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Die Mär vom Klimawandel
26.05.2019 um 23:20Ich kann mich noch gut erinnern, wie es war, als ich 10 Jahre alt war und in der Schule mit Themen wie Walfang, Umweltverschmutzung, Ölkatastrophen und Massentiersterben konfrontiert wurde. Mit Kriegen, Hungersnot und Kindersterben. Ich weiß noch, wie verzweifelt ich darüber war. So sehr, dass ich mitten im Unterricht weinen musste. Ich kann mich an die Meinung der "Erwachsenen" erinnern, dieses Kleinreden. Man übertreibe da auch viel. Und sowieso seien Tiere nun mal zum Essen da. Ich kann mich an meine Angst erinnern, die ich als Kind hatte. Davor, dass wir die Welt zugrunde richten. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie dies aussehen würde, hatte keine Vorstellung vom "Weltuntergang" aber ich hatte eine Vorstellung von Zerstörung und Schuld, die wir uns aufladen, indem wir Menschen und Tiere leiden lassen, um es uns "gut gehen" zu lassen.
Als Kind ließ es mich nicht schlafen. Die Gleichgültigkeit ließ mich nicht schlafen und auch die Hilflosigkeit, dagegen nichts tun zu können. Sparsam mit Wasser umzugehen war das Einzige, das "die Erwachsenen" als Lösung vorschlugen. Also sparte ich Wasser.
Ich weiß auch, dass ich irgendwann, als es unerträglicher wurde, damit anfing, mir einzureden, dass meine Furcht tatsächlich übertrieben sei. Es sei nun mal der Lauf der Natur, zu der der Mensch gehöre. Menschen und Tiere müssten eben sterben, so sei das nun mal in Kriegen und Naturkatastrophen und im täglichen Überleben. Ich sei vielleicht zu jammerig, zu zart besaitet, schließlich nimmt sowas kaum einer schwer, wie man alltäglich an anderen Kindern oder eben "den Erwachsenen" sehen konnte.
Zu verdrängen half.
Täglich war ich draußen unterwegs, in meinem ganz speziellen Wald. Mein Zauberwald, wie ich ihn in meiner Kindheit nannte. Ich wusste, dass es ganz ganz früher hier mal Wölfe gab und mir gefiel diese Vorstellung. Mir gefielen die vielen bunten Vogelarten, die es dort zu sehen gab. Mir gefielen die strengen Winter, die oft für Stromausfälle und zwei Meter hohe Schneewehen sorgten. Weiße Weihnachten - so war das in meiner Kindheit.
Täglich war ich in meinem Zauberwald. Und es fielen die ersten Veränderungen auf. Nur schleichend, ganz winzig. Die erste Veränderung, die ich bemerkte, war, dass erstmals in der Pilzsaison keine Pfifferlinge mehr wuchsen. Immer ging ich Pilzesammeln, aber es gab keine Pfifferlinge mehr. Der König unter den Pilzen. Als Kind hat es mich lediglich enttäuscht, da ein erfolgreicher Tag im Wald stets mit Pfifferlingen im Korb endete. Dagegen gab es plötzlich immer mehr Pilze, die ich noch nicht kannte: Hallimasch. Erst, als meine Mutter mir erklärte, dass sie ein Zeichen dafür seien, dass mit dem Gleichgewicht im Wald etwas nicht stimme, wurde ich nachdenklich. Ich wusste nicht, was es sein sollte, das "nicht stimmte", ich hatte nur eine Ahnung von "das scheint nicht gut zu sein".
Es war in etwa zur gleichen Zeit, als dieser Forst mehrmals verkauft wurde. Davon wusste ich nichts. Zu Zeiten meiner Kindheit war für einen Forst immer eine bestimmte Familie über Generationen hinweg mit der Arbeit darin betraut, von ihr gepachtet. In diesen Familien gab es immer Förster und Jäger. Von ihnen kam zwei Mal im Jahr das Wild, das wir kauften. Wurde nichts geschossen, dann gab es eben keines. Fortwirtschaft bedeutete Hege. Krankes und altes Holz raus, Aufforstung im gleichen Atemzug. Schonend, nur mit kleinem Gerät über die Waldwege.
