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Terrorismus und Islam gehören zusammen
04.10.2017 um 11:15Mit dieser Titelzeile erschien vor einigen Wochen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein aufsehenerregendes Interview mit einem Islamgelehrten aus Indonesien. Kyai Haji Yahya Cholil Staquf ist Generalsekretär einer fünfzig Millionen Muslime umfassenden Vereinigung1).
Auf den Vorhalt, dass viele westliche Politiker und Intellektuelle den Zusammenhang zwischen Islam, Gewalt und Terror leugnen, reagierte der Interviewte mit harscher Kritik: „Die westlichen Politiker sollten aufhören zu erzählen, dass Fundamentalismus und Gewalt nichts mit dem traditionellen Islam und den Grundannahmen der islamischen Orthodoxie zu tun hätten. Das ist schlicht falsch.“ Diese nicht an der islamischen Realität orientierte Haltung werde in ihrer Ignoranz nur übertroffen von „linksliberalen“ Kreisen, die jedes Nachdenken über den Konnex zwischen Islam, Islamismus und muslimischer Gewaltbereitschaft als islamophob denunzieren.http://www.katholisches.info/2017/10/terrorismus-und-islam-gehoeren-zusammen/
Die Angst vor dem gewalttätigen Islam ist berechtigt
Westliche Politiker vermeiden es, islamisch motivierte Terroranschläge mit dem Islam in Verbindung zu bringen. Sie schreiben muslimische Gewalttäter zu Extremisten um. Ist das nicht berechtigt, um den moderaten Muslimen entgegenzukommen?
„Das wird so nicht funktionieren“, meinte der indonesische Muslim-Führer. „Wenn man ein Problem leugnet, wird man es nicht lösen.“ Man müsse sagen, „wer und was dafür verantwortlich ist“, also Ross und Reiter benennen.
Aber wenn man das wahre Ausmaß der islamischen Gewaltbereitschaft aussprechen würde, könnte die Angst der Mehrheitsgesellschaft vor dem Islam geschürt werden.
Darauf der Islamgelehrte: „Wenn ich ehrlich bin, dann kann ich die Angst der Westeuropäer vor dem Islam verstehen.“ Denn zu viele Muslime seien dem traditionellen Islam verhaftet, nach dem eine Haltung von „Segregation und Feindschaft zu Nichtmuslimen“ gefördert werde. Für das heutige multireligiöse Zusammenleben seien diese Regeln der islamischen Orthodoxie des Mittelalters gegen Ungläubige einfach „unvernünftig“. Sie würden die Muslime in den Gesellschaften des 21. Jahrhunderts „ein friedliches Leben tendenziell unmöglich machen“.
Wie steht der traditionelle Islam zum Staat?
Nach der Orthodoxie ist der islamische Staat als universale Monarchie (Kalifat) für die Muslime und gegen die nicht-muslimische Welt konzipiert. Diese Idee der islamischen Klassik führt „im 21. Jahrhundert zu Chaos und Gewalt“, urteilte Staquf.
Eine weitere problematische Grundannahme betrifft das Verhältnis zum Recht!?
Ja, viele Muslime sähen in den Scharia-Regeln unveränderliche Gesetze, wie in der Tradition gelehrt. Das führe zu sozialen und politischen Konflikten. Staquf hält die Absolutsetzung der islamischen Regeln für falsch. Vor allen müsste der Vorrang staatlicher Gesetze glasklar sein.
Was sollte der Westen tun?
„Ich bewundere die europäischen Politiker. Sie denken so wunderbar humanitär“, so der Islamgelehrte. Aber man sollte ebenso realistisch denken und handeln. Man nimmt Flüchtlinge problematischer Herkunft auf, über die man nichts weiß, auch Extremisten. Man sieht tatenlos zu, wie Saudi-Arabien mit Massen von Geld eine ultrakonservative Version des Islam im Westen und überall auf der Welt verbreitet. „Die saudische Strategie einer Verbreitung von Wahabismus und Salafismus hat die Welt in ein Pulverfass verwandelt.“
Kirchen- und Staatsführer im Gleichschritt der Verharmlosung
Mit den genannten Kritikpunkten an der laxen Linie der westlichen Politiker sind auch die Kirchenführer gemeint. Kardinal Marx etwa hat noch bei jeder Presseerklärung zu muslimischen Terroranschlägen der letzten Jahre im Gleichschritt mit der Staatsregierung Täter und islamischen Tathintergrund mit Verschleierungsformeln vertuscht. Papst Franziskus erklärte es zu seinem Grundsatz, bei religiös basierten Allahu akbar-Anschlägen den Islam auszublenden und damit zu exkulpieren.
