Narrenschiffer
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Hans Sachs - Narrenschneiden
15.04.2019 um 22:55Der Nürnberger Schuhmachermeister Hans Sachs war Anfang des 16. Jahrhunderts auch Verfasser von Fastnachtspielen, darunter dieses aus dem Jahr 1534, in dem ein Arzt in ein Wirtshaus gerufen wird, um einen Kranken zu heilen, der einen aufgeblähten Bauch hat und an Verstopfung leidet.
Da auch eine Kur mit Buttermilch und Eigenurin keine Besserung bringt, kommt der Arzt zu dem Schluss, dass sich Narren im Bauch des Kranken eingenistet haben, also schneidet er diesen bei vollem Bewusstsein des Kranken auf und holt versteinerte Narren hervor, die folgende Narrheiten repräsentieren: Hochmut, Geiz, Neid, Unzucht, Völlerei, Streitsucht und Faulheit.
Zum Schluss findet der Arzt noch ein Nest, in dem sich weitere Narren entwickeln hätten können: falsche Juristen, Finanziers, Betrüger, Lügner, Scharlatane, Wunderheiler, Spieler und so manche mehr.
Am Ende bedankt sich der Kranke und der Arzt gibt dem Publikum einen guten Rat mit: solch eine Prozedur ließe sich vermeiden, wenn die Vernunft der Meister der Menschen wäre.
Wie kommt eigentlich jemand auf so eine skurrile Geschichte? "Narrenschneiden" war eine wirkliche Operationsform im Mittelalter, wobei jedoch nicht der Bauch aufgeschnitten, sondern der Kopf trepaniert wurde, um vermeintlichen Hirndruck abzubauen.
Der niederländische Maler Frans Hals hat diese Praxis im 17. Jahrhundert dargestellt - http://resource.nlm.nih.gov/101407174
Original anzeigen (0,6 MB)
Der Text von Hans Sachs online:
https://gutenberg.spiegel.de/buch/drei-fastnachtsspiele-5218/1