Narrenschiffer
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Georg Trakl - Menschheit
22.09.2019 um 23:10Georg Trakl: Menschheit. Ausschnitt einer Reproduktion eines Typendrucks für die Marbacher Expressionismus-Ausstellung 1960. Veröffentlicht auf the-saleroom.com
Dieses Gedicht schrieb Georg Trakl 1912 noch vor dem Ersten Weltkrieg. Apokalyptisch in seiner Diktion wurden die Metaphern nicht mal zwei Jahre nach Veröffentlichung für Millionen blutigste Realität.
Georg Trakl - MenschheitText mit einer religiösen Kurzinterpretation, welche das Positive der Abendmahlmetapher ins Zentrum stellt, hier:
Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt,
Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt,
Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen:
Hier Evas Schatten, Jagd und rotes Geld.
Gewölk, das Licht durchbricht, das Abendmahl.
Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen
Und jene sind versammelt zwölf an Zahl.
Nachts schrein im Schlaf sie unter Ölbaumzweigen;
Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
https://religion.orf.at/radio/stories/2677231/
Ich sehe den Text, auch in Anbetracht an Trakls Verzweiflung als Sanitäter in Galizien und dessen Tod, der als Freitod gesehen werden kann, in seiner Vorkriegsahnung düsterer.