Narrenschiffer
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Sándor Márai - Ein Hund mit Charakter
06.12.2017 um 23:08Der 1930 verfasste Roman führt uns ins Budapest der späten 1920er Jahre, besser gesagt in den Stadtteil Christinastadt (Krisztinaváros).
Der Ich-Erzähler, ein Autor und Schriftsteller, kauft vor Weihnachten einen kleinen Puli von einem Zoowärter, um seine Freundin zu beglücken. Doch stellt sich dieser Hund nicht als friedfertiges Wesen heraus, sondern entwickelt sich vom laut bellenden Junghund zu einem aggressiven, beißenden Ungetüm, das am Ende auch sein Herrchen angeht - ein Kampf, der mit einer durchbissenen Hand und einer eingeschlagenen Hundeschnauze endet.
In einer Rückschau, als der Erzähler einen lieben Spitz sich zugelegt hat, vermisst er das Freie und Wilde seines alten Hundes.
Der Roman ist jedoch kein Hunderoman, sondern ein Schlüsselroman: selbst der Hund widerspiegelt einen Menschen aus dem nahen Lebensumfeld des Erzählers. Márais Nachbar, der Schriftsteller Dezső Kosztolányi, empfiehlt ihm nach Veröffentlichung dieses Romans, für eine Zeit in ein Dorf zu verschwinden, da das Buch Tagesgespräch im Viertel sei und so manche Leute sehr angepisst seien, was zu Tätlichkeiten führen könnte ;)
Ein netter kleiner Text, der auch Einblick in die Denk- und Lebenswelt Márais sowie in die Welt des Budapester Stadtteils Krisztinaváros (Christinenstadt) auf der Budaer Seite unterhalb des Burgbergs liefert.
http://literaturkritik.de/id/4812