Kafka-Forschungen

Diese 1922 entstandene Erzählung schreibt Kafka aus der Perspektive eines alten Hundes. Er lebt inmitten der "Hundeschaft", jedoch einsam und isoliert. An ihrer Gleichgültigkeit werde er zugrunde gehen. Auch kann er die einzelnen Hunde trotz ihres unterschiedlichen Aussehens nicht unterscheiden. Die Hunde leben außerdem so zerstreut wie kein anderes Lebewesen. Eine eigentümliche Begegnung in seiner Jugend mit Musikhunden, die Musik spielen, tanzen, obszön handeln, ihn entgegen der Hunderegeln ignorieren, führt ihn dazu, das Hundsein zu studieren.

Eine Kernfrage ist die der Nahrung. Auf die Herkunft der Nahrung kommt er jedoch nicht. Einerseits könnte sie durch Bebauung, deren Mittel die "Besprengung", also das Urinieren ist, wachsen, andererseits durch "Spruch, Tanz und Gesang" herbeigeholt werden. Dass die Hunde Nahrung nie teilen, hält er nicht für Eigennutz, sondern für die Aufhebung dessen, da Hunde mit Nahrung immer in Minderzahl wären. Auch ein Hungerexperiment bringt ihn der Wahrheit nicht näher.

Rätsel gibt ihm der Mythos der hübsch gepflegten Lufthunde auf. Sie schweben in der Luft, ohne sich irgendwie zu bewegen, scheinen gut genährt und sich fortzupflanzen, obwohl sie durch ihre Lebensweise eigentlich zu schwach dafür sein müssten. Selbst hat er in seinem Leben nie ein Exemplar gesehen.

Als alter, hungernder Hund begegnet ihm in einem Wald ein Jäger (Jagdhund?), der ihn vertreiben will. Als er nicht weg will, hebt der Jäger einen Gesang an, der ihn schweben und wegspringen lässt. Ob dies eine reale Begegnung oder eine Hungerhalluzination gewesen ist, bleibt offen.

Gespräche mit seinem sehr alten Nachbarhund führen nicht dazu, dass er mit ihm disputiert, sondern der Nachbarhund nutze die stärkste Waffe: Er stimmt ihm zu und damit wäre "die Sache begraben". Zustimmung als Mittel, ein Thema unter den Tisch zu kehren.

Am Ende sinniert er über die Freiheit, die zwar ein "kümmerliches Gewächs" sei, aber dennoch die Freiheit:
Es war der Instinkt, der mich vielleicht gerade um der Wissenschaft willen, aber einer anderen Wissenschaft, als sie heute geübt wird, einer allerletzten Wissenschaft, die Freiheit höher schätzen ließ als alles andere. Die Freiheit! Freilich die Freiheit, wie sie heute möglich ist, ein kümmerliches Gewächs. Aber immerhin Freiheit, immerhin ein Besitz.
Worüber schreibt Kafka eigentlich? Die Hundeschaft kann durchaus die Juden meinen. Auch in einem anderen Text spricht er sehr direkt die historische Konfliktsituation mit Arabern an, die Juden für Schakale halten. Hinzu kommt die Zerstreutheit der Hundeschaft (ihre Diaspora?). Ins Auge sticht auch, dass die Lösung Mensch bezüglich Nahrung ausgeklammert ist. Max Brod hat darin eine Parabel des Atheismus gesehen. Der Mensch sehe Gott nicht, wie der Hund in dieser Parabel den Menschen als Nahrungsgeber nicht sehe.