Sommernachtsgedanken.
16.08.2020 um 00:44Unpopuläre Meinung: Dosenravioli sind so ziemlich die widerlichste Form der Nudelzubereitung.
Ich verstehe nicht, wie sich mein jugendliches Hirn dieses Konglomerat aus Nudel- und Fleischimitat in Plastiksoße, aus der sich die einzelne Nudel nur mit blanker Gewalt, festen Willen und entschlossenem Ehrgeiz unter Zuhilfenahme eines deutschen Pionierbattalions herauslösen lässt, um sie, einem Stein gleich, einer widerwilligen Verdauung zuzuführen, aus der der Kunstnudelfleischbrocken als ausgemergeltes, aber kaum weniger massereiches Brikett sich verabschiedet, in solchen, horrenden Mengen fressen konnte.
Und nun, Monate nach meiner letzten Dosenravioli, sitze ich hier und aus dem Nichts überkommt mich eine Antipathie, gepaart mit allzu detaillierter Vorstellung von Konsistenz und Geschmack.
Ich liebe Nudeln. Man kann Nudeln machen kalt, man kann Nudeln machen warm. Man kann mittags, morgens kann sie essen.
Aber man kann nicht eine Nudel über Wochen in einen Blechzylinder einschließen, mit Plörre, Schmodder und Schlotze und erwarten, dass sie schmeckt.
Und wenn man drüber nachdenkt, hat eigentlich noch nie eine Nudel, die aus einer Dose kam, irgendwas kulinarisch zur Welt beigetragen. Dennoch: in der Tiefe des Orkus der Flugzeughalle, die mein Hinterkopf nicht nur sprichwörtlich, sondern buchstäblich im Volumen zu imitieren gedenkt, sehe ich eine Szene aus dem August 2014 vor mir, als ich Sonntags, auf einem Festival nach Abreise der allermeisten Gäste, mir eine vollständige und ungekühlte, ungekochte Dose Ravioli in den viel gewohnten Wanst schob, als einzige und erste Nahrungsaufnahme nach einem Wochenende voller geistiger Höhenflüge.
In meiner Erinnerung sind vor allem zwei Dinge vorherrschend: Mein sich auf Normalgröße ausdehnender Magensack und die Ravioli, die wie frisch geschlüpfte Schildkrötenbabys, die eins nach dem anderen ins Meer plumsen, in meine Eingeweide sich schoben, nein, gepresst wurden von meinem schlingenden Schlund, nachgeschoben mit der Gabel, gierig zerrissen mit den Zähnen.
Es mag daran liegen, dass mir heute Ravioli wie eine betrügerische Irreführung vorkommen, wenn sie neben anderen Lebensmitteln eingereiht sind - Raviolis sind Baustoff oder direkt als Gefahrgut zu entsorgen - denn nach drei Tagen nichts essen sind diese Kinderknetmassenkuchen eeeeeigentlich nicht das Nahrungsmittel der Wahl, für Festivitäten auf Acker nach dem Genuss geistiger Spezialitäten ist genau das aber das einzig richtige Essen.
An diesem Abend, dieses Sonntag irgendwo auf weiter Flur, völlig gottverlassen und gedankenverloren, war das letzte Mal, von dem ich mit Gewissheit sagen könnte, es kam mir der Mock nicht hoch.
Gut, dass ich Ravioli nicht mag, das weiß ich auch erst seit gerade eben. Vorher habe ich unterbewusst versucht, den Verzehr zu vermeiden. Doch nun: Im Halbschlaf und Halbdunkel musste ich feststellen, dass die brennenden Hitzewetter, die glockenartig mit der Last tausender Diercke Weltatlanten (90's Rücken wollen erinnerennen) über der Bundesrepublik liegt und die Leute in den Ställen und das Vieh in den Städten blöken und stöhnen lässt, die oberste Schicht meiner Haut haptisch, phonetisch, taktil und optisch in eine erstklassige Raviolisoße verwandelt hat.
