Schwarze Stunden

An anderer Stelle beschrieb ich schon öfter, dass ich so etwas wie Ahnungen habe, wenn einer meiner Bewohner versterben wird. Heute Nacht war es wieder soweit, am Bett stehend fühlte ich was kommen wird. Noch 2 oder 3 Nächte, länger wird dieser Mensch nicht mehr unter uns weilen.
Das wäre nicht weiter schlimm, ich bin den Tod gewöhnt. Aber es wird ein schmerzhafter Tod, einer voller Angst, Unruhe, voller Trauer. Er wird mich viel Kraft kosten und ich werde lange mit der Erfahrung kämpfen.
Für einen Moment ertappte ich mich bei dem Gedanken mich einfach krank zu melden und die Tage abzuwarten. Dann würde dieses Los an mir vorüber gehen. Aber das wäre unredlich, ich würde mich damit wohl noch mehr quälen, als mit der Alternative.
Also beschloss ich diese Zeilen in den Blog zu schreiben. Als Erleichterung. Denn mit irgendjemand anderem werde ich gewiss nicht darüber sprechen, mein Los, meine Aufgabe.
Möge Hel mir in diesen schwarzen Stunden beistehen.

Nur Mut!


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Danke @Jimmybondy . Letzte Nacht hat er ruhig geschlafen, aber ich hab echt kein gutes Gefühl für diese Nacht. Ich werde berichten und mir das hier von der Seele schreiben.

@paxito

Ich sehe deine Aufgabe darin zu unterstützen, darum nimmst du es ja bereits vorher zur Kenntnis. Was auch immer geschieht, mit dir darin wird es besser sein.

So, die dritte Nacht. Der Zustand des Patienten verschlechterte sich im Laufe des Tages, er wurde apathisch, erschwerte Atmung. Es wurden einige Bedarfsmedikamente angesetzt, falls er sie braucht. Schmerzmittel, Psychopharmaka, Fiebersenker.
Im Verlauf der Nacht wird er immer unruhiger, die Atmung klingt stark verschleimt. Wenn es zu schlimm wird versuche ich es so sanft wie möglich mit einem Absauggerät. Jetzt scheint er Schmerzen zu haben, die Mimik deutet daraufhin. Ich hoffe die Schmerzmittel wirken bald.
Ich sitze mit meinem Laptop neben ihm und singe. Nicht das ich besonders schön singen könnte, aber es scheint ihm zu gefallen und er wird dann ruhiger. Allerdings habe ich mir einen Schnupfen eingefangen, vielleicht heute morgen beim Schneeschippen und werde langsam heiser.
Habe ein Opfer für die Todesgöttin gebracht und hoffe sie wird ihm den Weg leichter machen. Armer Mann, hat sich lange genug gequält. Ich bin mir nicht sicher ob er es noch in dieser Nacht schafft, vielleicht erst am Tag. Man wird sehen.

Jimmybondy schrieb:Ich sehe deine Aufgabe darin zu unterstützen, darum nimmst du es ja bereits vorher zur Kenntnis. Was auch immer geschieht, mit dir darin wird es besser sein.

Ich hoffe es, gebe mir Mühe. Hab das ja auch als meine Aufgabe irgendwo akzeptiert. Aber diese langen, qualvollen Abschiede sind nie schön, diese zu begleiten kosten immer viel Kraft.

Jetzt ist er gegangen. Eine letzte Stunde mit viel Schmerz und dem Ringen nach Luft. Eine sichere Reise alter Mann, wo auch immer du hingehen magst.

@paxito

Ja vielen Dank das du das mitgeteilt hast, die Todesgöttin ist in meinen Augen die sanfteste und liebste. Kein Wunder bei ihrem Job.
Weiss nicht ob es dir bedeutet, hab in der Frühe heute auch geopfert und gute Wünsche dabei gehabt. Das ist die einfachste Form zu helfen und da ist auch nix übergriffiges dabei gewesen. Mochte dir das mitteilen und finde Deinen Dienst, mit dem Gesang usw. eine tolle Sache. Pass auf das du dir nix einfängst und auch nicht zuviel der energie aufwendest, welche zu dir gehört.
Aber wem erzähle ich das, ich weiss genau das du weisst was du tust... LG