rees-vampire

Eine leichte Abendlektüre, die gegen Ende immer seichter wird.

Cody Elliot ist angepisst, weil seine Eltern aus seinem geliebten Kalifornien nach Massachusetts gesiedelt sind, weil sein Vater als Anwalt dort bessere Karrierechanchen hat. Er verweigert jegliche Arbeit an der Schule und wird schließlich in eine staatliche Eliteschule gesteckt, die für ihre Ergebnisse und weiteren Karrieremöglichkeiten einen exzellenten Ruf genießt.

Ihn wundert, dass die Schule enorm viel Geld haben muss, super ausgestattet ist und ihm jegliche Arbeit an der Schule erlassen wird, wenn er im Wasserballteam spielt, jedoch in jedem Fach trotzdem die Bestnoten mit gesichertem Weiterbildungsplatz an einem College erhalten soll. Ziemlich schnell stellt sich heraus, dass die meisten Kinder anders sind. Sie sind Vampire, die seit Jahrhunderten in Massachusetts leben und mit den Bewohnern der Kleinstadt einen Deal ausgehandelt haben: Kein Blutsaugen, dafür eine wirtschaftliche Symbiose. Sehr viele der Vampire (Jenti) sind ausgesprochen reich.

Cody hat das Gefühl, dass er wie andere Nicht-Vampire an der Schule nur "gehalten" wird, damit der staatliche Lehrplan (jede Schule muss ein Wasserballteam haben) erfüllt und die Schule vom Staat nicht geschlossen wird. Vampire scheinen sich im Wasser aufzulösen und sie trauen sich nicht rein.

Es gibt die altersüblichen Reibereien, verschärft durch den ethnischen Konflikt. Doch wird der Roman schließlich zu einem Superheldenroman. Cody löst die ethnischen Konflikte, indem er sich zunächst mit zwei Vampiren anfreundet, darunter die Jenti-Prinzessin Ileana. Er findet heraus, dass einige Vampire im Wasser sich zu otterähnlichen Wesen verwandeln und sich nicht auflösen (es sind braun- und blondhaarige Vampire). So stellt er ein Wasserballteam mit Jenti zusammen, die ihr erstes Spiel mit so etwa 200:0 gewinnen. Eine Drohung mit Anwälten wegen unfairer Methoden wird durch den Vater Codys mit dem Diskriminierungsverbot zurückgeschmettert (naja). Cody und die Prinzessin verlieben sich, Vlad Tepes (aka Dracula), der in Gestalt eines Timberwolfs Wächter der Schule und Ileanas Urahn in direkter Reihenfolge ist, gibt seinen Segen.

Durch die Abflachung zu einer Schulstory mit oft platten Passagen (Mutterwitze zum Beispiel) vergibt Rees Ansätze, mit denen er nur schwer zurecht kommt. So können die Jenti durchaus auch als Metapher für eine superreiche, mit altem Adel vermengte Schicht gelten, in der es durchaus auch Vearmte gibt (wie zum Beispiel Codys Jenti-Freund Justin). Ileanas Familie stammt nicht nur vom Königsadel der Jenti ab, sondern ihre Geschenke zum 15. Geburtstag lassen sich sehen: antiker Schmuck, Statuen, Gemälde, Landzuteilungen, eine Diamantenmine in Südafrika.

Einer der menschlichen Wasserballspieler, der wegen disziplinärer Probleme aus der Schule "wegempfohlen" wird (er bekommt einfach ein Top-Abschlusszeugnis zwei Jahre vor seinem regulären Abschluss), bringt es auf den Punkt, wie sich die Menschenkinder fühlen, die bloß Wasserballspiele zu verlieren haben, damit die Schule nicht ihre staatliche Anerkennung verliert:
Hör gut zu, diese Vampis kriegen, was sie von uns wollen. Wir sorgen dafür, dass ihre Schule bestehen bleibt. Es kommen Vampis aus der ganzen Welt, um hier zur Schule zu gehen. Und wir, wir wirklichen Menschen, zahlen dafür Steuern. Und der einzige Grund, warum sie uns überhaupt reinlassen, ist der, dass sie dadurch die Schule offen halten können. Es ist ein Beschiss, dass wir hier sind.
Dieser soziale Aspekt wird schließlich zu einem ethnischen umgewandelt, mit allen möglichen gegenseitigen Vorurteilen, und deren Auflösung durch einen etwa Fünfzehnjährigen und einem Wasserballteam mit Riesenottern ist dann etwas schräg, die Teenage-Liebe zwischen Cody und Ileana kitschig.

Auch eine andere, durchaus ernste Problematik wird durch diesen Schluss unter den Teppich gekehrt: Die Entwurzelung von Kindern bzw. Teenagern, wenn sie durch einen Ortswechsel der Eltern aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden und ohne Sozialkontakte neu anfangen müssen. Cody reagiert mit kompletter Arbeitsverweigerung, mit der er erreichen will, dass seine Eltern wieder zurück nach Kalifornien ziehen. In der strengen Vampirschule (die Arbeitsaufträge sind auf sehr, sehr hohem Niveau) bekommt er seinen Ehrgeiz zurück, da er die Noten eben nicht geschenkt bekommen will, obwohl er weiß, dass ihm Jahre an Vorbildung in Mathematik oder Physik fehlen. Ob da wirklich die geeignete Lösung ist, dass er ein Wasserballteam mit Transformern zusammenstellen kann und sich in eine superreiche Prinzessin verliebt? Wenn die beiden sich trennen, was Vlad Tepes auch als Möglichkeit anspricht, wird er vermutlich in ein Superloch fallen. Rees selbst wusste vielleicht auch nicht weiter, es gibt keinen Nachfolgeroman.