Den Verkauf an Privatleute, die weder Hegten noch Pflegten bemerkte ich nur daran, dass der Wald "unordentlich" wirkte, wenn ich hinein ging. Ich meinte auch, dass er stiller war als sonst, weniger Vogellaute, es roch anders. Vielleicht bildete ich es mir auch ein, so dachte ich. Vor dem Wald wurde nicht mehr, wie ich es kannte, Dreifelderwirtschaft betrieben, sondern jedes Jahr war von nun an eine Pflanze zu sehen, die ich bis dahin in meiner Kindheit noch nie gesehen habe: Raps. Mir wurde erklärt, dass die Bauern nun dafür mehr Geld erhielten, wenn sie statt Rüben oder Weizen Raps anbauten. Es war die Zeit, zu der man bei Fahrten durch die Gegend nur noch gelbe Felder sah und das Fenster schließen musste, weil der Geruch so überwältigend war. Meine Lieblingsfarbe war Blau und dass es nun so viel Raps gab bedauerte ich nur deswegen, weil ich nun keine Kornblumen mehr sah. Keinen Strauß aus Wiesenblumen, Korn und Kornblumen mehr binden konnte, keine Kränze, so, wie ich es mit Freundinnen jeden Sommer tat. Ein Brauch, den jedes Haus in dienem Ort pflegte. Es gab auch keine Dachse mehr. Ich wusste nicht, dass es sie nicht mehr gab, sondern nahm an, sie seien einfach versteckter. Auch Feuersalamander, die in unserem Garten lebten, Grasfrösche oder Erdkröten, die es zu Hauf in meiner Kindheit gab, waren nicht mehr zu sehen. Da war ich 14. In diesen vier Jahren also sah ich keines dieser Tiere, die ich zuvor täglich sehen und beobachten konnte, mehr wieder. Bis zum heutigen Tag nicht.
Nachdem ich wegzog, zur anderen Schule und Ausbildung ging, kehrte ich nach Jahren zurück zu meinem "Zauberwald" - wie es so ist, wenn man an den Sehnsuchtsort der Kindheit zurückkehrt, in dem Glauben, man finde dort das vor, was einen Jahre zuvor erfüllte, ohne, sich dessen überhaupt bewusst gewesen zu sein.
Was ich vorfand war ein toter, seelenloser Wald, der kein Wald mehr war. Zuerst fiel mir die Stille auf. Kein Bussard, der sonst immer schrie, von dem es dutzende dort gab, mit ihren Horsten. Es gab keine Waldwege mehr sondern Schneisen der Verwüstung, die von dem schweren Gerät zeugten, mit dem das Holz rausgerissen und gezerrt wurde, andere Bäume in Mitleidenschaft zog, ohne Anzeichen für Aufforstung oder Hege. Holz sei mittlerweile gut im Verkauf, wurde mir berichtet. Ich sah Schädlingsbefall, den ich zuvor dort noch nie gesehen hatte. Flächenhaft stehendes Totholz, Baumbruch, Schneisen, die die dort typischen Unwetter hinterließen. Auch das war mir bis dahin völlig unbekannt. Es roch nach Öl - denn Quads würden nun sehr gern genutzt, um sich mal richtig "auszuleben".
Und jeder, der bis hierin gelesen hat, wird nun den Gedanken haben: jaja, gleich wird irgendeine Ökoromantik heraufbeschworen und eingestimmt in diese übertriebene antikapitalistische Untergangsstimmung.
Nicht wahr? Wir stimmen ein in die gleichen Entwertungen, Bagatellisierungen, die wir, als wir Kinder waren, von "den Erwachsenen" hörten. Mich juckt kein Politikgeschwafel. Mich interessieren keine soziologischen Untergangsszenarien.
