Klussmann-Besserwissen

Sebastian Klussmann ist professioneller Quizzer, als Fernsehmoderator und Berater für Unternehmen tätig. Seine Kernkompetenz: so viel wie möglich zu wissen. Das Angenehme an diesem Büchlein ist, dass keine Tricks zum Gedächtnistraining angeboten werden, vielmehr lehnt Klussmann ein Bulimie-Lernen für das Kurzzeitgedächtnis ab. Dieses könne experimentell belegt nur fünf bis neun Informationseinheiten behalten, und das sei genetisch festgelegt und nicht durch Training erweiterbar. Klussmann geht von der 1000-Stunden-Regel aus: Tausend Stunden Übung oder Training würden benötigt, um bei einer Fertigkeit ein Experten-Niveau zu erreichen. Besonders gelungen ist sein Bonmot über Eselsbrücken:
Eselsbrücken [sind] grundsätzlich kognitiver Ballast. Sie sind nur dann sinnvoll, wenn man ein Thema weder verinnerlicht noch verstanden hat.
Sein Ziel ist, Wissen langfristig behalten zu können. Und dafür gibt er nicht nur Ratschläge aus seinem Leben, das durchaus besonders ist, da er laut Eigenaussage bereits im Kindergarten- und Grundschulalter das Bedürfnis hatte, sich möglichst vieles zu merken, ein wandelndes Lexikon zu sein. Dieses Interesse hat er nun aufgrund seiner Quizzertätigkeit auf unglaublich viele Wissensbereiche ausgedehnt, wobei die Beispiele im Buch öfter mal die Frage aufwerfen: Warum zum Teufel soll ich mir das merken? Dennoch: Die Ratschläge sind auch für langfristiges Lernen in engeren Wissensbereichen brauchbar.

Dass Allgemeinwissen auch im realen Leben eine Rolle spielen kann, zeigen der in Personalauswahlverfahren eingesetzte Bochumer Wissenstest (Archiv-Version vom 22.10.2021) oder die Aufnahmeprüfung der Hamburger Journalistenschule (hier die Fragen aus 2018).

Dass der Erwerb von Wissen auch Kapazitäten des Gehirns, die sogenannte kristalline Intelligenz, erweitern kann, sieht Klussmann in neuen Forschungen belegt. MRT-Untersuchungen würden bestätigen, dass Menschen mit größerem Wissen effizientere Verknüpfungen von Nervenfasern in unterschiedlichen Gehirnbereichen aufweisen. Offen ist noch die Frage, wie sehr diese genetisch bedingt oder durch den Wissenserwerb angelegt sind, aber es ist davon auszugehen, dass Wissenserwerb die kristalline Intelligenz erhöht. Inwiefern diese Erhöhung sich auf fluide Intelligenz (lernunabhängige Intelligenz, wie sie in Intelligenztests ermittelt wird) auswirkt, ist noch nicht erhoben.

Insgesamt ein leicht zu lesendes Buch, das einen durchaus fesselt. Am Ende gibt es noch ausführliche Auflistungen von Wissensquellen, die Klussmann empfiehlt (Bücher, Internetseiten, Quiz-Apps u.a.).