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Dystopischer Israelthriller, der nach einem vierten arabischen Krieg spielt, den Israel so gerade überstanden hat und in einer tiefen politischen Krise steckt. Während des Krieges wurde die Regierung bei einem Anschlag in die Luft gesprengt (die Hintergründe sind nicht ermittelt) und eine Junta hat eine Notverordnungsregierung übernommen, welche linke Opposition verfolgt, Medien zensiert, Auslandsreisen beschränkt und der Polizei Generalvollmachten überträgt.

Die Hauptfiguren sind ein Ehepaar: Joav und Chagit Kirsch. Joav ist Konzertpianist, der wegen der politischen Lage Auslandstourneen absagen muss und einen reichen Mäzen findet, für den er bei Feiern spielen kann. Seine Frau ist Cutterin bei einem Fernsehsender.

Chagit wird vor einer Hausdurchsuchung von einem Kollegen ein USB-Stick zugesteckt, den sie drei Wochen bei einer bekannten Pensionistin versteckt, aber damit gerät sie in Ermittlungsverfahren und wird schließlich verhaftet.

Auf dem Stick befindet sich das Video einer Frau, die darauf vor ihrer Ermordung den Sohn des Ministerpräsidenten beschuldigt, sie gemeinsam mit Freunden vergewaltigt zu haben. Dieses Video darf nicht an die Öffentlichkeit, um nicht die staatliche Sicherheit durch eine Regierungskrise zu gefährden.

Als am Ende alles "aufgeklärt" ist, der Sohn nicht mehr "gefährdet", zertrümmert ein psychopathischer Verhörspezialist ziemlich unmotiviert (weil er die beiden einfach für Schwächlinge hält) mit einem Baseballschläger die rechte Hand Joavs. Im Krankenhaus geben sie einen Unfall an.

Über weite Strecken ist der Roman relativ interessant und auch gut geschrieben, an verschiedenen Charakteren wird gezeigt, wie ein autoritäres System die Menschen beeinflusst und verändert. Sie werden unterwürfig, beginnen zu lügen, haben Angst. Auf der anderen Seite kommen in der Polizei Menschen hoch, die einerseits sadistische Psychopathen sind, andererseits nicht auf die Unabhängigkeit der Ermittlungen pochen, wenn von der Regierung ein bestimmtes Ergebnis gewünscht wird. Dann ist das Ziel, dass Zeugen vorfabrizierte Protokolle unterzeichnen, Forensiker wie Pathologen falsche Protokolle erstellen.

Die Schwächen des Romans sind einerseits die politische Ebene (auf Ursachen des Krieges wird überhaupt nicht eingegangen), andererseits die Unmotiviertheit des Endes, das irgendwie hingebogen wird, um dem Titel gerecht zu werden.

Verlagsinfo:
https://www.kunstmann.de/buch/yali__sobol-die_haende_des_pianisten-9783888979262/t-0/ (Archiv-Version vom 05.12.2020)