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Jakob van Hoddis ca. 1910. Bildquelle: Deutsches Historisches Museum

Sehr bekannt, aber doch immer wieder großartig, Jakob van Hoddis' Gedicht Weltende aus dem Jahr 1911, in dem er die kleinlichen Unannehmlichkeiten des Bürgertums angesichts großer Katastrophen durch den Kakao zieht. Sturmfluten? Mein weggewehter Hut und mein Schnupfen ist mir wichtiger.
Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Quelle: https://gutenberg.spiegel.de/buch/gedichte-7560/3

Die Nazis haben Hoddis die spitze Zunge nie verziehen und ihn in Sobibor ermordet.