Auf der DBK-Herbstvollversammlung in Fulda zeigte der zuständige Vertreter der deutschen Bischöfe die oben kritisierte Ignoranz und Leugnung der Probleme des Islam. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, Leiter der Unterkommission für den interreligiösen Dialog, formulierte den Beharrungskurs: Unbeeindruckt vom „wachsenden Rechtfertigungsdruck“ angesichts der zahlreichen Terroranschläge sowie dem wachsenden islamischen Fundamentalismus halte man an dem Weiter-so-Dialog mit Muslimen fest.
Die einseitig gesetzte Vorgabe für den Islam-Dialog von Seiten der Kirche besteht seit dem Konzil in der Behauptung, der Islam sei dem Christentum ja „so verwandt“ durch angeblich viele Gemeinsamkeiten. Aus diesem Ansatz folgt, dass man die fundamentalen Differenzen des Islam zu den christlich basierten westlichen Werten etwa in den Fragen zu Gewalt, Staat und Recht, zu Menschenrechten und Gleichheit von Mann und Frau nicht sehen und wahrhaben will.
Aus strittigen Annahmen zu fehlerhaften Folgerungen
Bischof Bätzing demonstrierte bei einer Pressekonferenz in Fulda, wie man die offensichtliche Gewalt in Koran, islamischer Geschichte und Tradition hinweginterpretiert haben will. Aus dem Bericht der Tagespost vom 28. September ergibt sich folgende Argumentationsstruktur.
Allgemeiner Obersatz:
„Die Neigung zu Gewalt ist wohl eher in der anthropologischen als in der religiösen Dimension zu verorten.“
Konkretisierungen, Folgerungen:
Daher sei die weltweit religiös legitimierte Gewalt ein Missbrauch der Religion, „um unterschiedliche Identitäten zu markieren sowie wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Interessen zu begründen.“
Auch den Islam sollte man deshalb seinem „Wesen nach nicht als gewaltaffin betrachten“.
Wenn sich aber muslimische Terroristen bei ihren Anschlägen auf Allah, Mohammed oder den Koran berufen, sollte man im Dialog mit den Muslimen allenfalls seinen „Schmerz thematisieren“.
Letztlich jedoch seien alle muslimischen Gewalttäter nur „kriminelle Extremisten“, die sich zur „Legitimierung ihrer Verbrechen“ fälschlich auf den Islam berufen und ihn damit „pervertieren“ würden.
Unausgesprochene, aber logische Schlussfolgerung:
Islamisch motivierte Gewalt, Terrorakte von Muslimen und der salafistische Dschihad haben nichts oder wenig mit dem Islam zu tun.
Mit der Ableitung von einer umstrittenen Grundannahme hat man sich einen Wunsch-Islam zurechtgeschneidert. Doch dieses idealistische Religionsbild hat wenig mit dem real existierenden Islam zu tun.
Ein großer Anteil der frommen Muslime ist gewaltbereit
Mehrere Studien haben für Deutschland herausgearbeitet, dass ein erheblicher Anteil der Muslime „die grundlegenden Strukturen unserer freiheitlichen Ordnung ablehnt“ – so der bayrische Justizminister Winfried Bausback im FAZ-Gespräch. Die Infragestellung etwa von staatlichem Gewaltmonopol, Rechtsstaat und Menschenrechten ist besonders stark bei den traditionell-religiösen Muslimen in den Moschee-Vereinen. Für Österreich hat diese Tendenz kürzlich der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) in einer Studie nachgewiesen. Demnach arbeiten 38 Prozent der Moscheen in Wien auf eine dezidierte Abwertung der westlichen Gesellschaft hin. „Gemäß diesem Weltbild ist der Glaube nicht dem demokratischen Rechtsstaat untergeordnet – vielmehr steht der Koran dort klar über den staatlichen Regeln und Gesetzen“, heißt es im ÖIF-Forschungsbericht2)
. Als Folgewirkung ist anzusehen, dass mit der klassischen Koranlehre der Boden bereitet wird für islamisch fundierte Gewaltbereitschaft.
