EnyaVanBran
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Der Bäcker, der den Teufel betrügen wollte
20.10.2020 um 17:44DER BÄCKER, DER DEN TEUFEL BETRÜGEN WOLLTE
Es war einmal ein Bäcker, der einen kleinen Laden in der Stadt besaß. Die Leute gingen jedoch nicht gerne zu ihm, denn jeder wusste, dass er geizig war. Seine Brotlaibe wogen stets weniger als ein Kilogramm. Jeder Bürger in der Stadt wusste davon, doch er war der einzige Bäcker weit und breit und so blieb den Leuten nichts anderes übrig, als bei ihm ihr Brot zu kaufen.
Eines Tages ging das Gerücht um, dass der König mit seinem gesamten Hofstaat durch die Stadt ziehen würde und außerhalb der Stadtmauern für eine Nacht sein Lager aufschlagen wollte. Männer und Frauen, adeliger Herkunft, sowie jede Menge an Bediensteten, Mägde, Knechte, Zofen und Diener. Alles in allem über fünfhundert Menschen. Und sie alle würden in Zelten nächtigen. Manche so groß und vornehm wie ein kleines Schloss, andere ärmliche und ohne Liebreiz. Und in der Tat. Nur wenige Tage später kam ein königlicher Bote in die Stadt geritten. Er trug edle Kleider, sein Umhang war aus rotem Samt und auf der Kappe, aus gleichem Stoff und in gleicher Farbe, steckte eine lange, weiße Feder. Sein Pferd war groß und kräftig und das dunkle Fell glänzte in der Sonne. Er hielt sein Ross am Marktplatz an, stieg aus dem Sattel und ging auf das Rathaus zu. Dort angekommen zog er eine Schriftrolle aus seinem Umhang und befestigte das Schreiben an der schweren Holztüre. Darauf stand zu lesen: Ihr Bürgerinnen und Bürger, so soll Euch hiermit kundgetan werden, dass Euer König am 27. des Monats Juni auf dem Weg zu seinem nördlichen Landsitz durch diese Stadt ziehen wird und mit ihm sein Hofstaat. Daher werden die Wiesen vor den südlichen Stadttoren von diesem Tage an bis zur Abreise des königlichen Trosses von Seiner Hoheit in Beschlag genommen. Seine Majestät wünscht, dass etwaige Zäune oder andere hinderliche Dinge bis spätestens 25. Juni von den Wiesen entfernt werden.
Des Weiteren werden alle Bürger angehalten, die Straßen in jener Zeit besonders sauber und reinlich zu halten. Schmückt eure Häuser, sperrt euer Vieh ein und schrubbt Eure Kinder, damit sie dem König ein lieblicher Anblick sein mögen.
Wenn der König durch die Straßen reitet, so seht ihn nicht an, senkt euer Haupt in Demut und bekundet damit Euren Respekt vor Seiner Majestät.
Darunter prangten das Königliche Wappen, sein Siegel und schließlich der Name des Königs.
Dann, nachdem der Bote das Schriftstück an der Türe des Rathauses befestigt hatte, blickte er um sich.
„Du da!“, rief er einem Jungen von etwa zehn Jahren zu. „Führe mich auf der Stelle zum besten Bäcker der Stadt.“
„Jawohl mein Herr“, sagte der Junge artig und lief voraus.
Er führte den Boten zu dem geizigen Bäcker, denn sonst wusste er keinen anderen.
Der Bäcker war sehr angetan von dem edlen Herrn, der da sein Geschäft betrat. Der Bote blickte sich um und sagte dann: „Es wird jeden Morgen ein Wagen kommen, der genau einhundertfünfzig Laibe Brot abholen wird. Und jeder Laib soll genau ein Kilogramm wiegen. Nicht mehr und nicht weniger. Seit Ihr in der Lage solche Mengen Brot zu backen?“
Eifrig nickte der Bäcker. „Aber natürlich mein Herr! Einhundertfünfzig Laibe und jeder wird genau ein Kilogramm wiegen. Ihr könnt euch auf mich verlassen.“
Als der Bote gegangen war, begann der Bäcker zu überlegen und je länger er über das Geschäft nachdachte, desto banger wurde ihm. Es würde das beste Geschäft seines Lebens werden, doch er kam zu dem Schluss, dass er es nicht schaffen konnte. Seine Backstube war zu klein, um solche Mengen Brot in nur einer Nacht zu backen. Verzweifelt schlug er mit der Hand auf seinen Tresen und sagte: „Meine Seele würde ich verkaufen, würde mir doch nur eine Lösung für mein Problem einfallen.“
Da flog mit lautem Krach und Getue die Türe auf und eine Gestalt, in einen schwarzen Umhang gehüllt, betrat den Laden.
