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Eine Zeitreise zurück ins VT-Jahr 1997, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und Bücher versucht wurden, an Mann und Frau zu bringen. Jonathan May versucht alle anzusprechen: Christen, Esoteriker, UFO-Fanatiker, Rechte, Linke und sieht hinter allem zunächst mal die CIA.

Sechzig Seiten lang zunächst allgemeines Blabla, wie toll er nicht ist und wie er dem Leser die Wahrheit bringen muss. Beinahe schon Sektengeschwafel, um einen einzulullen. Dann steigt er ein mit dem Komitee der 40, das die CIA beherrscht (eigentlich war es eine Kontrollinstanz und bekannt) und mit Majestic 12 gleichgesetzt wird. Womit wir über Roswell, Aztec und Eisenhowers Kontakt mit Außerirdischen zu Kennedy geführt werden, der unter anderem wegen seines Willens, die Alien-Kontakte zu enthüllen, vom Fahrer erschossen wurde. Die krudeste der Kennedy-VTs.

Bis dahin ist alles unbelegt, und dann schwenkt er um zur RAF. Ausführlich wird aus dem Bericht der von Schily initiierten internationalen Untersuchungskommission über den Tod von Ulrike Meinhof zitiert, auch werden Notizen Meinhofs und viele Pressemeldungen herangezogen, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie sich nicht selbst hat erhängen können.

Über ein angebliches US Army Field Manual 30-31 Annex B, in dem Anweisungen zum Unterwandern von terroristischen Organisationen zum Umpolen für eigene Ziele gegeben werden, das sich jedoch als sowjetische Fälschung herausgestellt hat (Text und Infos auf cryptome.info), wird zur dritten Generation der RAF übergeleitet. Die CIA hätte sowohl die RAF wie auch deutsche Behörden unterwandert, die selbst nun die RAF gewesen seien (Hinweis auf das Celler Loch). Ziel war Alfred Herrhausen, der mit seiner Idee vom Schuldenschnitt der Dritten Welt unzählige US-Banken in den Bankrott habe treiben wollen und mit dem billigen Aufkauf die Deutsche Bank zu einem Top Global Player habe machen wollen. Deswegen habe er sterben müssen, Handlanger war die RAF der dritten Generation in Zusammenarbeit mit deutschen Behörden. Kopf der Aktion könnte Vernon A. Walters, US-Botschafter in der BRD und bekanntermaßen Planer von verdeckten Aktionen, gewesen sein.

Womit May am Ende zu einer griffigen Schlussfolgerung kommt:

- Die CIA wird von Freimaurerlogen und Banken gesteuert
- Über die CIA wird die US-Politik bestimmt
- Über die CIA und US-Behördern werden im Ausland Staatsdienste und Untergrundorganisationen infiltriert
- Mit diesen führen die USA Terroranschläge im Interesse von Freimaurerlogen durch

Im zweiten Band will May sich den Hintermännern zuwenden.

Wer Jonathan May ist, habe ich nicht herausfinden können. Der zweite Band ist erschienen, einen angekündigten dritten Band konnte ich nicht ausmachen. Er selbst gibt an, Jan Udo Holey gut zu kennen, aber nicht in allen Punkten mit ihm übereinzustimmen. Nach den zwei Büchern über "Die Macht" finde ich noch einen Artikel über 9/11 im Esoterikmagazin Matrix3000 von Franz Bludorf (Band 32, März/April 2006, S. 36-45), bei dem eine Zusammenarbeit mit Gerhard Wisnewski angedeutet wird. Die Aussage ist eindeutig: US-Geheimdienste hätten mit Wissen der US-Regierung diese Anschläge zu verantworten. Danach verlieren sich seine Spuren.

Insgesamt ein interessantes Dokument der VT-Geschichte im deutschsprachigen Raum (wenn auch wegen des Sektenduktus und der vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler etwas mühsam zu lesen), da bereits gewollt wird, dass das Lesepublikum handelt, doch aufgrund der unklaren Zielgruppe bleibt es bei einem Aufruf zu Frieden, Freiheit und Verantwortung sowie am Ende zum Christlichsein. Auch der Mix an Belegbarem, Gefälschtem und frei Erfundenem ist der VT-Welt bis heute geblieben. Das Belegbare hat die Aufgabe, dem Gefälschten und Erfundenen Seriosität zu verleihen. Eigentlich ein alter Propagandatrick.

Dass sich seine Spuren (des Pseudonyms Jonathan May) mit 9/11 verlieren, kann symbolisch gesehen werden, denn mit 9/11 amerikanisierte sich die globale VT, Positionen von ultrarechten US-Organisationen bis hin zur NSDAP-AO wurden rezipiert und übernommen, und mit QAnon schließlich beginnt ultrarechtes Handeln, wie an der sog. Querdenkerbewegung zu erkennen ist. In Deutschland ist ein Reichsbürger federführend, in Österreich ein Dunstkreis um den wegen Holocaustleugnung verurteilten und bekennenden Nationalsozialisten Gottfried Küssel. Dennoch ist auch hier die Klientel zu finden, die May versucht anzusprechen: Esoteriker und freidenkende Christen.