Die Verfestigung vom islamischen Gewaltpotential im orthodox-muslimischen Milieu hat eine Befragung unter türkischen Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren schon vor zwei Jahrzehnten fertiggestellt. Ein Vorhalt an die 1.200 Befragten lautete: „Jeder Gläubige muss wissen, dass die Religionen anderer Nationen nichtig und falsch und ihre Angehörigen Ungläubige sind. Der Islam ist die einzig rechtgläubige Religion.“ Dazu gab es knapp 56 Prozent völlige oder einfache Zustimmung. Aus diesem Überlegenheitsanspruch der traditionell orientierten Muslime erwächst die von dem indonesischen Islamgelehrten festgestellte „Segregation und Feindschaft“ gegenüber „Ungläubigen“.
Man muss die töten, die gegen den Islam kämpfen
Bei den Folgefragen ging es um die Gewaltbereitschaft der jungen Muslime: 36 Prozent war bereit, sich im Dienste der islamischen Gemeinschaft „mit körperlicher Gewalt gegen Ungläubige durchzusetzen“. Der Dschihad-Gewalt zur „Durchsetzung des islamischen Glaubens“ stimmte 28 Prozent zu. Ein Viertel der befragten Muslime bekundete Bereitschaft, Andersgläubige zum Nutzen der islamischen Gemeinschaft „zu erniedrigen“. Noch erschreckender war nur die Zustimmung von 23,2 Prozent der in Deutschland aufgewachsenen muslimischen Jugendlichen zu dem Vorhalt: „Wenn jemand gegen den Islam kämpft, muss man ihn töten.“
Aus dieser Studie von Heitmeyer u. a. zeigt sich, dass die Gewalt- und Mordserien von religiös-radikalen Muslimen im traditionellen Islam ein breites Legitimations- und Rekrutierungsfeld haben. Sie bestätigt empirisch die These von Staquf über den Zusammenhang von „Terrorismus und Islam“. Zugleich stellt sie die von Politik und Medien oftmals wiederholte sprachliche Beruhigungspille infrage, dass die übergroße Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime religiös motivierte Gewalt ablehnen würde.
Vor zehn Jahren war die öffentliche Meinung noch deutlich realistischer. Damals titelte Der Spiegel: „Mekka Deutschland. Die stille Islamisierung“. Die Bundesregierung ließ 2007 verlauten, dass ein besorgniserregender Anteil von muslimischen Jugendlichen zu Fundamentalismus und Demokratie-Ablehnung neige.
Die fatale Parole von der Eindeutschung des Islam
Die Wende kam wohl durch die pauschale Parole von Bundespräsident Wulff und Kanzlerin Merkel, dass der Scharia-Islam zum integralen Bestandteil des freiheitlich-demokratischen Deutschlands gehören sollte. Seit jenem Zeitpunkt ist es nicht mehr politisch korrekt im Sinne der herrschende Staats- und Mediendoktrin, auf islamisch motivierte Haltungen zu Gewalttätigkeit, Demokratieablehnung, Menschenrechtsverneinung, Distanz zu personaler Gleichberechtigung und Ablehnung anderer europäischer Grundwerte warnend hinzuweisen. Entsprechende Stimmen werden schnell als unbegründete Angstmacherei oder rechtspopulistische Fremdenfeindlichkeit abgestempelt. Auch die Kirchenführung beteiligt sich seither an der Vertuschung der realen Verhältnisse im Islam sowie der Abkanzlung von kritischen Meinungen.
Die Islamverbände und Moscheevereine nehmen das Freisprechen von jeder Mitverantwortung für den islamischen Angriff auf unsere westlichen Grundwerte gerne an. Denn damit brauchen sie sich nicht mehr um Reform und Kritik an den gewaltfördernden Elementen in Koran und Tradition zu bemühen. Die Imame und muslimischen Gemeinden in Deutschland können ungestört fortfahren, die Subtexte ihrer klassischen Lehre von muslimischem Überlegenheitsanspruch, Segregation von den Ungläubigen und Ablehnung westlicher Werte bis hin zu islamischer Gewaltbereitschaft zu pflegen. Diese Wirkung ist vielleicht die schlimmste, weil nachhaltigste Folge davon, dass der klassische Islam als Basis für Gewalt, sexuelle Übergriffe und Terror geleugnet wird. Diese Kritik muss sich auch die kirchliche Dialog-Politik gefallen lassen.