„Du willst deine Seele verkaufen?“, fragte die Gestalt. „Dann bin ich hier wohl richtig.“
Der Bäcker erschrak fast zu Tode. Und dann wusste er mit einem Schlag, wer da vor ihm stand. Es war der Teufel. Verzweifelt sank der Bäcker auf die Knie.
„Oh Herr.“, flüsterte er zitternd. „Das war doch nur so daher gesprochen! Ich bin ein gläubiger Christenmensch, ich flehe Euch an, lasst ab von mir.“
Der Teufel sah auf den schlotternden Menschen zu seinen Füssen hinab und begann dann zu lachen.
„So steh schon auf, du Jammerlappen! Ich will deine Seele gar nicht. Doch ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen. Draußen vor den Toren der Stadt lungern Tag für Tag unzählige Bettler herum. Für einen Laib Brot würden diese bestimmt ihre Seelen verkaufen. So höre mich an. Ich werde für dich in der Nacht die Zeit anhalten, dafür wirst du nicht einhundertfünfzig, sondern das doppelte, dreihundert Laibe Brot backen. Einhundertfünfzig wirst du an des König‘ s Männer übergeben, die anderen einhundertfünfzig Laibe gehören mir. Und jeder Laib soll genau ein Kilogramm wiegen, genau wie die Laibe für den König. Bezahlen werde ich dich freilich nicht – das Geschäft mit dem König ist gut, du wirst trotzdem einen saftigen Gewinn machen. Dafür werde ich dir deine arme Seele lassen. Bist du einverstanden, so reiche mir die Hand.“
Ohne zu zögern sprang der Bäcker auf die Beine und ergriff die Hand des Teufels.
„Nun gut.“, begann dieser. „Dann sei unser Handel hiermit besiegelt.“
Als der Teufel gegangen war, begann der Bäcker erneut zu überlegen. Natürlich würde er immer noch einen kleinen Gewinn machen, doch reich würde er damit nicht werden. Und so war die Angst von vorhin schnell verflogen und an seine Stelle trat großer Ärger. Da hatte der Bäcker eine Idee. Der Teufel würde das Brot an die Bettler vor den Toren der Stadt verteilen. Wahrscheinlich würde er sie nicht einmal genau wiegen, bestimmt würde er aber keinen einzigen Laib selber essen. Wenn er also in jeden Laib einen großen Stein mit einbacken würde, würde er teures Mehl sparen und die Laibe würden dennoch das vorgeschriebene Kilogramm wiegen. Ja, so würde er es machen. Und er freute sich über diese trickreiche Idee.
Schließlich kam der Tag, an dem der König mit seinem Tross vor den Toren der Stadt sein Lager aufschlug und mit ihm die Nacht, in jener der Teufel kommen sollte, um für den Bäcker die Zeit anzuhalten. Und so war es auch. Schlag Mitternacht betrat dieser die Backstube.
„So mach dich an die Arbeit und wenn du fertig bist rufe mich, damit ich den Lauf der Zeit wieder richten kann.“
Der Bäcker nickte und machte sich an die Arbeit. Als erstes buk er die einhundertfünfzig Laibe Brot, welche für den König bestimmt waren. Und dann machte er sich an die Arbeit, um das Brot für den Teufel zu backen. In zwei Körben hatte er die einhundertfünfzig Steine versteckt, die er dafür brauchen würde und die er nun im Teig jedes Laibes versteckte.
Als er fertig war, betrachtete er zufrieden sein Werk. Das Brot sah köstlich aus, wog genau ein Kilogramm und niemand konnte von außen sehen, dass sich in der Mitte ein Stein befand. Also rief er voller Zufriedenheit den Teufel.
