Simon-Wissensmedien

Digitalisierung von Lernprozessen ist spätestens seit den Lockdowns auch in den normalen Medien. Ich habe mal eine alte Dissertation von der Wirtschaftsuni Wien aus dem Jahr 2001 ausgegraben, die in die Anfangszeiten der Virtualisierung des Lehr- und Lernbetriebs fällt und immer noch online ist. Der Autor, Bernd Simon, selbst ist in diesem Bereich tätig geblieben und hat 2005 das Unternehmen Knowledge Markets aufgebaut, das digitale Lernumgebungen für den Firmenbereich (Fortbildung) erstellt, aber auch für österreichische Bildungseinrichtungen (Lernplattform LMS als Konkurrenz zu Moodle) und Schulbuchverlage mit nur online per Code zugänglichen E-Book-Versionen (digi4school) tätig ist.

Schwerpunkt seiner Dissertation ist die Frage nach der Akzeptanz solcher Systeme bei Lehrenden und Lernenden, und er erkennt, dass ein Schlüssel einer Akzeptanz seitens der Produzenten eine Beteiligung an der Wertschöpfungskette sei, sprich: dass damit Geld verdient werden kann. Im universitären Bereich sei dies auch den Entwicklungen der Universitäten im Zuge des Bologna-Prozesses, der eingefrorenen oder gar reduzierten (Österreich) Hochschulbudgets und der Leistungsvergleiche geschuldet, sodass sich Univesitäten immer mehr abschotten würden und maximal Partnerschaften eingingen, um einen Wettbewerbsvorteil für sich zu haben: Höheres Ranking heißt mehr Studierende heißt mehr Geld. Ohne monetäre Anreize würden sich die Produzenten von Lehr- und Lernmaterialien auf "Pioniere", wie er die Vorreiter der Digitalisierung nennt, beschränken.

Ganz werden seine Thesen, die mit Erhebungen an der Wirtschaftsuni Wien, die bereits mit der Virutalisierung und Digitalisierung des Unterrichts begonnen hat, überprüft werden, nicht bestätigt. Mehr als 60 Prozent wären an einem Gemeinschaftsmodell (freier Wissensaustausch) interessiert, nur 13 Prozent an einem Bezahlmodell. Eine Aufschlüsselung nach Rolle im universitären Bereich ergibt, dass auch Lehrende einen freien und kostenlosen Austausch von Wissen wünschen. Hier das Schaubild:

Freies Wissen

Damit spiegelt er jedoch ein Zukunftsszenario, das in den darauffolgenden 20 Jahren den Ausgleich der beiden Interessen (finanzielle Vergütung und freier Wissensaustausch) anstrebte. Nicht nur mit freien Lizenzen und Open Access-Möglichkeiten, sondern auch mit staatlichen Interventionen mit Steuergeldern. Seine Lernplattform LMS ist zum Beispiel für die Beteiligten kostenfrei, bezahlt wird vom Staat. Oder auch die digitalen Möglichkeiten für Studierende in Österreich, via Hochschul-IP-Adressen und Bibliotheksregistrierung kommerzielle wissenschaftliche Literatur frei laden zu können.

Nicht uninteressant, so eine Zeitreise zurück.