Mich interessiert, weswegen ich seit meinem 20. Lebensjahr zu keiner einzigen Weihnacht mehr "weiße Weihnachten" erlebt habe, in einer Region, in der Schnee zu dieser Zeit garantiert war. Mich interessiert, warum ich seitdem statt dessen an Ostern regelmäßig Skifahren kann. Mich interessiert, warum in dem Garten, in dem früher 30 Bäume standen, jeder zweite wegen Schädlingsbefall gefällt werden musste. Und mich interessiert, weswegen Jäger, ehemalige "Freunde" meines eigenen Jahrgangs erzählen, der Wolf gehöre abgeschossen, weil er einen Nahrungskonkurrenten darstelle und für weniger Wild im heimischen Tiefkühlfach sorge, das man für gutes Geld verkaufen könne in dieser exklusiven Zeit. Mich interessiert, weswegen ich das, was Nabu und co in ihren jährlich stattfindenden Zählungen von Singvögeln berichten, direkt vor meiner Haustür sehen und bestätigen kann. Deren Rückgang, der Rückgang der Artenvielfalt, nicht nur heimischer Singvögel, sondern auch Nützlinge. Einen Eisvogel habe ich das letzte mal in meinem 13. Lebensjahr gesehen. Ich habe seither drei Fluten miterlebt - etwas, das ich aus meiner Kindheit nie kannte. Andere kannten es auch nicht. Ich erinnere mich an diese panischen Anrufe und Aufrufe, die im Minutentakt im Radio gesendet wurde, das erstmals keinerlei Musik mehr spielte. Ein junger Mann rief da an, der unter Tränen bat, man möge Ausschau nach seinen beiden Pferden halten, die die Flut mitgerissen habe. Eine Flut in einer Gegend, die weder Flutgebiet noch ehemaliges Einzugsgebiet irgendeines Flusses war, der etwas hätte überfluten können. Statt einer Tiefe von 15 cm und einer Breite von 2 Metern, erreichte er erstmals einen Pegel von 4 Metern und weitete sich auf einer Breite von 20 bis 50 Metern aus. Ich sah erstmals, wie Grundwasser sprudelnd durch einen versiegelten, betonierten Kellerboden drang, wie es aus den Wänden kam.
Und da erlebte ich etwas, das ich längst vergessen hatte. Diese Angst. Diese Angst meiner Kindheit, wenn ich in der Schule über Dinge der Welt erfuhr, die ich nie leibhaftig erlebt hatte.
In den letzten Jahren gab es keine Fluten mehr. Aber Sommer, die ich so ebenfalls nie erlebt hatte. 42°C in einer Region, die im Sommer mit Mühe und Not 26 °C zu erreichen versuchte. Das galt bei uns, als ich Kind war, als "Hochsommer".
In den Städten und Großstädten bleibt einem nichts anderes übrig, als über den viel beschworenen "Klimawandel" müde zu lächeln. Klimawandel? Was soll das bitte sein? Ach ja, Grönlandschmelze und so. Weit weg.
Gehe ich vor die Tür sehe ich den Klimawandel direkt vor meinen Augen. Und damit bin ich ziemlich spät dran. Vor 15 Jahren schon haben Bauern Ähnliches berichten können, Förster ebenso. Bis zum heutigen Tag. Sind Entschädigungen für Hitzebedingten Ernteausfall die Antwort auf diese Probleme?
Ich mag Rezos Video (s.u.) sehr. Und der Grund dafür ist, dass er Recht hat, mit dem, was er sagt. Damit meine ich in erster Linie nicht seine Gedanken zu Politik. Sondern seine Auffassung, dass es einfach ist, etwas zu ändern. Nicht immer sind Dinge so kompliziert, wie es uns weisgemacht wird. Sondern die wichtigsten Dinge sind einfach. Einfachheit beginnt mit einer Entscheidung. Die Entscheidung, immer etwas mehr zu geben, als man vielleicht erhalten hat. Immer einmal mehr das zu tun, wofür andere nur ein Kopfschütteln übrig haben. Immer wieder etwas mehr zu tun, als eigentlich von einem verlangt wird und das bedeutet auch, eine Verantwortung von denjenigen zu übernehmen und sie zu tragen, wenn diese Anderen nicht bereit sind, das zu tun. Bedingungslosigkeit im Handeln aus eigener Überzeugung heraus, die von Liebe getragen wird. Liebe zum Leben, zu sich selbst, denn erst dann wird der Mensch wohl in der Lage sein, auch seine Umwelt als Teil von sich zu begreifen und ihr den gleichen Wert zuzusprechen.