„Hier.“, sagte er schließlich. „Euer Brot, mein Herr.“
Der Teufel besah sich die Laibe und nickte zufrieden. Er ließ die Zeit wieder normal laufen und so war es plötzlich früher Morgen und ein Bote des Königlichen Trosses kam vorgefahren, um das Brot zu holen.
Zufrieden sah der Bäcker zu, wie die Männer das gute Brot auf den Wagen vor seinem Geschäft luden, während der Teufel sein Brot auf einen anderen Wagen hinter dem Laden lud. Der Bäcker blickte aus dem Fenster und sah dem Wagen des Königs nach, wie dieser in Richtung des Stadttores davon rollte. Da spürte er plötzlich einen kalten Lufthauch in seinem Nacken und er fuhr erschrocken umher. Es war der Teufel, der da hinter ihm stand und ihn mit funkelten Augen böse angrinste.
„Du wolltest mich betrügen“, sagte er.
Der Bäcker bekam feuchte Hände und er spürte, wie seine Knie weich wurden.
„Nein Herr!“, rief er. „Ich würde doch nie im Leben den Teufel betrügen!“
„Und doch wolltest du mir Brot verkaufen, in welchem du Steine eingebacken hast. Nennst du dies denn nicht Betrug? Aber den Teufel kann man nicht betrügen. Ich habe die Wagen ausgetauscht und so wird nun der König das Brot mit den Steinen bekommen und dich wird man dafür bitter bestrafen.“
Mit diesen Worten lachte der Teufel laut und schallend und verschwand dann durch die Türe. Zurück ließ er einen völlig verzweifelten Bäcker, der unter Tränen auf die Knie sank.
„Meine Gier wird mir den Kopf kosten.“, weinte er. „Oh Herr im Himmel, so stehe mir doch bei.“
Doch all sein beten war vergebens. Der Betrug war recht schnell bemerkt worden und so standen auch schon die Soldaten des Königs vor der Türe, um ihn abzuholen. Sie brachten ihn direkt zum König, der dort, im prächtigsten Zelt von allen, auf einem hölzernen Thron saß.
„Was fällt dir ein, Bäcker, Uns, den König und Unser Gefolge dermaßen zu betrügen! Ich sollte dir den Kopf abschlagen lassen!“
„Oh Hoheit, ich flehe Euch an, lasst Gnade vor Recht ergehen. Ich wollte nicht Euch betrügen, ich wollte den Teufel hintergehen.“
Und so erzählte er von dem Geschäft, welches er mit dem Teufel abgeschlossen hat. Der König lauschte aufmerksam und meinte schließlich: „Jedes Kind weiß, dass man sich mit dem Teufel auf keine Geschäfte einlässt, du Narr! Doch ich will dir etwas sagen – ich werde dein Leben verschonen. Doch du sollst mir nicht ungestraft davonkommen. Alle Bürger weit und breit sollen sehen, welch betrügerischer Halunke du bist. Man wird dir das B für Betrug auf die Stirn einbrennen, auf das dich das Mal den Rest deines Lebens als das kennzeichnet, was du bist. Ein elender Halunke. Des Weiteren wirst du nackt durch die Straßen der Stadt laufen, in jeder Hand einen Korb mit deinem besten Brot und dies wirst du an die Menschen verschenken. Möge dein jämmerlicher Anblick allen anderen Kaufleuten der Stadt eine Warnung sein, niemals einen anderen mit ihren Geschäften zu betrügen.“
Und so geschah, was der König angeordnet hatte. Unter lautem Gelächter lief der Bäcker nackt durch die Straßen, mit dem Mal an der Stirn und Körben voller Brot, welches er mit gesenktem Haupt verteilte. Noch nie zuvor hatte er sich so elend gefühlt wie an diesem Tag. Und auch wenn er den Buchstaben B für den Betrug nie wieder von seiner Stirn bannen konnte, so wurde er doch von diesem Tag an einer der ehrlichsten Kaufleute des ganzen Landes. Nie wieder wog sein Brot weniger, als es wiegen sollte und ehe er zu viel verrechnete, ließ er lieber ein paar Kupferstücke nach. Das Eigenartige war jedoch, dass der Bäcker nun, da er ehrlich und gerecht war, viel glücklicher und zufriedener war, als je zuvor.