Mehrere Konklusionen ergeben sich:
1. Es ist zu warm in Deutschland
2. Ravioli sind nicht zum Verzehr geeignet
3. Die Soße wird von der Haut schwitzender Menschen geschabt.
4. Es ist zu warm in Deutschland.
Ich verstehe nicht, wie sich mein jugendliches Hirn dieses Konglomerat aus Nudel- und Fleischimitat in Plastiksoße, aus der sich die einzelne Nudel nur mit blanker Gewalt, festen Willen und entschlossenem Ehrgeiz unter Zuhilfenahme eines deutschen Pionierbattalions herauslösen lässt, um sie, einem Stein gleich, einer widerwilligen Verdauung zuzuführen, aus der der Kunstnudelfleischbrocken als ausgemergeltes, aber kaum weniger massereiches Brikett sich verabschiedet, in solchen, horrenden Mengen fressen konnte.
Und nun, Monate nach meiner letzten Dosenravioli, sitze ich hier und aus dem Nichts überkommt mich eine Antipathie, gepaart mit allzu detaillierter Vorstellung von Konsistenz und Geschmack.
Ich liebe Nudeln. Man kann Nudeln machen kalt, man kann Nudeln machen warm. Man kann mittags, morgens kann sie essen.
Aber man kann nicht eine Nudel über Wochen in einen Blechzylinder einschließen, mit Plörre, Schmodder und Schlotze und erwarten, dass sie schmeckt.
Und wenn man drüber nachdenkt, hat eigentlich noch nie eine Nudel, die aus einer Dose kam, irgendwas kulinarisch zur Welt beigetragen. Dennoch: in der Tiefe des Orkus der Flugzeughalle, die mein Hinterkopf nicht nur sprichwörtlich, sondern buchstäblich im Volumen zu imitieren gedenkt, sehe ich eine Szene aus dem August 2014 vor mir, als ich Sonntags, auf einem Festival nach Abreise der allermeisten Gäste, mir eine vollständige und ungekühlte, ungekochte Dose Ravioli in den viel gewohnten Wanst schob, als einzige und erste Nahrungsaufnahme nach einem Wochenende voller geistiger Höhenflüge.
In meiner Erinnerung sind vor allem zwei Dinge vorherrschend: Mein sich auf Normalgröße ausdehnender Magensack und die Ravioli, die wie frisch geschlüpfte Schildkrötenbabys, die eins nach dem anderen ins Meer plumsen, in meine Eingeweide sich schoben, nein, gepresst wurden von meinem schlingenden Schlund, nachgeschoben mit der Gabel, gierig zerrissen mit den Zähnen.
Es mag daran liegen, dass mir heute Ravioli wie eine betrügerische Irreführung vorkommen, wenn sie neben anderen Lebensmitteln eingereiht sind - Raviolis sind Baustoff oder direkt als Gefahrgut zu entsorgen - denn nach drei Tagen nichts essen sind diese Kinderknetmassenkuchen eeeeeigentlich nicht das Nahrungsmittel der Wahl, für Festivitäten auf Acker nach dem Genuss geistiger Spezialitäten ist genau das aber das einzig richtige Essen.
An diesem Abend, dieses Sonntag irgendwo auf weiter Flur, völlig gottverlassen und gedankenverloren, war das letzte Mal, von dem ich mit Gewissheit sagen könnte, es kam mir der Mock nicht hoch.
Gut, dass ich Ravioli nicht mag, das weiß ich auch erst seit gerade eben. Vorher habe ich unterbewusst versucht, den Verzehr zu vermeiden. Doch nun: Im Halbschlaf und Halbdunkel musste ich feststellen, dass die brennenden Hitzewetter, die glockenartig mit der Last tausender Diercke Weltatlanten (90's Rücken wollen erinnerennen) über der Bundesrepublik liegt und die Leute in den Ställen und das Vieh in den Städten blöken und stöhnen lässt, die oberste Schicht meiner Haut haptisch, phonetisch, taktil und optisch in eine erstklassige Raviolisoße verwandelt hat.
Mehrere Konklusionen ergeben sich:
1. Es ist zu warm in Deutschland
2. Ravioli sind nicht zum Verzehr geeignet
3. Die Soße wird von der Haut schwitzender Menschen geschabt.
4. Es ist zu warm in Deutschland.