Was die in Rezos Video zitierte Professorin mit "Irreversibilität" meint, ist für mich nicht mehr nur ein abstrakter Begriff. Sondern täglich erfahrbare Realität. Und das erschreckt mich.
Als Kind ließ es mich nicht schlafen. Die Gleichgültigkeit ließ mich nicht schlafen und auch die Hilflosigkeit, dagegen nichts tun zu können. Sparsam mit Wasser umzugehen war das Einzige, das "die Erwachsenen" als Lösung vorschlugen. Also sparte ich Wasser.
Ich weiß auch, dass ich irgendwann, als es unerträglicher wurde, damit anfing, mir einzureden, dass meine Furcht tatsächlich übertrieben sei. Es sei nun mal der Lauf der Natur, zu der der Mensch gehöre. Menschen und Tiere müssten eben sterben, so sei das nun mal in Kriegen und Naturkatastrophen und im täglichen Überleben. Ich sei vielleicht zu jammerig, zu zart besaitet, schließlich nimmt sowas kaum einer schwer, wie man alltäglich an anderen Kindern oder eben "den Erwachsenen" sehen konnte.
Zu verdrängen half.
Täglich war ich draußen unterwegs, in meinem ganz speziellen Wald. Mein Zauberwald, wie ich ihn in meiner Kindheit nannte. Ich wusste, dass es ganz ganz früher hier mal Wölfe gab und mir gefiel diese Vorstellung. Mir gefielen die vielen bunten Vogelarten, die es dort zu sehen gab. Mir gefielen die strengen Winter, die oft für Stromausfälle und zwei Meter hohe Schneewehen sorgten. Weiße Weihnachten - so war das in meiner Kindheit.
Täglich war ich in meinem Zauberwald. Und es fielen die ersten Veränderungen auf. Nur schleichend, ganz winzig. Die erste Veränderung, die ich bemerkte, war, dass erstmals in der Pilzsaison keine Pfifferlinge mehr wuchsen. Immer ging ich Pilzesammeln, aber es gab keine Pfifferlinge mehr. Der König unter den Pilzen. Als Kind hat es mich lediglich enttäuscht, da ein erfolgreicher Tag im Wald stets mit Pfifferlingen im Korb endete. Dagegen gab es plötzlich immer mehr Pilze, die ich noch nicht kannte: Hallimasch. Erst, als meine Mutter mir erklärte, dass sie ein Zeichen dafür seien, dass mit dem Gleichgewicht im Wald etwas nicht stimme, wurde ich nachdenklich. Ich wusste nicht, was es sein sollte, das "nicht stimmte", ich hatte nur eine Ahnung von "das scheint nicht gut zu sein".
Es war in etwa zur gleichen Zeit, als dieser Forst mehrmals verkauft wurde. Davon wusste ich nichts. Zu Zeiten meiner Kindheit war für einen Forst immer eine bestimmte Familie über Generationen hinweg mit der Arbeit darin betraut, von ihr gepachtet. In diesen Familien gab es immer Förster und Jäger. Von ihnen kam zwei Mal im Jahr das Wild, das wir kauften. Wurde nichts geschossen, dann gab es eben keines. Fortwirtschaft bedeutete Hege. Krankes und altes Holz raus, Aufforstung im gleichen Atemzug. Schonend, nur mit kleinem Gerät über die Waldwege.