©Enya Van Bran
Es war einmal ein Bäcker, der einen kleinen Laden in der Stadt besaß. Die Leute gingen jedoch nicht gerne zu ihm, denn jeder wusste, dass er geizig war. Seine Brotlaibe wogen stets weniger als ein Kilogramm. Jeder Bürger in der Stadt wusste davon, doch er war der einzige Bäcker weit und breit und so blieb den Leuten nichts anderes übrig, als bei ihm ihr Brot zu kaufen.
Eines Tages ging das Gerücht um, dass der König mit seinem gesamten Hofstaat durch die Stadt ziehen würde und außerhalb der Stadtmauern für eine Nacht sein Lager aufschlagen wollte. Männer und Frauen, adeliger Herkunft, sowie jede Menge an Bediensteten, Mägde, Knechte, Zofen und Diener. Alles in allem über fünfhundert Menschen. Und sie alle würden in Zelten nächtigen. Manche so groß und vornehm wie ein kleines Schloss, andere ärmliche und ohne Liebreiz. Und in der Tat. Nur wenige Tage später kam ein königlicher Bote in die Stadt geritten. Er trug edle Kleider, sein Umhang war aus rotem Samt und auf der Kappe, aus gleichem Stoff und in gleicher Farbe, steckte eine lange, weiße Feder. Sein Pferd war groß und kräftig und das dunkle Fell glänzte in der Sonne. Er hielt sein Ross am Marktplatz an, stieg aus dem Sattel und ging auf das Rathaus zu. Dort angekommen zog er eine Schriftrolle aus seinem Umhang und befestigte das Schreiben an der schweren Holztüre. Darauf stand zu lesen: Ihr Bürgerinnen und Bürger, so soll Euch hiermit kundgetan werden, dass Euer König am 27. des Monats Juni auf dem Weg zu seinem nördlichen Landsitz durch diese Stadt ziehen wird und mit ihm sein Hofstaat. Daher werden die Wiesen vor den südlichen Stadttoren von diesem Tage an bis zur Abreise des königlichen Trosses von Seiner Hoheit in Beschlag genommen. Seine Majestät wünscht, dass etwaige Zäune oder andere hinderliche Dinge bis spätestens 25. Juni von den Wiesen entfernt werden.
Des Weiteren werden alle Bürger angehalten, die Straßen in jener Zeit besonders sauber und reinlich zu halten. Schmückt eure Häuser, sperrt euer Vieh ein und schrubbt Eure Kinder, damit sie dem König ein lieblicher Anblick sein mögen.
Wenn der König durch die Straßen reitet, so seht ihn nicht an, senkt euer Haupt in Demut und bekundet damit Euren Respekt vor Seiner Majestät.
Darunter prangten das Königliche Wappen, sein Siegel und schließlich der Name des Königs.
Dann, nachdem der Bote das Schriftstück an der Türe des Rathauses befestigt hatte, blickte er um sich.
„Du da!“, rief er einem Jungen von etwa zehn Jahren zu. „Führe mich auf der Stelle zum besten Bäcker der Stadt.“
„Jawohl mein Herr“, sagte der Junge artig und lief voraus.
Er führte den Boten zu dem geizigen Bäcker, denn sonst wusste er keinen anderen.
Der Bäcker war sehr angetan von dem edlen Herrn, der da sein Geschäft betrat. Der Bote blickte sich um und sagte dann: „Es wird jeden Morgen ein Wagen kommen, der genau einhundertfünfzig Laibe Brot abholen wird. Und jeder Laib soll genau ein Kilogramm wiegen. Nicht mehr und nicht weniger. Seit Ihr in der Lage solche Mengen Brot zu backen?“
Eifrig nickte der Bäcker. „Aber natürlich mein Herr! Einhundertfünfzig Laibe und jeder wird genau ein Kilogramm wiegen. Ihr könnt euch auf mich verlassen.“
Als der Bote gegangen war, begann der Bäcker zu überlegen und je länger er über das Geschäft nachdachte, desto banger wurde ihm. Es würde das beste Geschäft seines Lebens werden, doch er kam zu dem Schluss, dass er es nicht schaffen konnte. Seine Backstube war zu klein, um solche Mengen Brot in nur einer Nacht zu backen. Verzweifelt schlug er mit der Hand auf seinen Tresen und sagte: „Meine Seele würde ich verkaufen, würde mir doch nur eine Lösung für mein Problem einfallen.“
Da flog mit lautem Krach und Getue die Türe auf und eine Gestalt, in einen schwarzen Umhang gehüllt, betrat den Laden.
