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Sibylla Schwarz - Ist Lieb ein Feur
01.03.2021 um 19:56Sibylla Schwarz. Bildschirmfoto einer Ausgabe aus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Archiv-Version vom 23.06.2021)
Sibylla Schwarz, geboren 1621 und gestorben 1638 an einer Darminfektion, war die Tochter des Bürgermeister von Greifswald und hinterließ ein Opus an Sonetten in Anlehnung an Petrarca, das einzigartig ist und das es auch im 17. Jahrhundert zur Publikation geschafft hat, was für Frauen zu dieser Zeit im Literaturbetrieb nicht selbstverständlich war. Die vierhundertste Wiederkehr ihres Geburtstags verschaffte ihr in diesem Winter die Herausgabe dreier Werkbände. Zurecht.
Hier möchte ich ihr Sonett Ist Lieb ein Feur vorstellen, in dem ein männlicher Liebhaber sich darüber wundert, was Liebe überhaupt ist, da seine Liebe es nicht schafft, das Herz seiner Angebeteten zu erreichen. Grandiose adoleszente Lyrik.
Ist Lieb ein FeurQuelle: Förderverein Sibylla Schwarz e.V.
ISt Lieb ein Feur/ und kan das Eisen schmiegen/
bin ich voll Feur/ und voller Liebes Pein/
wohrvohn mag doch der Liebsten Hertze seyn?
wans eisern wär/ so würd eß mir erliegen/
wans gülden wär/ so würd ichs können biegen
durch meine Gluht; solls aber fleischern seyn/
so schließ ich fort: Eß ist ein fleischern Stein:
doch kan mich nicht ein Stein/ wie sie/ betriegen.
Ists dan wie Frost/ wie kalter Schnee und Eiß/
wie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß?
Mich deucht: Ihr Herz ist wie die Loorberblätter/
die nicht berührt ein starcker Donnerkeil/
sie/ sie verlacht/ Cupido/ deine Pfeil;
und ist befreyt für deinem Donnerwetter.