Den Verkauf an Privatleute, die weder Hegten noch Pflegten bemerkte ich nur daran, dass der Wald "unordentlich" wirkte, wenn ich hinein ging. Ich meinte auch, dass er stiller war als sonst, weniger Vogellaute, es roch anders. Vielleicht bildete ich es mir auch ein, so dachte ich. Vor dem Wald wurde nicht mehr, wie ich es kannte, Dreifelderwirtschaft betrieben, sondern jedes Jahr war von nun an eine Pflanze zu sehen, die ich bis dahin in meiner Kindheit noch nie gesehen habe: Raps. Mir wurde erklärt, dass die Bauern nun dafür mehr Geld erhielten, wenn sie statt Rüben oder Weizen Raps anbauten. Es war die Zeit, zu der man bei Fahrten durch die Gegend nur noch gelbe Felder sah und das Fenster schließen musste, weil der Geruch so überwältigend war. Meine Lieblingsfarbe war Blau und dass es nun so viel Raps gab bedauerte ich nur deswegen, weil ich nun keine Kornblumen mehr sah. Keinen Strauß aus Wiesenblumen, Korn und Kornblumen mehr binden konnte, keine Kränze, so, wie ich es mit Freundinnen jeden Sommer tat. Ein Brauch, den jedes Haus in dienem Ort pflegte. Es gab auch keine Dachse mehr. Ich wusste nicht, dass es sie nicht mehr gab, sondern nahm an, sie seien einfach versteckter. Auch Feuersalamander, die in unserem Garten lebten, Grasfrösche oder Erdkröten, die es zu Hauf in meiner Kindheit gab, waren nicht mehr zu sehen. Da war ich 14. In diesen vier Jahren also sah ich keines dieser Tiere, die ich zuvor täglich sehen und beobachten konnte, mehr wieder. Bis zum heutigen Tag nicht.
Nachdem ich wegzog, zur anderen Schule und Ausbildung ging, kehrte ich nach Jahren zurück zu meinem "Zauberwald" - wie es so ist, wenn man an den Sehnsuchtsort der Kindheit zurückkehrt, in dem Glauben, man finde dort das vor, was einen Jahre zuvor erfüllte, ohne, sich dessen überhaupt bewusst gewesen zu sein.
Was ich vorfand war ein toter, seelenloser Wald, der kein Wald mehr war. Zuerst fiel mir die Stille auf. Kein Bussard, der sonst immer schrie, von dem es dutzende dort gab, mit ihren Horsten. Es gab keine Waldwege mehr sondern Schneisen der Verwüstung, die von dem schweren Gerät zeugten, mit dem das Holz rausgerissen und gezerrt wurde, andere Bäume in Mitleidenschaft zog, ohne Anzeichen für Aufforstung oder Hege. Holz sei mittlerweile gut im Verkauf, wurde mir berichtet. Ich sah Schädlingsbefall, den ich zuvor dort noch nie gesehen hatte. Flächenhaft stehendes Totholz, Baumbruch, Schneisen, die die dort typischen Unwetter hinterließen. Auch das war mir bis dahin völlig unbekannt. Es roch nach Öl - denn Quads würden nun sehr gern genutzt, um sich mal richtig "auszuleben".
Und jeder, der bis hierin gelesen hat, wird nun den Gedanken haben: jaja, gleich wird irgendeine Ökoromantik heraufbeschworen und eingestimmt in diese übertriebene antikapitalistische Untergangsstimmung.
Nicht wahr? Wir stimmen ein in die gleichen Entwertungen, Bagatellisierungen, die wir, als wir Kinder waren, von "den Erwachsenen" hörten. Mich juckt kein Politikgeschwafel. Mich interessieren keine soziologischen Untergangsszenarien.