Klare Ansage gegenüber den muslimischen Gesprächspartnern
Die Folgerung und Forderung ist aber nicht, alle Gespräche mit Muslimen abzubrechen. Doch der Dialog kann nur Berechtigung haben, wenn die Kirche aufgrund realistischer Wahrnehmung von den Islamvertretern die Initiierung einer fundamentalen Kurskorrektur des traditionellen Islam abverlangt, wie sie der indonesische Generalsekretär eingefordert hat.
Das Mindeste ist, von den Islam-Verbänden eine Bringschuld von Respekt für das Grundrecht der Religionsfreiheit und des Religionswechsels zu erwarten. Die jährlich etwa 300 Konvertiten vom Islam zum Christentum müssen mitten im liberalen Deutschland Angst vor Repressalien und aggressiven Anfeindungen der Moschee-Muslime haben. Statt dass die Deutsche Bischofskonferenz diese muslimische Militanz gegen christliche Konvertiten öffentlich anprangert und die Islamverantwortlichen in die Pflicht ruft, wird dieser Skandal versteckt „und nicht weiter bekannt gemacht“. Die Imame können derweil unbehelligt nach der traditionellen Lehre gegen Konvertiten als Apostaten hetzen – und damit gegen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit.
Als Modell könnte die bekannte Passage aus der Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. dienen. Der hatte ein Wort des byzantinischen Kaisers Manuel II. aus dessen Dialog mit einem muslimischen Gelehrten aus Persien zu islamischer Gewalt zitiert. Der gelehrte Kaiser charakterisierte die Gewaltdimensionen des Islam als nicht vernunftmäßig und damit widergöttlich. Benedikts klare Ansage und auch indirekte Anklage gegenüber dem Islam zeigte nach anfänglichen Irritationen positive Wirkung insofern, als zahlreiche Islamvertreter die Aufforderung zur Klärung der Fragen von Gewalt, Vernunft und Gottesbeziehung annahmen.
Der aktuelle Schmuse-Dialog ist dagegen „ein bisschen leichtsinnig und zu blauäugig“, wie Kardinal Lehmann den interreligiösen Dialog 2007 bewertete. Die gegenseitige Versicherung, dass man beidseitig doch nur den Frieden wolle, schiebt das Gewaltproblem des Islam auf die lange Bank. Im Übrigen versteht der Islam unter ‚Frieden’ etwas anderes als der Westen, ebenso wie bei den Begriffen ‚Menschenrechten’ und anderen universalen Werten. Das Dringen auf Kritik und Wandlung der traditionellen islamischen Lehre bleibt das A und O der Begegnung mit Muslimen. Da sollte die Kirche aufgrund ihrer Religionskompetenz sogar eine Vorreiterrolle spielen. Denn der säkulare Staat muss sich per definitionem in Religionsfragen zurückhalten.
Geschönte Islamkunde
Stattdessen hat sich die Kirche in der Geschäftigkeit des routinierten Dialogbetriebs eingerichtet. Bischof Bätzing lobte die „gewachsene Dialogkompetenz der Kirche in Deutschland“. Selbst Dekanate und Pfarreien seien inzwischen in Islamfragen kundig und im Dialog handlungsfähig. Islambeauftragte der Bistümer würden Kenntnisse über den Islam vermitteln.
Der Limburger Bischof vergaß die Islamkunde im Religionsunterricht zu erwähnen. Da wird seit Jahrzehnten ein geschöntes, oftmals ein religionsidyllisches Bild vom Islam vermittelt. Die problematischen Seiten, etwa die Schwertverse des Koran oder die muslimische Gewaltgeschichte von kriegerischer Expansion, werden ausgeblendet. Und wenn in einem Religionsbuch doch einmal die Rede davon unvermeidlich ist, etwa zu Spanien, dann verdreht man die Ereignisse zugunsten der Muslime: Die spanische Rückeroberung ihres eigenen Landes wird als grausam gebrandmarkt, während man die 200 muslimischen Kriegszüge von El Andalus, auch zur Versklavung von Christen, verschweigt. Dabei könnte man an jenen Ereignissen gut den Charakter des Frühislam erklären und sogar den Bogen zur Jetztzeit schlagen. Denn die islamischen Eroberungskriege der Altvorderen (salaf) sind den heutigen Salafisten und IS-Dschihadisten das Muster für ihre Terrorattacken gegen die „Ungläubigen“.