„Du willst deine Seele verkaufen?“, fragte die Gestalt. „Dann bin ich hier wohl richtig.“
Der Bäcker erschrak fast zu Tode. Und dann wusste er mit einem Schlag, wer da vor ihm stand. Es war der Teufel. Verzweifelt sank der Bäcker auf die Knie.
„Oh Herr.“, flüsterte er zitternd. „Das war doch nur so daher gesprochen! Ich bin ein gläubiger Christenmensch, ich flehe Euch an, lasst ab von mir.“
Der Teufel sah auf den schlotternden Menschen zu seinen Füssen hinab und begann dann zu lachen.
„So steh schon auf, du Jammerlappen! Ich will deine Seele gar nicht. Doch ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen. Draußen vor den Toren der Stadt lungern Tag für Tag unzählige Bettler herum. Für einen Laib Brot würden diese bestimmt ihre Seelen verkaufen. So höre mich an. Ich werde für dich in der Nacht die Zeit anhalten, dafür wirst du nicht einhundertfünfzig, sondern das doppelte, dreihundert Laibe Brot backen. Einhundertfünfzig wirst du an des König‘ s Männer übergeben, die anderen einhundertfünfzig Laibe gehören mir. Und jeder Laib soll genau ein Kilogramm wiegen, genau wie die Laibe für den König. Bezahlen werde ich dich freilich nicht – das Geschäft mit dem König ist gut, du wirst trotzdem einen saftigen Gewinn machen. Dafür werde ich dir deine arme Seele lassen. Bist du einverstanden, so reiche mir die Hand.“
Ohne zu zögern sprang der Bäcker auf die Beine und ergriff die Hand des Teufels.
„Nun gut.“, begann dieser. „Dann sei unser Handel hiermit besiegelt.“
Als der Teufel gegangen war, begann der Bäcker erneut zu überlegen. Natürlich würde er immer noch einen kleinen Gewinn machen, doch reich würde er damit nicht werden. Und so war die Angst von vorhin schnell verflogen und an seine Stelle trat großer Ärger. Da hatte der Bäcker eine Idee. Der Teufel würde das Brot an die Bettler vor den Toren der Stadt verteilen. Wahrscheinlich würde er sie nicht einmal genau wiegen, bestimmt würde er aber keinen einzigen Laib selber essen. Wenn er also in jeden Laib einen großen Stein mit einbacken würde, würde er teures Mehl sparen und die Laibe würden dennoch das vorgeschriebene Kilogramm wiegen. Ja, so würde er es machen. Und er freute sich über diese trickreiche Idee.
Schließlich kam der Tag, an dem der König mit seinem Tross vor den Toren der Stadt sein Lager aufschlug und mit ihm die Nacht, in jener der Teufel kommen sollte, um für den Bäcker die Zeit anzuhalten. Und so war es auch. Schlag Mitternacht betrat dieser die Backstube.
„So mach dich an die Arbeit und wenn du fertig bist rufe mich, damit ich den Lauf der Zeit wieder richten kann.“
Der Bäcker nickte und machte sich an die Arbeit. Als erstes buk er die einhundertfünfzig Laibe Brot, welche für den König bestimmt waren. Und dann machte er sich an die Arbeit, um das Brot für den Teufel zu backen. In zwei Körben hatte er die einhundertfünfzig Steine versteckt, die er dafür brauchen würde und die er nun im Teig jedes Laibes versteckte.
Als er fertig war, betrachtete er zufrieden sein Werk. Das Brot sah köstlich aus, wog genau ein Kilogramm und niemand konnte von außen sehen, dass sich in der Mitte ein Stein befand. Also rief er voller Zufriedenheit den Teufel.
