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Die Herausforderung der Diktaturen
30.05.2018 um 00:02Ein Sammelband der Universitäten Stuttgart und LUMSA (Rom) über den Katholizismus in Deutschland und Italien während der nazistischen bzw. faschistischen Diktaturen bis 1937 aus dem Jahr 2009, der Informationen nach der Öffnung des Vatikanischen Archivs 2006 über diesen Zeitraum miteinbezieht.
Die ersten Artikel beschäftigen sich mit den katholischen Weimarer Parteien Zentrum, das ein Eigeninteresse an der Republik hatte, um einen Einfluss aufgrund der demographischen Stärke mittels demokratischer Repräsentation auf den Staat ausüben zu können, und der Bayrischen Volkspartei, welche sich in entscheidenden Fragen vom Zentrum abwandte, um einen bayrischen Partikularismus zu stärken. So rief sie bei der Präsidentschaftswahl Marx (Zentrum) gegen Hindenburg zu einer Stimme für Hindenburg auf.
Den nächsten Schwerpunkt bildet das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und dem jungen NS-Staat. Während zu Beginn Dissenz auch in katholischen Publikationen zu attestieren ist, führt eine Welle an psychischen und physischen Repressionsandrohungen zum Stillhalten, was aber auch einen Gesinnungswandel innerhalb der katholischen Kirche mit sich brachte, der eine völkische Legitimierung einer nationalistischen Herrschaft durch die katholische Kirche für gegeben sieht.
Ein Ausgleich scheint mit dem Reichskonkordat im Juli 1933 gegeben zu sein, sodass der Kirche sei, was der Kirche ist und dem Staat sei, was dem Staat ist.
Dennoch gab es immer wieder Unstimmigkeiten, die zum Beispiel 1937 zu einem Schulstreik in Frankenholz (Saarland) führte, als Schulkreuze durch Hitlerbilder ersetzt werden sollten.
Hauptauseinandersetzungen waren immer wieder Fragen um die Jugendbildung, konfessionelle Privatschulen, Schulkreuze, aber auch schließlich Widerstand gegen das Euthanasieprogramm.
Zu einer Wende in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Deutschland gestaltete sich die Enzyklika Mit brennender Sorge von Pius XI., die per Diplomatenpost nach Deutschland geschmuggelt wurde und am 21./22. März 1937 von den Kanzeln gelesen und in großer Auflage kopiert und verteilt wurde.
In dieser wurde die rassistische Politik auf Basis der christlichen Soziallehre gegeißelt, welche den Wert jeden Menschen hochhält. Der Antisemitismus wurde abgelehnt und der Alte Bund als Wort Gottes hochgehalten. Das von Nationalsozialisten (Rosenberg) geförderte Neuheidentum wurde gebrandmarkt.
Aber auch die konkrete NS-Politik wurde kritisiert, dass diese einen aggressiven Antikirchenkurs betreibe und ständig die Vertragsvereinbarungen des Konkordats breche.
Deutschland reagierte zwar mit Einstampfen der Kopien und Vertriebsverbot für die die Enzyklika kopierenden Druckereien, die Priester blieben - zumindest physisch - verschont.
Aus den Archiven im Vatikan ist erschließbar, dass den Rohentwurf dieser Enzyklika im Januar 1937 der Münchner Kardinal Faulhammer, der zwei Monate zuvor von Hitler am Obersalzberg brüskiert wurde, verfasst hat und Pius XI. selbst veranlasste, Inhalt wie Wortlaut zu verschärfen.
Bis Sommer 1937 erhöhte sich der Druck des Vatikans (so durch eine Brandrede des Bischofs von Chicago Mundelein, die vom Vatikan geschützt wurde), aber eine Initiative zum diplomatischen Bruch mit Deutschland wurde nicht umgesetzt, da der Vatikan befürchtete, die Gläubigen durch Abzug des Nuntius aus Berlin in Gefahr zu bringen. Auch Deutschland hatte aus außenpolitischen Gründen kein Interesse am Bruch der Beziehungen zum Vatikan.
1939 wurde Kardinal Pacelli, der als Staatssekretär für die Beziehungen zu Deutschland hauptverantwortlich war, als Pius XII. zum Papst gewählt. Die Kriegszeit ist nicht mehr Berichtszeitraum dieses Bandes.
Die italienischen Beiträge habe ich nicht gelesen.
Verlagsinfo: