Rosemarie Eichinger - Der Neue mit dem Aluhut
02.12.2020 um 21:09Da Rosemarie Eichinger eine mehrfach ausgezeichnete österreichische Kinderbuchautorin ist, wollte ich mal schauen, wie sie den Aluhut in einem Buch unterbringt, das für eine Zielgruppe ab neun Jahren geschrieben wurde.
Inhaltlich ist es ein Anti-Mobbing-Buch. Ein neuer Schüler kommt, weil es seine paranoide und von ihm geliebte Großmutter so will, mit einem Aluhut an die Schule. Dort freundet er sich mit einem Mädchen an, es gibt aber auch den Schlägertrupp, der ihn wegen seines Aussehens auch körperlich attackiert und seckiert. So schließen sich die "Freaks" der Schule gegen die Halbstarken zusammen, gründen einen Verein mit Silberbändern als Zeichen, machen via Instagram Werbung und erhalten Unterstützung von den Schülern der Sekundarstufe 2, vom Schulwart und vom Schuladministrator. Gegen diese massive Silberbandkampagne sind die "Fieslinge" machtlos und sie werden friedlich.
Didaktisch wertvoll ist vielleicht auch noch, dass jede Kapitelüberschrift aus einem Fremdwort samt Erklärung besteht. So lernen die Kids Wörter wie absurd, grotesk oder paradox.
So weit, so nett. Eher frage ich mich, was Neunjährige mit der Denkwelt der Oma anfangen, die mit Reptiloiden, Chemtrails (samt Essigkur), Pharmaverschwörung, Aliens, Strahlenattacken und Mondlandungsverschwörung in die Vollen geht, anfangen. Entweder fragen sie Erwachsene und verstehen auch nichts, oder sie lesen einfach drüber.
Schlau werde ich nicht daraus, was Eichinger wollte: eine Anti-Mobbing-Story oder eine VT-Entkräftung. Beides ist nicht so richtig gelungen, die Charaktere der Kinder wie der Erwachsenen bleiben zu eindimensional und klischeehaft. Dass die Oma der Freundin, die noch dazu Pippa heißt und am Cover Pippi-Zöpfchen trägt, einen ausgestopften Pudel am Skateboard spazieren führt (auch Umschlagsbild auf der Rückseite), ist schon eher geschmacklos.