„Hier.“, sagte er schließlich. „Euer Brot, mein Herr.“
Der Teufel besah sich die Laibe und nickte zufrieden. Er ließ die Zeit wieder normal laufen und so war es plötzlich früher Morgen und ein Bote des Königlichen Trosses kam vorgefahren, um das Brot zu holen.
Zufrieden sah der Bäcker zu, wie die Männer das gute Brot auf den Wagen vor seinem Geschäft luden, während der Teufel sein Brot auf einen anderen Wagen hinter dem Laden lud. Der Bäcker blickte aus dem Fenster und sah dem Wagen des Königs nach, wie dieser in Richtung des Stadttores davon rollte. Da spürte er plötzlich einen kalten Lufthauch in seinem Nacken und er fuhr erschrocken umher. Es war der Teufel, der da hinter ihm stand und ihn mit funkelten Augen böse angrinste.
„Du wolltest mich betrügen“, sagte er.
Der Bäcker bekam feuchte Hände und er spürte, wie seine Knie weich wurden.
„Nein Herr!“, rief er. „Ich würde doch nie im Leben den Teufel betrügen!“
„Und doch wolltest du mir Brot verkaufen, in welchem du Steine eingebacken hast. Nennst du dies denn nicht Betrug? Aber den Teufel kann man nicht betrügen. Ich habe die Wagen ausgetauscht und so wird nun der König das Brot mit den Steinen bekommen und dich wird man dafür bitter bestrafen.“
Mit diesen Worten lachte der Teufel laut und schallend und verschwand dann durch die Türe. Zurück ließ er einen völlig verzweifelten Bäcker, der unter Tränen auf die Knie sank.
„Meine Gier wird mir den Kopf kosten.“, weinte er. „Oh Herr im Himmel, so stehe mir doch bei.“
Doch all sein beten war vergebens. Der Betrug war recht schnell bemerkt worden und so standen auch schon die Soldaten des Königs vor der Türe, um ihn abzuholen. Sie brachten ihn direkt zum König, der dort, im prächtigsten Zelt von allen, auf einem hölzernen Thron saß.
„Was fällt dir ein, Bäcker, Uns, den König und Unser Gefolge dermaßen zu betrügen! Ich sollte dir den Kopf abschlagen lassen!“
„Oh Hoheit, ich flehe Euch an, lasst Gnade vor Recht ergehen. Ich wollte nicht Euch betrügen, ich wollte den Teufel hintergehen.“
Und so erzählte er von dem Geschäft, welches er mit dem Teufel abgeschlossen hat. Der König lauschte aufmerksam und meinte schließlich: „Jedes Kind weiß, dass man sich mit dem Teufel auf keine Geschäfte einlässt, du Narr! Doch ich will dir etwas sagen – ich werde dein Leben verschonen. Doch du sollst mir nicht ungestraft davonkommen. Alle Bürger weit und breit sollen sehen, welch betrügerischer Halunke du bist. Man wird dir das B für Betrug auf die Stirn einbrennen, auf das dich das Mal den Rest deines Lebens als das kennzeichnet, was du bist. Ein elender Halunke. Des Weiteren wirst du nackt durch die Straßen der Stadt laufen, in jeder Hand einen Korb mit deinem besten Brot und dies wirst du an die Menschen verschenken. Möge dein jämmerlicher Anblick allen anderen Kaufleuten der Stadt eine Warnung sein, niemals einen anderen mit ihren Geschäften zu betrügen.“
Und so geschah, was der König angeordnet hatte. Unter lautem Gelächter lief der Bäcker nackt durch die Straßen, mit dem Mal an der Stirn und Körben voller Brot, welches er mit gesenktem Haupt verteilte. Noch nie zuvor hatte er sich so elend gefühlt wie an diesem Tag. Und auch wenn er den Buchstaben B für den Betrug nie wieder von seiner Stirn bannen konnte, so wurde er doch von diesem Tag an einer der ehrlichsten Kaufleute des ganzen Landes. Nie wieder wog sein Brot weniger, als es wiegen sollte und ehe er zu viel verrechnete, ließ er lieber ein paar Kupferstücke nach. Das Eigenartige war jedoch, dass der Bäcker nun, da er ehrlich und gerecht war, viel glücklicher und zufriedener war, als je zuvor.
©Enya Van Bran