Aus einem an kuriosen Ereignissen reichen Leben 2
24.05.2021 um 21:32Ein Mann und seine Küche
Nach einigen Erfahrungen die mein naturwissenschaftlich geprägtes Weltbild in Frage stellten, begann eine Phase des persönlichen Forschens. Ich suchte und fand Menschen, die zumindest teilweise erklären konnten, was mir da alles widerfahren war.
Darunter fanden sich Medien, Besprecher, Mitglieder verschiedener okkulter Logen, Priester und Pfarrer, Hexen (oder Frauen die sich so nannten), Magier (oder Männer die sich so nannten), aber zum Teil auch einfach alte (weise?) Menschen, die noch Legenden und Geschichten kannten, die man kaum in Büchern finden wird.
All die Gespräche zeichnete ich auf, Anfangs händisch, später mit einem Diktiergerät und vieles davon lagert bis heute in verschiedenen Dachböden und Garagen - Resultat meiner häufigen Umzüge. Mein Interesse, böse Zungen sagten Besessenheit, an dem Okkulten wurde in meinem Bekanntenkreis unterschiedlich aufgenommen. Die wenigsten reagierten negativ, viele hielten es für einen weiteren Spleen eines ohnehin exzentrischen Menschen und manche sahen in mir plötzlich einen "Experten" für alles Übernatürliche.
So auch ein Mann, der sich an mich wandte wegen eines "Spuks" wie er es nannte und dessen Geschichte ich heute erzählen will.
Nach seiner Aussage trieb in seinem Haus ein Geist sein Unwesen, er würde vor allem in der Küche für Unheil sorgen. Zum einen sorge dieser böse Geist dafür, dass Lebensmittel verdarben. Milch würde über Nacht sauer werden, obwohl das MHD noch in weiter Ferne lag, Obst, Gemüse und Brot unnatürlich schnell schimmeln und trotz höchster Reinlichkeit fände sich immer wieder Ungeziefer in der Küche.
Auch wurde der arme Mann häufig in der Nacht durch Geräusche in seiner Küche geweckt, ein Klappern und "Töpfeschlagen", so nannte er es. Dann lag häufig das Geschirr und viele Lebensmittel auf dem Fußboden verteilt.
All dies begann nur wenige Wochen nach seinem Einzug in das alte Haus, vorher war dem Mann nie etwas Vergleichbares geschehen. Er zweifelte an seinem Verstand, wandte sich an Ärzte und Psychologen, doch alle attestiertem ihm eine hervorragende geistige und körperliche Gesundheit. Dieser Mann, der keinen Hang zum Spiritismus oder zur Esoterik sein Eigen nannte, wandte sich in seiner Verzweiflung an mich, da er sonst niemanden kannte, von dem er glaubte Hilfe bekommen zu können.
Schon frühzeitig hatte ich einen Verdacht, worum es sich bei diesem Phänomen handeln könnte, bat jedoch um Sicherheit zu gewinnen darum einige Tage allein in seinem Haus verbringen zu können. Der Mann willigte ein und verreiste für einige Tage, während ich bei ihm nächtigte.
Zunächst wanderte ich durch das Dorf und fragte die Einheimischen nach der Geschichte des Hauses und seiner Bewohner. Viel war da allerdings nicht in Erfahrung zu bringen, eine alte Frau hätte dort zuvor gelebt, von Verwandten wisse man nichts. Die Frau beschrieben einige als seltsam, merkwürdig, ja absonderlich aber niemand konnte etwas tatsächlich Schlechtes über sie sagen.
In milderer Form erlebte ich Ähnliches wie der Mann, unerklärliche Geräusche die aus der Küche kamen mitten in der Nacht und ein rapider Verfall bei frischen Nahrungsmitteln. Mehrfach fand ich Gegenstände und Lebensmittel auf dem Fußboden wieder, bei denen ich mir nicht erklären konnte wie sie dorthin kamen.
Am vierten Tag hatte sich mein Verdacht soweit bestätigt, dass ich ein einfaches mir bekannten Ritual in Angriff nahm. Ich suchte einen Stein, gerade so groß, dass ich ihn noch mit Mühe allein bewegen konnte und brachte ihn in die Küche. Ich weihte den Stein dem Wesen, dass scheinbar in diesem Haus lebte und opferte auf spezielle Weise fortan einen kleinen Teil der Nahrung die ich zubereitete auf dem Stein. Dies betraf vor allem aber nicht nur Milch, Bier, Mehl und Brot.
Das zeigte Wirkung, die Geräusche in der Nacht blieben aus, keine Gegenstände oder Lebensmittel mehr auf dem Küchenboden und auch keine Lebensmittel mehr die weit vor ihrer Zeit verdarben.
Als der Mann nun von seiner Reise zurück kehrte, teilte ich ihm mit, was ich in Erfahrung gebracht hatte und zeigte ihm was er tun müsse um dem Spuk ein Ende zu setzen. Der Mann hielt mich anfangs für geistig umnachtet, er hoffte wohl das ich Sprüche murmelnd und Weihrauch schwenkend das Übel aus seinem Haus vertrieben hätte und war wenig angetan von meinem Vorschlag. Ich konnte ihn jedoch davon überzeugen das Ganze zumindest zu versuchen, da selbst bei Misserfolg wohl kaum Schaden angerichtet würde.
Der Mann beherzigte meinen Rat und wenig überraschend endeten damit auch für ihn die absonderlichen Vorkommnisse in seiner Küche.
Anm.: das alles liegt viele Jahre zurück, für Ähnliches stehe ich heute nicht mehr zur Verfügung. Man wird älter und manchmal sogar klüger. Worum es sich nun bei dem Beschriebenen gehandelt hat, lasse ich mit Absicht offen um dem Leser nicht meine Meinung überzustülpen. Mag jeder aus der Geschichte seine eigenen Schlüsse ziehen, wer mich kennt wird eine Ahnung haben, was ich da vermutet habe.