Durch den Boom in den Jahren vor der Krise seien die GIPSI-Staaten (Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien) durch den Euro überbewertet und die Produktionskosten seien zu hoch (in Deutschland seien sie vergleichsweise billig, weshalb dort der Export boome). Wenn die GIPSI-Staaten eine eigene Währung hätten, könnten diese abgewertet werden und die Ökonomien somit wettbewerbsfähiger werden. Mit dem Euro laufe dies über sinkende Löhne und diese können nur sinken, wenn die Arbeitslosigkeit hoch sei. Das Krisenmanagement produziere unzählige Tragödien. Island sei das Gegenstück: Dort wurde die eigene Währung radikal abgewertet und die Wirtschaft laufe wieder wie am Schnürchen, viele Privattragödien konnten verhindert werden.

Eine interessante Beobachtung, die Krugman für die USA anführt und nicht auf Krisenzeiten beschränkt ist: Je niedriger die Steuerquote, desto höher die Arbeitslosigkeit.

Tax-Unemployment



Wenn Krugman politisch wird, kann er nicht umhin, sich an den Republikanern zu reiben. Diese seien in den Jahren der Deregulation immer radikaler geworden und hätten sich Kompromissen immer mehr verschlossen.