Wisnewski-2021

Nach den unsäglichen Mondlandungs- und 9/11-Büchern wollte ich eigentlich kein Buch mehr von dem Grimme-Preisträger Gerhard Wisnewski lesen, nun aber habe ich mich doch über den 2021er Band seiner Jahrbuchserie hergemacht, der das Corona-Jahr 2020 zu Thema hat.

Viel hat sich nicht geändert, es ist ein Sammelsurium an beinahe nicht zusammenhängenden Medienschnipseln und Paranoiainterpretationen. Das Skurrile: Wisnewski erhebt den Anspruch, dass er das von den Mainstream-Medien Verheimlichte, Vertuschte, Vergessene ausgräbt, zitiert jedoch seitenweise ausschließlich aus dieser. Zum Glück. So hätte ich den ARTE-Text über die Wassermafia in Australien nie gelesen. Der war interessant.

Ansonsten immer noch typisch. Beklagt wird, dass Paranoia geschürt wird, selbst sieht aber aber überall einen China-Gates-WHO-Weltwirtschaftsforumskomplott zur Eroberung der Weltherrschaft, der zum Ziel hat, die Bevölkerung zu reduzieren und einen großen Reset durchzuführen, um den Mittelstand weltweit zu zerschlagen und eine korporative faschistische Weltdiktatur monopolistischer Großkonzerne mit willfährigen Politikern zu errichten, die jegliche bisher in der Geschichte bekannte Autokratie in den Schatten stellen wird. Um dies zu "belegen", ist Wisnewski jedes noch so unbedeutende Informationsschnipsel recht.

Mit investigativem Journalismus hat das nichts zu tun. Dieser ist in seinen oft längeren Ausschnitten aus der Mainstream-Presse zu finden, nicht jedoch in seinen Ganglienprodukten, die es in sich haben und doch zur Frage führen, ob er nicht für das Zielpublikum des Verlags schreibt, um die Verkaufszahlen in diesem Randgruppenbereich so hoch wie möglich zu halten.

Denn: Nicht nur gibt es kein Corona-Virus Sars-CoV-2 (und wahrscheinlich überhaupt keine Viren), auch über die beiden Weltkriege würden wir angelogen (was er meint, verschweigt er wohl aus rechtlichen Gründen, das kann sich ja die Leserschaft zusammenreimen), die Weißen sind die Träger der technischen Zivilisation und die Burenherrschaft in Apartheid-Südafrika war ja eh ganz ok, vor allem wirtschaftlich sehr erfolgreich mit hohem Steuergeldtransfer in die schwarze Gemeinschaft. Damit schmiert er sehr auffällig Honig um das Maul von White Supremacy-Faschisten.

Absurd wird es in dem Kapitel, dass mit Weltraumnews und Aliengeschichten abgelenkt werden soll, ins Erdinnere zu schauen. Für diese Verschwörung muss dann auch noch Jules Verne herhalten, der ja so Spannendes aus dem Erdinneren zu berichten wusste.

Kurzweiliger VT-Schmarrn mit einigen interessanten Zitaten aus der Mainstream-Presse und eigenen Ansichten wie Schlussfolgerungen, bei denen sich mir die Haare aufstellen.

Das Produkt eines Sofa-Journalisten, der meint, investigativ zu sein.