die nordische Vorstellungen von Körper und Geist
11.02.2021 um 21:19Hallo,
ich wollte einmal einige nordische Konzepte ansprechen, die mich zur Zeit beschäftigt halten. In der letzten Nacht habe ich mal wieder einen Sterbenden auf seinem letzten Weg begleitet. Nicht immer, aber sehr häufig habe ich dann den Eindruck dort würde "Etwas" den Menschen verlassen und an einen anderen Ort gehen.
Wohin dieses "Etwas" geht soll hier nicht Thema sein, vielleicht zu einer anderen Zeit. Sondern worum es sich bei dem "Etwas" handelt. Vorweg, das ist meine persönliche Sicht, keine wissenschaftliche Analyse der leider sehr spärlichen Zeugnisse der Germanen. Die germanische Kultur war vielfältig und es gab sehr wahrscheinlich mehr als eine Vorstellung vom Menschen.
Ich persönlich unterscheide beim Menschen mittlerweile in vier Anteile:
Zungenbrecher, ich weiß, aber lasst es mich erklären:
1. Hamr entspricht am ehesten dem Körper, es umschreibt das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Das Sichtbare, Anfassbare, Hörbare. Die Form die wir haben, auch "die Haut mit der wir uns kleiden".
2. Das Hugr umfasst das nicht Sichtbare, die Gedanken, Gefühle eines Menschen, seine Persönlichkeit. Ein starkes Hugr kann auf Reisen gehen, von der Idee her ähnelt das dem Astralreisen oder dem schamanischen Reisen. Ein starkes Hugr kann auch auf einen Neugeborenen übergehen, ein Teil eines Menschen damit "wiedergeboren" werden. Das Hugr ist dabei aber nicht wie die Seele, der "göttliche Kern", das "Unsterbliche im Menschen", es ist zutiefst menschlich und in dieser Welt. Das bestimmte Charaktereigenschaften "wiedergeboren" werden, also von den Eltern auf das Kind übertragen (oder gar von den Großeltern auf die Enkel) ist weniger außergewöhnlich, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
3. Fylgja
Ist der Geist, der mit dem Menschen verbunden ist, in gewissem Sinn seine spirituelle Erscheinung. Dies kann etwa ein Tier sein, wie man das vielleicht aus schamanischen Geschichten kennt, aber er kann auch die Form eines Menschen annehmen. Das Fylgja ist in der Regel unsichtbar und erscheint gerne in den Träumen des verbundenen Menschen. In seltenen Fällen kann es sich aber auch manifestieren, einige Spukgeschichten erkläre ich mir damit. Stirbt der Mensch, stirbt die Fylgja und umgekehrt. Es gibt keine unabhängige Existenz voneinander. Beim Tod verschwindet die Fylgja eines Menschen.
4. Hamingja
Beschreibt das Glück und Schicksal einer Person und noch viel mehr seiner Blutlinie. Oder eben auch Unglück. Es ist die generationenübergreifende Geschichte. Wir sind als Menschen immer mehr, als nur ein Individuum, wir sind Kind und Elter, ein Bindeglied zwischen dem Damals, dem Jetzt und dem Später. Die Geschichte einer Familie wiederholt sich oder besser kann sich wiederholen, bis sie aufgelöst und verändert wird, bis ein neues Kapitel aufgeschlagen ist und es weitergeht.
Erinnert vom Konzept vielleicht an das Karma, aber meine Kenntnisse der indischen Spiritualität sind zu gering um es zu vergleichen.
Warum erzähle ich all das? Nun, wenn ein Mensch stirbt, dann verlässt ihn aus meiner Sicht nur das Hugr, das Unsichtbare, der Teil der sowieso schon im Leben auf Reisen gehen kann. Ist der Tod lang und schmerzvoll ist das Hugr zutiefst verstört, verletzt und braucht Führung auf seiner Reise, diese Führung versuche ich zu ermöglichen. Eine sichere Passage wohin auch immer.
Das Hugr ist aber nicht "der Mensch". Sein Hamr bleibt und vergeht hier, die Fylgja erlischt völlig im Tod und die Hamingja lebt in seinen Nach- und Vorfahren weiter, in seiner Familie, so er denn eine hat. Nur einer von vier Teilen geht tatsächlich hinüber. Diese Auffassung unterscheidet sich m.E. fundamental von der Idee der "Körper/Seele" Dualität. Aber sie trifft meine Erfahrungen viel besser, erklärt mir vieles das ich erlebt habe. Nur das ich wirklich Schwierigkeiten habe ein "R" am Ende eines Wortes richtig auszusprechen.
ich wollte einmal einige nordische Konzepte ansprechen, die mich zur Zeit beschäftigt halten. In der letzten Nacht habe ich mal wieder einen Sterbenden auf seinem letzten Weg begleitet. Nicht immer, aber sehr häufig habe ich dann den Eindruck dort würde "Etwas" den Menschen verlassen und an einen anderen Ort gehen.