Mich interessiert, weswegen ich seit meinem 20. Lebensjahr zu keiner einzigen Weihnacht mehr "weiße Weihnachten" erlebt habe, in einer Region, in der Schnee zu dieser Zeit garantiert war. Mich interessiert, warum ich seitdem statt dessen an Ostern regelmäßig Skifahren kann. Mich interessiert, warum in dem Garten, in dem früher 30 Bäume standen, jeder zweite wegen Schädlingsbefall gefällt werden musste. Und mich interessiert, weswegen Jäger, ehemalige "Freunde" meines eigenen Jahrgangs erzählen, der Wolf gehöre abgeschossen, weil er einen Nahrungskonkurrenten darstelle und für weniger Wild im heimischen Tiefkühlfach sorge, das man für gutes Geld verkaufen könne in dieser exklusiven Zeit. Mich interessiert, weswegen ich das, was Nabu und co in ihren jährlich stattfindenden Zählungen von Singvögeln berichten, direkt vor meiner Haustür sehen und bestätigen kann. Deren Rückgang, der Rückgang der Artenvielfalt, nicht nur heimischer Singvögel, sondern auch Nützlinge. Einen Eisvogel habe ich das letzte mal in meinem 13. Lebensjahr gesehen. Ich habe seither drei Fluten miterlebt - etwas, das ich aus meiner Kindheit nie kannte. Andere kannten es auch nicht. Ich erinnere mich an diese panischen Anrufe und Aufrufe, die im Minutentakt im Radio gesendet wurde, das erstmals keinerlei Musik mehr spielte. Ein junger Mann rief da an, der unter Tränen bat, man möge Ausschau nach seinen beiden Pferden halten, die die Flut mitgerissen habe. Eine Flut in einer Gegend, die weder Flutgebiet noch ehemaliges Einzugsgebiet irgendeines Flusses war, der etwas hätte überfluten können. Statt einer Tiefe von 15 cm und einer Breite von 2 Metern, erreichte er erstmals einen Pegel von 4 Metern und weitete sich auf einer Breite von 20 bis 50 Metern aus. Ich sah erstmals, wie Grundwasser sprudelnd durch einen versiegelten, betonierten Kellerboden drang, wie es aus den Wänden kam.
Und da erlebte ich etwas, das ich längst vergessen hatte. Diese Angst. Diese Angst meiner Kindheit, wenn ich in der Schule über Dinge der Welt erfuhr, die ich nie leibhaftig erlebt hatte.
In den letzten Jahren gab es keine Fluten mehr. Aber Sommer, die ich so ebenfalls nie erlebt hatte. 42°C in einer Region, die im Sommer mit Mühe und Not 26 °C zu erreichen versuchte. Das galt bei uns, als ich Kind war, als "Hochsommer".
In den Städten und Großstädten bleibt einem nichts anderes übrig, als über den viel beschworenen "Klimawandel" müde zu lächeln. Klimawandel? Was soll das bitte sein? Ach ja, Grönlandschmelze und so. Weit weg.
Gehe ich vor die Tür sehe ich den Klimawandel direkt vor meinen Augen. Und damit bin ich ziemlich spät dran. Vor 15 Jahren schon haben Bauern Ähnliches berichten können, Förster ebenso. Bis zum heutigen Tag. Sind Entschädigungen für Hitzebedingten Ernteausfall die Antwort auf diese Probleme?
Ich mag Rezos Video (s.u.) sehr. Und der Grund dafür ist, dass er Recht hat, mit dem, was er sagt. Damit meine ich in erster Linie nicht seine Gedanken zu Politik. Sondern seine Auffassung, dass es einfach ist, etwas zu ändern. Nicht immer sind Dinge so kompliziert, wie es uns weisgemacht wird. Sondern die wichtigsten Dinge sind einfach. Einfachheit beginnt mit einer Entscheidung. Die Entscheidung, immer etwas mehr zu geben, als man vielleicht erhalten hat. Immer einmal mehr das zu tun, wofür andere nur ein Kopfschütteln übrig haben. Immer wieder etwas mehr zu tun, als eigentlich von einem verlangt wird und das bedeutet auch, eine Verantwortung von denjenigen zu übernehmen und sie zu tragen, wenn diese Anderen nicht bereit sind, das zu tun. Bedingungslosigkeit im Handeln aus eigener Überzeugung heraus, die von Liebe getragen wird. Liebe zum Leben, zu sich selbst, denn erst dann wird der Mensch wohl in der Lage sein, auch seine Umwelt als Teil von sich zu begreifen und ihr den gleichen Wert zuzusprechen.
Was die in Rezos Video zitierte Professorin mit "Irreversibilität" meint, ist für mich nicht mehr nur ein abstrakter Begriff. Sondern täglich erfahrbare Realität. Und das erschreckt mich.
Die Zerstörung der CDU.
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