Narrenschiffer
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2013Unterstützer
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Heiner Müller - Das Eiserne Kreuz
04.07.2019 um 01:12Im April 1945 beschloß in Stargard in Mecklenburg ein Papierhändler, seine Frau, seine vierzehnjährige Tochter und sich selbst zu erschießen. Er hatte durch Kunden von Hitlers Hochzeit und Selbstmord gehört.So beginnt diese beklemmende Kurzgeschichte von Heiner Müller aus dem Jahr 1956. Frau und Tochter willigen ein, sie gehen aus dem Ort weg, der Papierhändler erschießt Tochter und Frau, wirft seinen Revolver weg und begibt sich als Flüchtling nach Westen.
So endet die Kurzgeschichte:
Er warf den Revolver in den Straßengraben und stand auf. Im Gehen fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, das Eiserne Kreuz wegzuwerfen. Er tat es.Von Müller habe ich bis jetzt noch nie Prosa gelesen, aber diese Kurzgeschichte raubt den Atem. Ich kenne Michael Hanekes praktisch unerträglichen Film Der siebte Kontinent, in dem eine Familie sich mit Tabletten vergiftet, aber diese Thematik auf so kleinem Raum zu komprimieren und auf das Minimalistischte zu beschränken, ohne an Tiefe zu verlieren ... verstörend.
Hier ist der Text online:
http://www.zeiler.me/das-eiserne-kreuz (Archiv-Version vom 31.01.2019)