Wohin dieses "Etwas" geht soll hier nicht Thema sein, vielleicht zu einer anderen Zeit. Sondern worum es sich bei dem "Etwas" handelt. Vorweg, das ist meine persönliche Sicht, keine wissenschaftliche Analyse der leider sehr spärlichen Zeugnisse der Germanen. Die germanische Kultur war vielfältig und es gab sehr wahrscheinlich mehr als eine Vorstellung vom Menschen.
Ich persönlich unterscheide beim Menschen mittlerweile in vier Anteile:
- Hamr
- Hugr
- Fylgja
- Hamingja
Zungenbrecher, ich weiß, aber lasst es mich erklären:
1. Hamr entspricht am ehesten dem Körper, es umschreibt das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Das Sichtbare, Anfassbare, Hörbare. Die Form die wir haben, auch "die Haut mit der wir uns kleiden".
2. Das Hugr umfasst das nicht Sichtbare, die Gedanken, Gefühle eines Menschen, seine Persönlichkeit. Ein starkes Hugr kann auf Reisen gehen, von der Idee her ähnelt das dem Astralreisen oder dem schamanischen Reisen. Ein starkes Hugr kann auch auf einen Neugeborenen übergehen, ein Teil eines Menschen damit "wiedergeboren" werden. Das Hugr ist dabei aber nicht wie die Seele, der "göttliche Kern", das "Unsterbliche im Menschen", es ist zutiefst menschlich und in dieser Welt. Das bestimmte Charaktereigenschaften "wiedergeboren" werden, also von den Eltern auf das Kind übertragen (oder gar von den Großeltern auf die Enkel) ist weniger außergewöhnlich, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
3. Fylgja
Ist der Geist, der mit dem Menschen verbunden ist, in gewissem Sinn seine spirituelle Erscheinung. Dies kann etwa ein Tier sein, wie man das vielleicht aus schamanischen Geschichten kennt, aber er kann auch die Form eines Menschen annehmen. Das Fylgja ist in der Regel unsichtbar und erscheint gerne in den Träumen des verbundenen Menschen. In seltenen Fällen kann es sich aber auch manifestieren, einige Spukgeschichten erkläre ich mir damit. Stirbt der Mensch, stirbt die Fylgja und umgekehrt. Es gibt keine unabhängige Existenz voneinander. Beim Tod verschwindet die Fylgja eines Menschen.
4. Hamingja
Beschreibt das Glück und Schicksal einer Person und noch viel mehr seiner Blutlinie. Oder eben auch Unglück. Es ist die generationenübergreifende Geschichte. Wir sind als Menschen immer mehr, als nur ein Individuum, wir sind Kind und Elter, ein Bindeglied zwischen dem Damals, dem Jetzt und dem Später. Die Geschichte einer Familie wiederholt sich oder besser kann sich wiederholen, bis sie aufgelöst und verändert wird, bis ein neues Kapitel aufgeschlagen ist und es weitergeht.
Erinnert vom Konzept vielleicht an das Karma, aber meine Kenntnisse der indischen Spiritualität sind zu gering um es zu vergleichen.
Warum erzähle ich all das? Nun, wenn ein Mensch stirbt, dann verlässt ihn aus meiner Sicht nur das Hugr, das Unsichtbare, der Teil der sowieso schon im Leben auf Reisen gehen kann. Ist der Tod lang und schmerzvoll ist das Hugr zutiefst verstört, verletzt und braucht Führung auf seiner Reise, diese Führung versuche ich zu ermöglichen. Eine sichere Passage wohin auch immer.
Das Hugr ist aber nicht "der Mensch". Sein Hamr bleibt und vergeht hier, die Fylgja erlischt völlig im Tod und die Hamingja lebt in seinen Nach- und Vorfahren weiter, in seiner Familie, so er denn eine hat. Nur einer von vier Teilen geht tatsächlich hinüber. Diese Auffassung unterscheidet sich m.E. fundamental von der Idee der "Körper/Seele" Dualität. Aber sie trifft meine Erfahrungen viel besser, erklärt mir vieles das ich erlebt habe. Nur das ich wirklich Schwierigkeiten habe ein "R" am Ende eines Wortes richtig auszusprechen.