Schnitzler-Amerika

Auch in dieser kurzen Geschichte aus 1887 ist Schnitzler bereits das Psychische wichtig und schreibt konsequent aus der Innensicht der Hauptfigur. Ein Stil, den Schnitzlers spätere Erzählungen zur Meisterschaft führen.

Aufgegriffen wird der Optimismus der Amerika-Emigration aus der Sicht eines nicht mehr jungen Mannes, der an einem grauen Herbstmorgen in einem nebelverhangenen New York ankommt und die Vorfreude der Mitreisenden nicht teilt. Traurig blickt er auf eine lang verflossene Liebschaft zurück, als die Haut, die geküsst wird, ihr "Amerika" war. Wehmütig wünscht er sich die Zeit zurück, aber er hat seit Langem keinen Kontakt mehr zu dieser Frau.

Dass New York als Traumziel ausgewählt ist, dürfte weniger auf Ressentiments gegen die USA zurückzuführen sein als auf die Dekonstruktion dessen, dass der größte Traum sich zu Glück manifestieren wird. Dieser kann die Wehmut eines versäumten Lebensglücks nicht kompensieren.

Text auf zeno.org