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Karl Olsberg - Eiskalt erwischt (Das Dorf Bd. 8)
16.03.2022 um 23:58Hier ging Olsberg erstmals die Luft ein wenig aus. Es ist eine Story über Artrax, der dem fanatischen Priester Magolus als Notch, dem Gott dieser Minecraftwelt, erscheint und Zwietracht sät. Fremde (Margi und Ruuna) sollen des Dorfes verwiesen werden und Zweifler am Glauben in ein Sicherheitshaus gesteckt werden. Magolus setzt dies mit seiner Kumpanin Birta um.
Die Story jedoch konzentriert sich nicht auf diesen religiösen Konflikt, der eine faschistische Theokratenherrschaft kreiert, der sich die Bewohner ohne Anwendung von Gewalt unterwerfen und sich in die Falle jagen lassen, indem sie freiwillig das Sicherheitshaus - ein Gefängnis - betreten.
Primo bricht auf Grund eines Traums mit Kolle und dem Golem Asimov weit in den Osten ins Eisland mit den Eistürmen auf, um dem dort lebenden Artrax das Heilige Buch zu entreißen und Magolus davon zu überzeugen, dass nicht Notch, sondern Artrax ihm erschienen ist, dessen Ziel ist, die Dorfgemeinschaft zu zerstören.
Olsberg konzentriert sich jedoch nicht auf diese religionskritischen Ansätze, sondern auf Abenteuer, die niemals wirklich als gefährlich dargestellt werden. Asimov dient als Navi (er spricht auch wie ein Navi), das nicht nachvollziehbare Umwege anzeigt, sie durchqueren wieder fremdenfeindliche Dörfer, in denen Dialekte gesprochen werden (jetzt kommen neben den süddeutschen auch ostdeutsche hinzu - Dörfer als Horte engstirnigen Denkens, in denen sich aber auch herzliche und offenherzige Menschen finden lassen). Schließlich schaffen sie es nach einigen Hindernissen ins Eisland zu kommen, wo sie Artrax mit Hilfe von Schneegolems mit Schneebällen beschießen lässt, sodass sie zu erfrieren drohen. Zu Hilfe kommt ein zuvor gerettetes Pärchen, das Artrax in ein Loch gesperrt hat, mit einem Eimer Lava, und Primo wie Kolle gelingt es wieder, Artrax in einem Kampf zu besiegen, der jedoch keinen nachhaltigen Schaden davonträgt (für den Cliffhanger ist gesorgt).
Ratzefatz und nun nicht mehr langatmig beschrieben kehren sie zurück ins Dorf, wo Magolus bereits eine Ahnung hat, dass er nicht Notch gedient hat, da Artrax in der Inkarnation als Notch ihn, Birta und einigen tief Gläubige in Nachtwandler verwandelt hat, und durch einen weiteren Drogenkuchen von Ruuna (diese Drogenkuchen werden obsessiv und sind auch in der Beschreibung der Auswirkungen langsam nicht mehr jugendfrei) werden sie zurückgeholt und gleichzeitig viel netter. Die Gefangenen werden befreit.
Somit feiern sie alle samt dem in der Eiswelt vor dem Erfrieren geretteten Wolf Paul, der nun Primo nachläuft wie ein Hund, die Rückkehr. Primo wird eine diamantenbesetzte Robe, eine Berufskleidung, angeboten, und er wird auf Lebenszeit zum Wächter des Dorfs ernannt. Und da er nun eine Robe hat, einen Beruf, darf er Golina heiraten.
Diese Vorstellung des Zusammenlebens (Kleinfamilie, Mann hat Beruf, Frau kümmert sich um den Haushalt und das Kind und darf auch lautstark meckern) ist doch sehr retro wie auch diese vorindustrielle, vorkapitalistische, vorfeudale Welt, in der alle ihre Aufgaben erfüllen, wobei nur Männer einem Beruf nachgehen, jedoch niemand außerfamiliäre Angestellte hat. Bedroht ist sie nur durch Magolus und Birta, potenziell autoritären Theokraten.
Insgesamt werden die Bände flacher, auch die philosophischen, religionskritischen Einflechtungen werden seltener, selbst eine faschistische Episode wird Magolus und Birta vergeben. Auch verfestigen sich Charakere zu Rollenklischees. Besonders zeigt sich dies an neueren Figuren: Nano ist das aufmüpfige, kritische Kind und Asimov ist die rational denkende, aber sarkastische Künstliche Intelligenz.